Auf gewundenen Pfaden

Bild: University of the West of England Bristol

Das Forscherteam um Professor Nigel Franks von der School of Biological Sciences in Bristol konnte unlängst bestätigen, dass die meisten wichtigen Elemente des gegenseitigen Lehrens bei Felsenameisen nun verstanden sind, wie das Journal of Experimental Biology berichtete. Der Schlüssel zu diesem Lehrprozess ist das Tandemlaufen, bei dem eine Ameise eine andere Ameise langsam entlang einer Route zum neuen Nest führt. Die Schülerameise lernt den Weg so gut, dass sie selbst den Rückweg findet und dann einen Tandemlauf mit einer anderen Ameise zum neuen Nest durchführen kann.

Bild: University of the West of England Bristol

Portalroboter mit Duftdrüsen

Das Forscherteam wollte herausfinden, was für einen solchen Unterricht notwendig ist. Die Forscher bauten dafür ein großes Areal, um einen beträchtlichen Abstand zwischen dem alten Nest der Ameisen, das absichtlich von schlechter Qualität war, und einem neuen, viel besseren Nest zu schaffen, zu dem die Ameisen von einem Roboter geführt werden sollten. Hier wurde ein Portalsystem installiert, das sich hin- und herbewegt und an dem ein kleiner Roboter befestigt ist. Die Wissenschaftler konnten den Roboter nun anweisen, sich entweder auf geraden oder gewundenen Strecken zu bewegen. Die Duftdrüsen einer Arbeiterameise wurden am Roboter angebracht, um ihn mit den Pheromonen einer Ameisenlehrerin auszustatten.

Professor Franks erklärt: „Wir warteten, bis eine Ameise das alte Nest verließ, und setzten den mit attraktiven Pheromonen versehenen Roboterkopf direkt vor ihr ab. Er war so programmiert, dass er sich entweder auf einem geraden Weg oder auf einem gewundenen Weg zum neuen Nest bewegte. Wir mussten den Roboter auf seiner Reise immer wieder unterbrechen, um auf die nachfolgende Ameise zu warten, die sich nach Orientierungspunkten umsah. Nachdem die nachfolgende Ameise vom Roboter zum neuen Nest geführt worden war, erlaubten wir ihr, das neue Nest zu untersuchen und dann in ihrer eigenen Geschwindigkeit die Heimreise anzutreten. Anschließend zeichneten wir mit Hilfe des Portalroboters den Weg der zurückkehrenden Ameise auf.“

Bestmöglicher Weg zum neuen Nest

Das Team stellte fest, dass der Roboter dem Ameisenlehrling den Weg tatsächlich erfolgreich beigebracht hatte. Die Ameisen wussten, ob sie einen gewundenen oder einen geraden Weg zurück zum alten Nest nehmen sollten. Franks dazu: „Ein gerader Weg ist vielleicht schneller, aber ein gewundener Weg gibt der nachfolgenden Ameise mehr Zeit, um Orientierungspunkte zu lernen, sodass sie den Weg nach Hause genauso effizient finden kann wie auf einem geraden Weg. Entscheidend ist, dass wir die Leistung der Ameisen, die der Roboter unterrichtet hatte, mit denen vergleichen konnten, die wir zum neuen Nest brachten, ohne dass sie eine Gelegenheit hatten, den Weg zu lernen. Die gelehrten Ameisen fanden ihren Weg nach Hause schneller und erfolgreicher.“

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