Kollaborative Roboter

Bild: 6 River Systems

Digital rund um die Uhr einkaufen: Was für Kunden unkompliziert und bequem ist, erhöht kontinuierlich den Druck auf E-Commerce- und Fulfillment-Anbieter. Aufgrund der boomenden Nachfrage werden die Prozesse in Lägern immer komplexer. Schließlich gilt es, die Zeit von der Auftragsannahme im Online-Shop bis zur Auslieferung des Pakets an der Haustür auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Wie gut das funktioniert, ist größtenteils von einer effizienten Kommissionierung abhängig. Eine flexible und skalierbare Lösung sind kollaborative mobile Roboter – vor allem bei der Bewältigung saisonal erhöhter Bestellvolumen.

Keine Branche ist in den vergangenen Jahren weltweit so stark gewachsen wie der Onlinehandel. Parallel dazu ist auch der Serviceanspruch der Endkunden immer weiter gestiegen: Das gewünschte Produkt soll möglichst per Express- oder Same-Day-Lieferung verfügbar sein; Qualität und Genauigkeit sind dabei oberstes Credo; Fehler und Retouren führen zu Unzufriedenheit bei den Kunden und wirken sich negativ auf die Reputation einer Marke aus. Die steigenden Kundenanforderungen an den Händler fordern letztlich folgende Dinge vom Warehouse-Betreiber: Die gewünschten Waren müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sein. Und das trotz der hohen Anzahl an sich häufig ändernden Artikeln, die eine ständige Anpassung der Lagerbestände vonnöten machen. Aufgrund der kleinteiligen Bestellungen werden in den Lägern zunehmend Teile kommissioniert. Das macht die Prozesse bei gleichzeitig herrschendem Arbeitskräftemangel immer teurer und arbeitsintensiver.

Saisonale Peaks im E-Commerce

Die hohen Anforderungen, die ein durchschnittliches Bestellvolumen an die Logistik stellt, werden im Saisongeschäft noch einmal deutlich komplexer. Neben den klassischen Phasen wie der Weihnachtszeit gehen Onlinehändler vermehrt dazu über, eigene „Feiertage“ mit Preisaktionen zu schaffen – ob Summersale oder Black Friday. Das Geschäft mit starken Rabatten wird für die Händler zur umsatzstärksten, aber auch arbeitsintensivsten Zeit. Im Jahr 2020 ist das Bedürfnis der Kunden, online einzukaufen, nochmals um ein Vielfaches gestiegen – vor allem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Der Wegfall des Einzelhandels vor Ort und die starke Nachfrage nach kontaktlosem Shopping hat den E-Commerce laut Forbes im April und Mai 2020 um fast 130 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2019 wachsen lassen. Der Druck, diese Nachfrage zu befriedigen, lässt in den Warendepots den Wunsch nach Optimierungen in Bezug auf Workflow, Lieferung und Lagerbestand rasant ansteigen. Auch bei steigendem Bestellaufkommen muss die Kommissionierung stets fehlerfrei verlaufen, da Rückgaben kostspielig sind und die Verträge zwischen Lager und Händler gefährden.

(Un)flexible Lösungsansätze in der Logistik

Auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Durchsatz zu beschleunigen, greifen viele Warehouse-Betreiber auf die Automatisierung von Logistik und Picking zurück – auch für kleinere Betriebe ist dies meist die einzige Möglichkeit, in Peak-Zeiten die Produktivität aufrechtzuerhalten. Denn die manuelle Abwicklung von Aufträgen, etwa über klassische Kommissionierwagen, hat sich aufgrund der hohen nötigen Laufleistung der Mitarbeiter schon längst als ineffizient und zu zeitintensiv herausgestellt. Das erhöhte personelle Aufkommen in saisonalen Spitzenzeiten erweist sich bei dieser Methode einmal mehr als Flaschenhals für eine effektive Kommissionierung. Viele Logistiker setzen deshalb auf traditionelle Automatisierungslösungen wie Sortieranlagen und Fördersysteme. Das entlastet die Gänge im Lager und reduziert die Notwendigkeit menschlicher Eingriffe erheblich. Der große Nachteil einer solchen festen Infrastruktur ist jedoch ihre fehlende Skalierbarkeit, da sie für die maximale Auslastung während der Saison ausgelegt sein muss. In normalen Zeiten ist die Anlage dann wiederum überdimensioniert und bindet Raum und Kapital. Zudem ist die Implementierung teuer, kann Monate dauern und rentiert sich erst nach einigen Jahren. Daher eignet sich eine solche Lösung auch nicht für temporäre Peaks, die sich nicht immer zutreffend prognostizieren lassen und auf die der Warehouse-Betreiber relativ kurzfristig reagieren muss.

