Menschenähnlich, aber geschlechtsneutral

Der androide Roboter Andrea wurde von der Hochschule der Medien zusammen mit dem japanischen Unternehmen A-Lab entwickelt. Er hat bewusst ein geschlechtsneutrales Äußeres erhalten.
Der androide Roboter Andrea wurde von der Hochschule der Medien zusammen mit dem japanischen Unternehmen A-Lab entwickelt. Er hat bewusst ein geschlechtsneutrales Äußeres erhalten.
Der androide Roboter Andrea wurde von der Hochschule der Medien zusammen mit dem japanischen Unternehmen 
A-Lab entwickelt. Er hat bewusst ein 
geschlechtsneutrales Äußeres erhalten.
Der androide Roboter Andrea wurde von der Hochschule der Medien zusammen mit dem japanischen Unternehmen A-Lab entwickelt. Er hat bewusst ein geschlechtsneutrales Äußeres erhalten.Bild: HdM Stuttgart/Laura Poluschkin

Der androide Roboter Andrea wurde von dem japanischen Unternehmen A-Lab in Kooperation mit der Hochschule der Medien in Stuttgart (HdM) entwickelt und gebaut. Die Hochschule hat den androiden Roboter mit insgesamt fünf Roboterköpfen von A-Lab erworben und im Oktober 2022 entgegengenommen. Dafür hat Prof. Dr. Christian Becker-Asano, der einen Lehrstuhl im Studiengang Medieninformatik innehat, eine 3D-Vorlage des Roboterkopfs gestaltet, nachdem über eine Umfrage an der Hochschule der Medien klar wurde, dass der Androide keiner historischen Person nachempfunden sein soll, keinem realen, noch lebenden Menschen ähneln und ein geschlechtsneutrales Design erhalten soll. Damit hält sich die HdM die Möglichkeit offen, auch die Frage der Interaktion mit Robotern zu erforschen, deren Äußeres vom Menschen auch im Hinblick auf das scheinbare Geschlecht interpretiert wird. Das äußere Design des Roboters geht damit allein auf die Hochschule der Medien zurück.

An der HdM arbeiten Studierende unterschiedlicher Studiengänge mit insgesamt fünf Roboterköpfen, die auf den Körper des Androiden gesetzt werden können.
An der HdM arbeiten Studierende unterschiedlicher Studiengänge mit insgesamt fünf Roboterköpfen, die auf den Körper des Androiden gesetzt werden können.

Keine Bedrohung

Der Roboter wiegt etwa 50kg und ist sitzend ausgeführt. Nur der Oberkörper ist beweglich, in den Beinen des Roboters ist die nötige Elektronik untergebracht. Er verfügt über 52 pneumatische Aktuatoren, davon 16 allein im Gesicht. Die Software, die den Roboter steuert, wurde eigens vom Team um Professor Becker-Asano in Python geschrieben und ermöglicht die Bewegungen des Roboters inklusive Mimik. Dabei kooperiert die Hochschule der Medien auch mit dem Hiroshi Ishiguro Lab des Advanced Telecommunications Research Institute International in Japan. Die dort für den Androiden Erica entwickelte Software soll auch an der Hochschule der Medien zum Einsatz kommen.

Das Team um Professor Becker-Asano hat sich bei der Entwicklung des Roboters zusammen mit A-Lab bewusst dafür entschieden, Andrea nur sitzend auszuführen. Ein sitzender Roboter ist automatisch kleiner als ein vor ihm stehender Mensch. Er wirkt weniger bedrohlich, als ein stehender Androide, der durch seine Haltung möglicherweise impliziert, dass er auch einen Schritt auf den Menschen zugehen und so wiederum eine gewisse Bedrohung bedeuten könnte.

Menschenähnliche Intelligenz braucht ein menschenähnliches Äußeres

Becker-Asano wurde im März 2020 an die HdM berufen und hat im Institut für angewandte künstliche Intelligenz das Humanoid Lab aufgebaut. Finanziert wurde die Anschaffung des Roboters mithilfe eines Großgeräteantrags bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch Mittel des Landes Baden-Württemberg und der Hochschule selbst.

„Der androide Roboter soll zur Sichtbarkeit und Profilschärfung der Hochschule beitragen. Er kombiniert die Themen künstliche Intelligenz, digitale Ethik, Mensch/Computer-Interaktion, audiovisuelle Medien und empirische Ansätze der User Experience. So werden vielfältige Optionen für gemeinsame Forschungs- und Lehrkonzepte über die Grenzen einzelner Studiengänge hinweg geschaffen“, erläutert Professor Becker-Asano, der vor seiner Berufung an die Hochschule der Medien, selbst am Hiroshi Ishiguro Lab an der Erforschung von künstlicher Intelligenz arbeitete. Ausgehend von der Annahme, dass eine menschenähnliche künstliche Intelligenz auch einen menschenähnlichen Körper braucht, beschäftigte er sich dort mit der Simulation von Emotionen. Er entwickelte ein Computerprogramm, dass anhand von psychologischen Theorien Emotionen erzeugt. Um diese auch tatsächlich auszudrücken, braucht man wiederum ein z.B. virtuelles Gesicht, das z.B. lächelt, traurig oder wütend aussieht.

Weiterentwicklung der Mensch/Maschine-Interaktion

An der Hochschule der Medien ist Becker-Asanos erklärtes Forschungsziel, zu zeigen, inwiefern die Roboterköpfe die Interaktion zwischen Mensch und Maschine verbessern können. Dabei sollen zukünftig auch Sprach-Interfaces und die Gestenerkennung per Kamera zum Einsatz kommen. Entwicklungspotenzial sieht Becker-Asano dabei vor allen Dingen beim Einsatz von Mimik. Bisher seien die sprachgesteuerten Mensch/Maschine-Interaktionen noch sehr linguistisch. Tonfall und Mimik spielten dabei noch keine große Rolle.

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