Zum einen ist der elektrische Strom eine potentielle Zündquelle. Zum anderen sind die verwendeten Materialien zur Verlegung und Befestigung von Elektroinstallationen sowie die Kabelisolierungen meistens brennbar. Oft unterschätzt wird beim Brandgeschehen die verheerende Wirkung der hochgiftigen und aggressiven Brandgase. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 95% der Brandopfer durch Rauchvergiftung zu Tode kommen. Immense Sachschäden entstehen außerdem durch die korrosive Wirkung der Gase, die bei einem Feuer entstehen. Um im Brandfall eine sichere Evakuierung des Gebäudes zu ermöglichen und so Menschenleben zu retten und zusätzlich Sachschäden auf ein Minimum zu reduzieren, sind vor allem drei Schutzziele essentiell:
- Ausbreitung des Feuers begrenzen,
- Flucht- und Rettungswege sichern,
- Funktionserhalt elektrischer Anlagen aufrechterhalten.
Schutzziel 1: Erhalt der Brandabschnitte
Ist erst einmal ein Feuer entstanden, gerät es schnell außer Kontrolle. In Windeseile fressen sich die Flammen durch alle brennbaren Materialien. Für die Feuerwehren besteht deshalb bei Bränden neben der eigentlichen Bekämpfung der bereits lodernden Flammen die Hauptaufgabe darin, die weitere Ausbreitung des Feuers auf angrenzende Gebäude oder Gebäudeteile zu verhindern. Bauliche Komponenten wie Brandwände, feuerbeständige Decken, feuerhemmende Türen, Kabelabschottungen und weitere Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes helfen dabei, die Ausbreitung eines Brandes zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Insbesondere Abschottungssysteme tragen dazu bei, die Ausbreitung von Feuer und Rauch zu begrenzen, indem sie die für die Installation benötigten Decken- und Wanddurchbrüche abdichten. Ein Beispiel für ein solches Abschottungssystem ist die modular aufgebaute Pyroplug Magicbox von Obo. Sie steht für eine flexible und zulassungskonforme Abschottung von Kabeln, Rohren und Leitungen und kann in der Rohbauphase oder bei späteren Nachbelegungen eingesetzt werden. Was die Pyroplug MagicBox auszeichnet, ist die robuste Schaumstoffeinlage, die sich in ihrem Inneren befindet. Diese dehnt sich im Brandfall ohne nennenswerte Druckentwicklung aus und bildet so einen isolierenden Kunststoffschaum, der den Durchtritt von Feuer und Rauch durch die Kabelabschottung verhindert. Der Innenraum der Box kann vollständig mit Installationen belegt werden und auch die Durchführung von Kabeltragsystemen bis 600mm Breite ist möglich. Das CE-geprüfte Bauprodukt hat die Feuerwiderstandsklasse EI90.
Schutzziel 2: Sicherung von Flucht- und Rettungswegen
Flucht- und Rettungswege sind die Lebensadern eines Gebäudes. Im Brandfall müssen sie rauch- und brandfrei bleiben, um Menschen aus dem Gebäude evakuieren zu können. Über die Evakuierung hinaus, dienen sie den örtlichen Feuerwehren auch als Angriffsweg. Daher ist es Pflicht, Gebäude mit mindestens einem baulichen Flucht- und Rettungsweg auszustatten. In Hochhäusern und Sonderbauten sind weitere Flucht- und Rettungswege erforderlich. Als Flucht- und Rettungswege in Gebäuden gelten:
- Notwendige Treppenräume zur vertikalen Erschließung des Gebäudes
- Verbindungsräumen zwischen notwendigen Treppenräumen und Ausgängen ins Freie
- Notwendige Flure zur horizontalen Erschließung des Gebäudes
Grundsätzlich gilt im Bereich von Flucht- und Rettungswegen, dass eine Installation keine zusätzliche Brandlast darstellen darf. Diese Forderung ist durch entsprechende Installationsarten zu erfüllen. Eine davon ist die Installation in Brandschutzkanälen. Die Kanäle schützen vor den Auswirkungen eines Kabelbrandes, bei dem viel Rauch entsteht. Eine Lösung ist der Brandschutzkanal Pyroline Rapid PLM von Obo. Er kombiniert die Eigenschaften eines herkömmlichen Elektroinstallationskanals mit denen eines klassifizierten Brandschutzkanals. Er bildet ein geschlossenes System aus Stahlblech mit profilierter Deckelverschlusskontur und innenliegendem Brandschutzgewebe, das im Brandfall aufschäumt und die Brandlasten der brennbaren Leitungsisolierungen kapselt. Seine innenliegende Verbindungs- und Dichtungstechnik verschließt und verbindet das System rauchgasdicht. Nach der Installation ist er äußerlich nicht von einem herkömmlichen Elektroinstallationskanal zu unterscheiden. Das Brandschutzkanalsystem verfügt über eine Europäische Klassifizierung nach EN 13501-2 und über die Feuerwiderstandsklassen EI30 (ho io), EI60 (ho io), EI90 (ho io) sowie E120 (ho io).
Schutzziel 3: Funktionserhalt für sicherheitsrelevante elektrische Anlagen
Im Falle eines Brandes müssen auch wichtige technische Einrichtungen, wie Notbeleuchtungen, Brandmeldesysteme und Rauchabzugsanlagen, weiterhin funktionieren. Die Stromversorgung muss für diese Systeme daher besonders abgesichert werden. Darüber hinaus sollen gewisse technische Anlagen, wie Feuerwehraufzüge oder automatische Löschanlagen, die Feuerwehren bei der Brandbekämpfung über einen ausreichend langen Zeitraum unterstützen. Ein wesentlicher Baustein bei der Installation dieser Funktionserhaltsysteme ist die Verbindung und Abzweigung von Sicherheitskabeln in entsprechenden Kabelabzweigkästen. Dafür hat Obo die Firebox entwickelt. Mit dem für den Funktionserhalt nach DIN 4102 Teil 12 zugelassenem Kabelabzweigkasten werden sicherheitsrelevante Kabel und Leitungen brandsicher verbunden. Das Herzstück sind Keramikanschlussklemmen im Inneren, die im Brandfall einen Kurzschluss verhindern und gemeinsam mit dem halogenfreien, thermoplastischen Kunststoffgehäuse der Firebox ein wichtiges, brandschutztechnisch geprüftes System bilden.