Aus Sicht des Opfers

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Keine Organisation möchte Opfer von Cyberkriminalität werden. Aber wenn es Sicherheitslücken gibt, ist es wahrscheinlich, dass Angreifer diese finden und ausnutzen werden. Dabei kann es Monate oder sogar noch länger dauern, bis das Opfer den Angriff überhaupt bemerkt. Sogenannte Incident Responder können Unternehmen dabei helfen, Angriffe und deren Auswirkungen zu identifizieren, zu blockieren und abzuschwächen. Ein solches Monitoring ermöglicht außerdem eine genaue Analyse von Angriffsmustern und im Ergebnis eine hautnahe Betrachtung, wie Cyberkriminalität tatsächlich die Opfer trifft.

Angreifer werden geschickter

Angreifer sind immer geschickter darin, sich zu tarnen. Daher sind verschiedene Sicherheitslevel notwendig, die die Angriffskette an unterschiedlichen Orten durchbrechen. Während die initiale Verletzung automatisiert abläuft, nutzen Hacker im Anschluss beispielsweise legitime IT-Werkzeuge, wie z.B. Netzwerk-Scanner, für ihre Zwecke, um Sicherheitstechnologien zu umgehen und sich lateral durch das Netzwerk zu bewegen. Die Herausforderung für Opfer liegt darin, dass IT-Sicherheitsteams besonders wachsam bei der Bewertung von Tools sein müssen, die legitim und deswegen aber auch beliebt und häufig gebräuchlich bei Angreifern sind. Zudem kompromittieren Angreifer regelmäßig bestehende Administrator-Accounts, um sich vor aller Augen zu verstecken. Werden sie in ihren Angriffen gestoppt, versuchen sie etwas anderes. Und hier offenbart sich einer der bedeutendsten und durch die Opfer immer noch zu sehr unterschätzter Aspekt von Cyberkriminalität: Man kämpft nicht gegen Malware-Code, sondern gegen Menschen.

Ransomware-Meldung als Finale

Laut Incident Respondern glauben viele Opfer, dass ein Angriff erst kurz vor seiner Sichtbarkeit – z.B. durch die Ransomware-Meldung – erfolgt ist. In der Regel haben sich Angreifer jedoch bereits eine ganze Weile vor diesem Zeitpunkt im Netzwerk aufgehalten. Sie agieren verborgen, scannen das System, installieren Hintertüren und stehlen Informationen. All diese Aktivitäten sind Marker, die geprüft werden müssen, um eine vollständige Wiederherstellung nach dem Angriff zu erleichtern. Der Teil des Angriffs, der am meisten die Alarmglocken klingen lässt, ist das Starten von Ransomware. An diesem Punkt gelingen dem Angreifer alle oben genannten Methoden im Opfer-Netzwerk, so dass er aus seiner Deckung kommen und präsent sein kann. Mit anderen Worten: die Implementierung von Ransomware markiert das Finale eines Angriffs, nicht seinen Beginn.

Zahlen oder nicht zahlen

Rund 90 Prozent der Attacken, die von Incident Respondern gesehen werden, involvieren Ransomware und die Auswirkungen dieser Angriffe sind oft verheerend. Einige Opfer fühlen sich ohnmächtig und halten eine Lösegeldzahlung für die einzige Option. Andere Organisationen entscheiden sich gegen eine Zahlung. Wiederum andere sorgen sich mehr um den Schaden für ihre Reputation denn über Lösegeld für Entschlüsselungscodes. Die Ransomware selbst variiert in Qualität. Ransomware-Analysen haben gezeigt, dass Attacken nicht nur für die Opfer anstrengend und einschüchternd sind, sondern dass auch die Angreifer zunehmend unter ‚Erfolgsstress‘ stehen: Sie bedrängen Unternehmen, die sich weigern zu zahlen, immer massiver.

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