Autonom im Sekundentakt

Bild 1 | Freie Sicht nach vorne: In der U3 behindert kein Fahrerstand den Ausblick der Passagiere.
Bild 1 | Freie Sicht nach vorne: In der U3 behindert kein Fahrerstand den Ausblick der Passagiere.
Bild 1 | Freie Sicht nach vorne: 
In der U3 behindert kein Fahrerstand den Ausblick der Passagiere.
Bild 1 | Freie Sicht nach vorne: In der U3 behindert kein Fahrerstand den Ausblick der Passagiere.Bild: Matthias Merz

Mit Innovationen im Schienenverkehr kennt sich Nürnberg bestens aus – schließlich fuhr von hier aus 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland. Dass 2008 die erste fahrerlose U-Bahn ebenfalls in Nürnberg den Betrieb aufnahm, steht sozusagen in guter Tradition. Als Projekt RUBIN (Realisierung einer automatisierten U-Bahn in Nürnberg) Ende der 1990er-Jahre gestartet, sind die Nürnberger U-Bahn-Linien U2 und U3 bis heute die einzigen vollautomatisierten U-Bahnen in Deutschland. Was zuerst auffällt: Der Verzicht auf den Fahrerstand ermöglicht ein ganz ungewohntes Erlebnis, nämlich die freie Sicht in Fahrtrichtung. Insbesondere bei den kleinen Nürnbergern sind die Plätze im vorderen Wagenteil heiß begehrt – selbst wenn in den dunklen U-Bahn-Tunneln nicht viel zu sehen ist.

Hohe Frequenz möglich

Die Vorteile der vollautomatisierten Züge sind zahlreich: Das innovative System senkt die Personalkosten und die Energie wird durch eine optimierte Fahrweise effizienter genutzt. Die fahrerlosen U-Bahnen sind nach Angaben der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft Nürnberg zudem pünktlicher und technisch zuverlässiger als Linien mit Fahrer. Besonders wichtig für die VAG: Die Züge können dichter aufeinanderfolgen als im konventionellen Betrieb. Die Computer in den Bahnen tauschen permanent Daten mit dem zentralen Steuerungssystem aus. Das verhindert, dass eine Bahn zu dicht auf einen vorausfahrenden Zug auffährt. Die fahrerlosen Bahnen können daher in kurzen Abständen auf die Strecke geschickt werden je nach erwarteten Fahrgastzahlen entweder als Kurzzug alle 100 Sekunden oder als Langzug im 150-Sekunden-Takt. So wurde die Transportkapazität auf den Strecken deutlich gesteigert und die Wartezeit entsprechend verkürzt.

Moderne Sicherheitssysteme

Um auf eine menschliche Kontrollinstanz im Fahrerstand verzichten zu können, ist eine Vielzahl von Sicherungssystemen notwendig. Beispielsweise verfügt die U-Bahn über intelligente Türen und eine automatisierte Abfertigung beim Ein- und Aussteigen. Moderne Überwachungstechnik stellt sicher, dass jeder Zug automatisch vor der Bahnhofseinfahrt stoppt, wenn sich eine Person oder ein Gegenstand einer bestimmten Größe in den Gleisen befindet. Nachfolgende Züge werden im Notfall ebenfalls angehalten, idealerweise an einem Bahnhof. Im Falle eines solchen Stopps erhält die Leitstelle sofort eine Benachrichtigung vom Bahnsteigsicherungssystem und kann sich über Videokameras ein Bild von der Situation machen.

Hoch verfügbare Energieverteilung

Neben den komplexen Steuerungs- und Sicherheitssystemen müssen auch Beleuchtung, Belüftung, Heizung und weitere Systeme sicher mit Strom versorgt werden. Dabei kommt es mehr noch als bei konventionellen Bahnen auf eine absolut zuverlässige und stets verfügbare Energieverteilung an. Bei einem Stromausfall muss beispielsweise die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) sofort ausreichend Energie für den Betrieb aller Systeme bereitstellen. Die Firma M-T-N Elektrotechnik aus dem nahegelegenen Sulzbach-Rosenberg hat die Schaltanlagen geplant und umgesetzt. Und aus eigener Initiative ABB ins Spiel gebracht. „Wir blicken inzwischen auf eine langjährige gute Zusammenarbeit mit ABB zurück, zum Beispiel bei der Ausstattung von Rechenzentren“, sagt Leonhard Flierl, Geschäftsführer von M-T-N. „Deswegen haben wir der VAG den Vorschlag gemacht, sich bei den Schaltanlagen für ABB-Produkte zu entscheiden.

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