Transfer-X soll Mittelständlern den Weg in die Datenökonomie ebnen

Bild: © Fraunhofer IOSB / M. Zentsch [M.]

Die Lieferketten von Produkten wie Autos sind komplex und vernetzt. Störungen können dazu führen, dass Autohersteller trotz Nachfrage ihre Produktion herunterfahren müssen, weil einzelne Komponenten fehlen. Die Digitalisierung kann helfen, Lieferketten resilienter zu machen und solche Ausfälle zu vermeiden. Zudem versprechen digitalisierte Wertschöpfungsketten eine bessere Rückverfolgbarkeit und mehr Nachhaltigkeit. Diese Potenziale zu heben – und gleichzeitig, trotz globaler Datenschnittstellen, das Know-how, die Interessen und die Datensouveränität aller Beteiligten zu schützen – ist das Ziel von Projekten wie Catena-X. Allerdings: „Während die technologischen Herausforderungen in F&E-Projekten wie Catena-X umfassend adressiert werden, bleibt ein ‚missing link‘ mit Blick auf die Praxis“, sagt Dr. Olaf Sauer, Geschäftsfeldkoordinator Automatisierung und Digitalisierung am Fraunhofer-Institut IOSB. Denn die entstehenden Datenplattformen und -ökosysteme könnten nur dann zum Erfolg werden, wenn eine kritische Masse der potenziellen Nutzer auch wirklich mitmache. Das betreffe insbesondere kleine und mittlere Unternehmen, die sich mit der Transformation hin zu einer Datenökonomie natürlicherweise schwertun.

Transfer in den Mittelstand

Dies adressiert das Transferprojekt Transfer-X, das das Fraunhofer IOSB gemeinsam mit dem DLR leitet. Aufsetzend auf Catena-X und anderen Projekten soll ein Transformations-Hub entstehen, der den Transfer der F&E-Ergebnisse in den Mittelstand vorantreibt und aktiv begleitet. „Wir wollen möglichst viele Unternehmen möglichst schnell dazu motivieren und befähigen, an den Datenökosystemen teilzunehmen. Denn nur so können die entwickelten Lösungen skalieren“, sagt Projektleiter Olaf Sauer. Zu diesem Zweck sollen multimediale und interaktive Inhalte, sogenannte Transfermodule, geschaffen und auf einer einfach zu bedienenden Webplattform veröffentlicht werden. Diese Motivations- und Wissenshäppchen sollen Sauer zufolge auf spezielle Zielgruppen innerhalb KMU zugeschnitten sein: „Z.B. wollen wir einer geschäftsführenden Person zeigen, welchen unmittelbaren Nutzen ihr Unternehmen davon hat, wenn es Teil des Daten-/Dienste-Ökosystems wird und dort Daten einbringt sowie von anderen Unternehmen zugespielt bekommt – aber auch, welche Voraussetzungen es dafür erfüllen muss.“ Weiterführend könnte sich dieselbe Person informieren, wie sich mit digitalen Werkzeugen der CO2-Fußabdruck des Unternehmens nachhaltig reduzieren lässt oder wie dieses im Kontext des Daten-/Dienste-Ökosystems möglicherweise neue Geschäftsmodelle erschließen könnte. „Ein Einkäufer lernt dagegen beispielsweise, wie er bei der Suche nach neuen Rohstofflieferanten unterstützt wird und sicherstellen kann, dass die Lieferanten Sozial- und Umweltstandards einhalten.“ Ebenso seien Transfermodule in Planung, die sich an die Produktionsleitung, Disponenten oder IT-Fachleute richteten.

Konsortium entwickelt Inhalte

Ein Projektkonsortium hat nun begonnen, diesen Transformations-Hub und die Inhalte dafür zu entwickeln. Es wird koordiniert von einem Tandem aus dem Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB (Karlsruhe und Lemgo) und dem Institut für KI-Sicherheit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (St. Augustin). Beteiligt sind weiterhin Arena2036, Catena-X Automotive Network e.V., die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden, die Automotive Agentur Niedersachsen, die Fraunhofer-Institute für Materialfluss und Logistik IML sowie für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU und die Fraunhofer-Academy. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert Transfer-X mit rund 8 Mio.€.

Fraunhofer IOSB

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