Maßarbeit

Bild: ALFRA GmbH

Schnelle Autos sind nicht per se das Ergebnis schneller Produktionsprozesse. Wenn beispielsweise an schwer zugänglichen Stellen Öffnungen im Blech entstehen sollen, bringen die erforderlichen Schritte oft unerwünschte zusätzliche Minuten auf die Uhr. Deshalb suchten die Hersteller einer Rennwagenserie eine Alternative zur zeitintensiven Vorgehensweise per Metallsäge. Die Herausforderung: Komplexe Durchbrüche im Fahrzeuggehäuse, z.B. zur Durchführung von Kabeln zum Radkasten oder zum Trennen eines Stegs im Heckbereich. An dieser Stelle rückten Alfra-Blechlocher, die üblicherweise im Schaltschrankbau zum Einsatz kommen, in den Blickpunkt. Grundsätzlich fließen bei einer solchen Anfrage zahlreiche Faktoren in die Entscheidung ein, ob ein Projekt umsetzbar ist. Zum Beispiel, ob die direkte Arbeitsumgebung die Anwendung überhaupt zulässt. „Im Fachjargon sprechen wir von frei zugänglichem Arbeitsraum“, so Alfra-Ingenieurin Regina Gerlein. „Störkanten stellen manchmal ein Hindernis da. Das heißt, der Einsatz eines Blechlochers scheitert daran, dass der Stempel vom Anwender nicht von beiden Seiten des Blechs aus erreicht werden kann“, erklärt sie. Im konkreten Fall konnte die Technik grünes Licht für mehrere Sonderanfertigungen des Blechlochers FormCut geben. Zunächst passten die Mitarbeiter in der Technik die Matrizenoberfläche und die Ausrichtung der Schnittkanten des Stempels an die Oberfläche der Karosserie an. Hierzu stellte der Auftraggeber die drei D-Daten des Werkstücks zur Verfügung, damit der Konstrukteur die Arbeitsumgebung, in der das Werkzeug zum Einsatz kommt, realistisch einschätzen kann. Auf dieser Grundlage erstellt die Alfra-Technik ein dreidimensionales Modell, das letztendlich als Vorlage für die Fertigung dient. „Die Sonderlocher brachten dem Auftraggeber eine Zeitersparnis von mehr als 60 Prozent pro Produktionsschritt“, erinnert sich Regina Gerlein.

Bild 2 | Im 3D-Modell prüft der Konstrukteur die Arbeitsumgebung für ein Sonderwerkzeug.
Bild 2 | Im 3D-Modell prüft der Konstrukteur die Arbeitsumgebung für ein Sonderwerkzeug.Bild: Alfra GmbH

Mehr Profil bitte!

Nicht immer geht es bei Sonderanfertigungen um prestigeträchtige Projekte. Die Anfragen betreffen häufig Werkzeuge oder Geräte für die Bearbeitung von Schaltschränken. Beispielsweise wenn Schaltschrankbauer mit Profilschienen arbeiten, die nicht den gängigen Ausführungen entsprechen und deshalb nicht mit einem der im Alfra-Sortiment enthaltenen Schneidgeräte abgelängt werden können. „Ein Beispiel wäre eine Schiene, deren Schenkel nicht symmetrisch sind“, so die Konstruktions-Ingenieurin. Betrifft der Auftrag ein solches Sonder-Schneidgerät aus der PSG-Serie, benötigt die technische Abteilung konkrete Information über das Profil. „Der Kunde schickt die individuelle Schiene zu Alfra. Das Profil verwenden wir für die Zeichnung der Front- Scher- und Führungsplatten“, erklärt sie. Ebenfalls individualisierbar sind die Stempel der AP-Stanzen für Ausbrüche in Metallgehäusen ohne Vorbohren. Auch hier werden nicht selten Ausstanzungen benötigt, die nicht den im Katalog angebotenen rechteckigen, quadratischen oder runden Maßen entsprechen. „Häufig werden bei uns Werkzeuge angefragt, die Öffnungen mit Nase herstellen können“, erläutert Regina Gerlein. In diese Ausbrüche in Schaltschranktüren setzt der Fachmann dann Schlösser oder Schaltknöpfe ein. Generell ist die Bandbreite der Möglichkeiten für das Angebot von Sonderwerkzeugen groß. „Ein weiteres Beispiel ist der Bedarf für zusätzliche Lochprofile für den Alfra-Vier Stationen Wagen zur Stromschienenbearbeitung. Wir erhalten oft Anfragen für Langlochstempel für Stromschienen“, so die Ingenieurin. Ein aktuelles Projekt betrifft einen Sonderlocher, der als Ausklinkwerkzeug fungiert. Bereits bestehende Öffnungen im Schaltschrank werden damit schnell und ohne Späne vergrößert. Für diesen Bereich sieht Alfra für die Zukunft Potenzial im Zusammenhang mit der kommenden Energiewende. Schaltschränke in den unterschiedlichsten Anlagen müssen angepasst werden. Insbesondere für die Bearbeitung bestückter Schaltschränke sind spezielle Werkzeuge nötig.

Bild: ©Jo Panuwat D/stock.adobe.com

Neue Anwendungsfelder für erprobte Geräte

In manchen Fällen bezieht sich die Individualität eines Projekts auf die Materialien, auf denen ein Werkzeug zum Einsatz kommt. Ein Beispiel: Ein führender Fassadenbauer wandte sich an Alfra, um im Vorfeld abzuklären, ob die gängigen Blechlocher im Sortiment grundsätzlich geeignet sind, mehrschichtige Gebäudefliesen im Sandwichaufbau zu stanzen. Die Ausgangssituation: Zwei 0,5mm starke Verbundplatten aus Alu, mit einem mineralisch gefüllten, schwer entflammbaren Kern. Die Herausforderung: Das Material ist extrem schwer zu bearbeiten. So dürfen sich die Platten beim Stanzen nicht verformen, da sonst Funktion und Optik beeinträchtigt werden. Der Fassadenbauer suchte auch deshalb eine dauerhafte Lösung für die Bearbeitung der Fließen, weil die Standzeit einer Alusäge rund 1.200 Schnitte beträgt. Beim mehrschichtigen Aufbau der gefüllten Fassaden-Fließen ist eine Alusäge bereits nach vier Schnitten so abgenutzt, dass diese ausgetauscht werden muss. Nach einem Test an den vom Hersteller zur Verfügung gestellten Fließen, konnte die Technik mit den Zeichnungen beginnen. Auch hier wurden die Sonderlocher exakt auf die Bedürfnisse des Auftraggebers abgestimmt.

www.alfra.de

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