„Nur offen ist zu einfach“

Mit Salz Automation wollen Sie sich als Anbieter von offenen Steuerungslösungen positionieren. Was heißt das konkret?

Thomas Holm: Die Frage nach einem sehr guten Steuerungssystem haben wir in den ersten Wochen unserer Arbeit schnell mit den Begriffen offen und flexibel beantwortet. Was wir damit meinten, ist aber eigentlich viel mehr: Gerade in den letzten Monaten sind wir Zeuge geworden, wie anfällig unsere globalen und marktübergreifenden Wertschöpfungsnetze sind. Als Ergebnis müssen stabile und über Jahre etablierte Beziehungen zu Zulieferern, Produktionsstätten, Lieferwege und Abnehmer überdacht werden. Nur wer hier schnell und geschickt reagieren kann, wird diese Herausforderungen bestehen. Realität ist, dass Firmen wegen Datenverlusten und fehlenden Automatisierungskomponenten die Insolvenz anmelden müssen.

Es geht also um mehr als um die Offenheit im technischen Sinne?

Thomas Hüttemeier: Aus unserer Sicht schon. Wir wollen ein Steuerungssystem anbieten, das diese Prozesse des Wandels zulässt und aktiv unterstützt. Was braucht es dazu? In erster Linie die Freiheit die Komponenten und Software zu nutzen, die in der aktuellen Herausforderung zum besten Ergebnis führen. Das kann im ersten Schritt der Einsatz einer OEE-Lösung sein, das Realisieren einer neuen Bedienoberfläche oder das Absichern der Betriebsdaten in einer Datenbank.

Was aber, wenn sich die Rahmenfaktoren plötzlich ändern?

Holm: Wenn Produktionsstätten verlagert werden, neue Komponenten oder Systeme in bestehende Anlagen integriert werden oder der Lieferant gewechselt werden muss? Dann muss man auf solche Herausforderungen mit Steuerungstechnik reagieren können. Dafür sorgen wir bei Salz Automation. Denn wir haben zusammen mit unserem Partnernetzwerk ein Steuerungssystem entwickelt, das mit unterschiedlichen Laufzeiten und verschiedener Software eine Vielzahl von Lösungen abdecken kann – funktionale Sicherheit inklusive. Es ist somit möglich eine existierende Applikation mit Laufzeit zu portieren und bei Bedarf zu erweitern.

Können Sie dafür Beispiele nennen?

Hüttemeier: Klar – es gibt bereits eine ganze Reihe an möglichen Szenarien: Es beginnt dabei, das einfache grafische Entwicklungswerkzeug Node-Red anzuwenden, um eine Fehleranalyse der Safety-Logik abzubilden und Anpassungen zu speichern. Genauso lässt sich mit der Versionsverwaltungs-Software Github IEC61131-Programmcode innerhalb des Entwicklungs-Teams vergleichen und in der Cloud zeitgleich weiterbearbeiten, um effizienter und schneller Kundenlösungen zu generieren. Auch die IEC61499 bietet spannende Möglichkeiten: Man kann sie als generisches Modell für verteilte Steuerungssysteme nutzen und mit Matlab kombinieren, um die Ergebnisse mathematischer Probleme grafisch darzustellen und in der Scada-Software Ignition zu visualisieren. Mit Blick auf die Robotik wäre es ein Ansatz, fahrerlose Transportsysteme mit Codesys zu programmieren, bzw. mit ROS zu kombinieren, um die einfache Navigation mit Computer Vision nutzen zu können. Das alles meinen wir mit offen und flexibel. Wir können für unsere Kunden nicht alle Szenarien vorausdenken. Aber wir können die Basis dafür schaffen, damit sie für alle Eventualitäten gewappnet sind.

Was präsentiert Salz Automation auf der SPS 2022?

Holm: Wir präsentieren eine neue Steuerungsplattform mit dem weltweit größten Lösungsraum auf dem Markt. Im ersten Schritt mit einem Advantech-IPC und Ethercat-I/O-Anbindung. Die USPs finden sich aber in der Software. Die Basis bildet ein hoch performanter Datenaustausch-Layer in der SPS, über den eine 5ns-Kommunikation zwischen unterschiedlichen Echtzeitsystemen möglich ist. Wir sind also laufzeitagnostisch und können alles adaptieren. Parallel gibt es auch ein eigenes Engineering-Angebot bei dem Safety und Non-Safety bzw. On-Prem und Cloud-App in einem Projekt stattfinden können. Das gibt es so auch noch nicht am Markt.

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