Pumpe statt Ejektor

Der elektrische Vakuumerzeuger GCPi von Schmalz kommt ohne Druckluft aus.
Der elektrische Vakuumerzeuger GCPi von Schmalz kommt ohne Druckluft aus.
Der elektrische Vakuumerzeuger GCPi von Schmalz kommt ohne Druckluft aus.
Der elektrische Vakuumerzeuger GCPi von Schmalz kommt ohne Druckluft aus.Bild: J. Schmalz GmbH

„Es geht nicht darum, druckluftbasierte Ejektorsysteme zur Vakuumerzeugung zu ersetzen. Wir wollen Alternativen schaffen, die den Energieverbrauch reduzieren und auch dann noch funktionieren, wenn keine oder zu wenig Druckluft zur Verfügung steht“, erklärt Dr. Kurt Schmalz, geschäftsführender Gesellschafter von Schmalz. Mögliche Szenarien sind mobile Roboter oder Roboterzellen, die in einem Bereich arbeiten, der nicht an das Druckluftsystem angeschlossen ist. Die Vakuumerzeuger verbrauchen im Vergleich zur gesamten Anlage prozentual gesehen sehr wenig Energie.

Vakuumerzeuger in Klein

Die Lösung sind rein elektrische Vakuumerzeuger, die so kompakt sind, dass sie auch direkt am Roboterarm montiert werden können. Elektrische Vakuumerzeuger an sich sind nichts Neues: „Wir haben schon lange elektrische Pumpen und Gebläse im Angebot, die Betreiber in der automatisierten und manuellen Handhabung einsetzen, wenn hohe Saugvolumenströme erforderlich sind. Für eine Anwendung am Roboterarm sind diese jedoch zu groß und zu schwer“, erklärt der Geschäftsführer. Schmalz hat daher das Portfolio elektrischer Vakuumerzeuger in Richtung kleinerer und leichterer Bauformen erweitert und 2016 mit der ECBPi die erste Cobot-Pump vorgestellt. Sie ist elektrischer Vakuumerzeuger und mechanische Greiferschnittstelle zum Roboter in einem. „In der Vakuumautomation waren wir damit Vorreiter“, kommentiert der geschäftsführende Gesellschafter. Die Herausforderung: Schmalz musste auf sehr engem Raum neben der Vakuumerzeugung auch die druckluftlose Ablegefunktion realisieren. Die Lösung für das schnelle Ablegen des Werkstücks heißt dabei: Belüften statt Abblasen.

Noch kompakter ist die neue Cobot-Pump ECBPMi, die für das Kleinteile-Handling saugdichter Objekte ausgelegt ist. „Die leichten End-of-Arm-Komponenten sind für Cobots und Leichtbauroboter geeignet. Sie kommen ohne Druckluft aus und lassen sich deshalb auch auf autonom fahrenden Transportfahrzeugen einsetzen“, skizziert Kurt Schmalz eine potenzielle Anwendung. Es sind jedoch nicht mehr nur die kleinen Leichtbauroboter, bei denen das Loslösen von der Druckluft sinnvoll ist: Mit dem Trend der Nachhaltigkeit und damit dem Anspruch nach effizienteren Systemen ist der Bedarf an druckluftunabhängiger Vakuumautomation auch für größere Anlagen gestiegen.

Die Druckluft bietet einige Vorteile: die hohe Leistungsdichte und die realisierbaren betriebssicheren Funktionen in den pneumatischen Komponenten. Das macht diese kleinbauend, robust und schnell. „Betrachten wir unsere Vakuumejektoren, die den Überdruck nahezu optimal in Unterdruck umwandeln und mit ihrer Luftsparfunktion adaptiv auf den Handhabungsprozess reagieren können, haben wir leistungsstarke und effiziente Komponenten mit einer Einsparung von bis zu 95 Prozent. Allerdings lassen sich die Luftsparfunktionen nicht überall einsetzen“, ergänzt der Experte.

Belüftungsfunktion von der Pumpe entkoppelt

„Falls die druckluftlose Fabrik irgendwann kommen sollte, müssen Hersteller von Pneumatikkomponenten und Handhabungstechnik alternative Produkte liefern, die rein elektrisch funktionieren. Wir fahren daher eine Parallelstrategie“, erläutert der Schmalz-Chef. Dieser Strategie folgend, hat Schmalz jetzt den elektrischen Vakuumerzeuger GCPi entwickelt: Er ist größer als die Cobot-Pump und schließt die neuen elektrischen Vakuumerzeuger an das bisherige Portfolio an. Mit dem GCPi löst sich Schmalz vom bisherigen Standard, den Vakuumerzeuger direkt auf dem Roboterarm anzubringen. Der Anwender montiert stattdessen den leistungsfähigen GCPi an der Roboterbasis damit dieser von dort aus mehrere Sauger auf dem Robotergreifer versorgt. Die Herausforderung dabei ist wiederum das rein elektrisch zu realisierende Ablösen der Last. Auch in den GCPi hat Schmalz eine Belüftungsfunktion integriert. Je nach Schlauchlänge zum Sauger kann sich der Druckausgleich zur Atmosphäre allerdings verzögern. In diesem Fall lässt sich die Belüftungsfunktion auch von der Pumpe entkoppeln. „Hier müssen wir unsere Perspektive ändern und in neuen Systemarchitekturen denken“, sagt Kurt Schmalz.

Deshalb hat Schmalz das elektrische Belüftungsventil LQE entwickelt. „Das ist die eigentliche Innovation. Damit können wir größere Vakuumerzeuger weiterhin zentral nutzen und dennoch dezentral hochdynamisch arbeiten – mit sehr kurzen Ablegezeiten. Es hat sich gezeigt, dass das direkte atmosphärische Belüften oftmals sogar schneller ist, als das aktive Abblasen mit Druckluft“, verdeutlicht der geschäftsführende Gesellschafter. Das Belüftungsventil LQE bietet noch weitere Vorteile: Es erlaubt ein Vorspannen der Leitungen mit Unterdruck. Öffnet sich das Ventil, baut sich das Vakuum am Greifer sofort auf. „Es ist ein intelligentes Ventil, das auch die Luftsparfunktion unserer Kompaktejektoren nachbilden kann“, erklärt er weiter. Das trägt zusätzlich zur Energieeffizienz der druckluftfreien Vakuumhandhabung bei.

„Nur wegen der Vakuumhandhabung wird die Druckluft nicht abgeschaltet“, betont Kurt Schmalz. Ist ein Anschluss vorhanden, ist der Ejektor eine robuste, effiziente und leistungsstarke Möglichkeit, Vakuum zur automatisierten Handhabung zu erzeugen. Alle Fragen der Vakuumhandhabungstechnik galten damit als gelöst, bis sich die Frage nach der Nachhaltigkeit in den Vordergrund drängte. „Die Industrie muss sich grundsätzlich Gedanken über die Druckluft machen. Unsere Aufgabe ist es, Alternativen zu entwickeln“, sagt der Geschäftsführer. Schmalz beschreitet dabei den Weg der Elektrifizierung: Ein elektrischer Vakuumerzeuger kann – bezogen aufs Gesamtsystem – nachhaltiger sein.

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