Cobots unterstützen Mitarbeiter in Spitzenzeiten

Bei der Bewältigung saisonaler Spitzen sind größere Kapitalinvestitionen und lange Umsetzungszeiten also fehl am Platz. Eine Lösung für die Kommissionierung sollte flexibel, leicht zu implementieren und skalierbar sein. Modulare und transportable Lagerlösungen wie kollaborative mobile Roboter – sogenannte Cobots – haben sich in den vergangenen Jahren immer wieder als agile, ausfallsichere Lösung erwiesen, welche die Flexibilität des manuellen Picking mit der Leistung traditioneller Automatisierungslösungen verbindet. Cobots wie Chuck des amerikanischen Fulfillment-Anbieters 6 River Systems (6RS) nutzen maschinelles Lernen und KI, um auf Grundlage der aktuellen Aufträge die Lagerwege in Echtzeit zu optimieren. Indem sie die Mitarbeiter zu den Lagerplätzen führen und durch ihre Aufgaben leiten, reduzieren sie die langen Wege zwischen den Kommissionierbereichen und zwischen den Picks während der Kommissionierung innerhalb der jeweiligen Bereiche. Dank der reduzierten Schritte werden die Mitarbeiter entlastet und können mehr Aufgaben in der gleichen Zeit erledigen. Die Produktivität im Vergleich zur manuellen Wagenkommissionierung steigt um das Zwei- bis Dreifache.

Auch bei der Schulung von zusätzlichen Saisonkräften zeigt sich ein großes Potenzial, Zeit und Ressourcen einzusparen: In der Regel dauert es mehrere Tage oder Wochen, einen neuen Mitarbeiter in der Kommissionierung zu schulen – ein Zeitraum, in dem weder er noch der Kollege, der ihn einarbeitet, einen hohen Output erbringt. Die erwartete Produktivität oder die Standard-Pickingraten stellen sich wiederum meist erst im zweiten Monat ein. Die 6RS-Lösung nutzt systemgesteuerte Pickruns, die neue Mitarbeiter visuell durch Arbeitsschritte wie Kommissionierung oder Nachfüllung führen. Die Schulung dauert so nur 15 Minuten. Der Vorteil: Neue Mitarbeiter können sämtliche Arbeitsschritte von Beginn an eigenständig erledigen und erreichen bereits nach einer Schicht das maximale Produktivitätslevel – ein großer Effizienzgewinn, der vor allem in Spitzenzeiten wertvoll ist. Dank Chucks integriertem Scanner, der Verwendung von Produktbildern und dem Put-to-Light-System werden außerdem Fehler erheblich reduziert.

Zusätzliche Einheiten mieten

Der Einsatz von Chuck erfordert keine zusätzliche Infrastruktur und verursacht keine Unterbrechung des Lagerbetriebes während der Implementierung. Das modulare System ermöglicht das einfache und schnelle Hinzufügen von Funktionen, um auf Nachfrageänderungen zu reagieren. Lagerhausbetreiber können genügend Cobots als Basisflotte für die durchschnittliche Auftragslage kaufen und in Spitzenzeiten zusätzliche Einheiten mieten, die innerhalb von wenigen Minuten ins System integriert sind. Da die Cobots flexibel zwischen mehreren Einrichtungen transportiert werden können, sind auch regionale Spitzen innerhalb eines Unternehmens unkompliziert zu bewältigen. Das Ergebnis: Auftragsschwankungen werden insgesamt kompensiert, Kapitalkosten langfristig gesenkt und die Pickraten um ein Vielfaches gesteigert. Durch die schnellere Kommissionierung erhöht sich der Durchsatz auch in Peak-Zeiten immens; gleichzeitig können die Arbeitskosten niedriger gehalten werden.

Höhere Produktivität im ganzen Jahr

Wer als Warehouse-Betreiber rund um Feiertage oder zu anderen Zeiten im Jahr (un)vorhergesehene Auftragsspitzen bewältigen muss, kann sich mit Cobots schnell und flexibel auf die veränderte Nachfrage einstellen. Temporäre und tragbare Kapazitäten gestalten den Workflow in Lägern im Gegensatz zu fest installierten Automatisierungslösungen flexibel und skalierbar. Auch bei großen Schwankungen im Auftragsvolumen wird die Produktivität durch die erhöhte Pickrate sowie die steile Lernkurve der neuen Mitarbeiter effektiv gesteigert. So lassen sich die Anforderungen des boomenden E-Commerce an die Lagerlogistik – ob im „Normalbetrieb“ oder zu Peak-Zeiten – ohne großen Aufwand bewältigen.

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