„Einmalige Chance für die Energieverteilung“

Bild: TeDo Verlag GmbH

Der Energiesektor ist mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Klimakrise und sich verändernde wirtschaftliche Dynamiken machen ein Umdenken bei der Verteilung von Energie von Nöten. Hinzu kommen Technologien wie Solar- und Windenergie oder Elektromobilität. Elektrifizierung und Digitalisierung treiben diese Energiewende weiter voran. Sie befinden sich genau im technologischen Zentrum: Was treibt Sie momentan am meisten an, Herr Kelkar?

Rohan Kelkar: Wir sind der Überzeugung, dass sich für die Energiewende in Europa aktuell eine einmalige Chance bietet. Die Elektrifizierung schreitet aus verschiedenen Gründen massiv voran und gleichzeitig haben wir mit Digitalisierung und KI schon heute die nötigen Technologien zur Hand, um eine flexible und zuverlässige Stromversorgung, auch mit hauptsächlich erneuerbaren Energieträgern, zu realisieren. Gerade bei Themen wie Energieverteilung, Energiemanagement und Energieeffizienz – also den Kernthemen von Schneider Electric – findet gerade eine rasante Entwicklung statt. Und die ist ungeheuer spannend. Denn hier zeigt sich das große wirtschaftliche Potenzial von Nachhaltigkeit und Energiewende ganz besonders.

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Wie muss diese neue Art der Energieverteilung aussehen?

Wenn man so will, verändert sich gerade ein Grundprinzip der Energieverteilung, das für rund 150 Jahre Bestand hatte. Denn bisher ist Strom immer nur in eine Richtung geflossen: vom Ort der Erzeugung über Leitungen an den Ort des Verbrauchs, wo dann die Verteilung erfolgt. Und genau das ändert sich jetzt. Denn aufgrund der geringen Leistungsdichte von erneuerbaren Energieträgern macht es wenig Sinn, dass diese nur an einzelnen, zentralen Orten ihre Energie erzeugen. Stattdessen braucht es eine flächendeckende Verbreitung von z.B. Photovoltaikanlagen, um eine wirklich stabile Energieversorgung zu gewährleisten. Und für die Netze hat diese dezentrale Erzeugungsweise natürlich Folgen. Denn Energie fließt nun nicht mehr nur in eine Richtung. Wo vorher nur verbraucht wurde, wird jetzt auch erzeugt und eingespeist. Darauf müssen wir uns technisch einstellen. Ein wichtiger Ansatzpunkt ist hierbei etwa der Einsatz von Gleichstromnetzen. Denn die meisten unserer Lasten laufen bereits unter DC. Und im Fall erneuerbarer Erzeuger werden jetzt auch die Energiequellen zu Gleichstrom. Wenn man also nativ auf Gleichstrom umstellt, lässt sich der Umwandlungsaufwand an der Quelle der Lasten reduzieren. Da müssen wir uns Gedanken machen, wie wir das sicher steuern können – gerade, wenn noch weitere Bereiche, wie die Elektromobilität, hinzukommen. Gemeinsam mit einem Partner haben wir z.B. eine Lösung für ein Gleichstrom-Microgrid entwickelt, mit der das gesamte hybride AC-DC-Netzwerk verwaltet werden kann. Auf Geräteebene kommt dabei das offene Current/OS-System zum Einsatz. Im Gegensatz zu einem zentralen Microgrid-Controller kann sich hier jedes Gerät regulieren, wenn sich die Leistung nach oben oder unten verschiebt. Neue Stationen kann ich einfach hinzufügen.

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Welchen Trend sehen Sie produktseitig im Gebäudesektor?

Grundsätzlich möchte ich betonen, dass in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und KI schon heute alle Technologien für einen nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudebetrieb zur Verfügung stehen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht betrifft den Grad ihrer Implementierung. Aber hier sind definitiv Fortschritte erkennbar. Die Corona-Krise, aber mehr noch die Energiekrise haben das Bewusstsein für das Potenzial digitaler Technologien deutlich geschärft. Gerade Prosumer-Lösungen, für Erzeugung und Verbrauch im selben Gebäude, liegen momentan voll im Trend. Ein weiterer Trend ist die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Produkts. Wenn man über Nachhaltigkeit nachdenkt, muss man auch über die Lebensdauer eines Produkts nachdenken. Bei der Entwicklung unserer Lösungen, wie dem offenen Leistungsschalter MasterPact MTZ, spielt daher immer auch eine Rolle, wie dieses Produkt in den nächsten Jahren genutzt wird.

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