Wenn’s richtig eng wird

Bild 1 | In seiner Fertigung muss der Schaltanlagenbauer ATR Industrie-Elektronik derzeit flexibel agieren.
Bild 1 | In seiner Fertigung muss der Schaltanlagenbauer ATR Industrie-Elektronik derzeit flexibel agieren.
Bild 1 | In seiner Fertigung muss der Schaltanlagenbauer ATR Industrie-Elektronik derzeit flexibel agieren.
Bild 1 | In seiner Fertigung muss der Schaltanlagenbauer ATR Industrie-Elektronik derzeit flexibel agieren. Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Die Pandemie stellt die Beziehung zwischen Anlagebauern und ihren Endkunden enorm auf die Probe: Obwohl die Auftragsbücher voll sind, blockieren Versorgungsengpässe die fertigende Industrie weltweit. Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich: Häfen oder Betriebe in Produktionsländern wie China, Malaysia und Vietnam müssen aufgrund von Corona geschlossen werden. Europäische Abnahmeländer können wiederum nicht genügend Schiffe, Container, Piloten und Hafenarbeiter, Lkw-Fahrer aufbieten, um die Rohstoffe und Waren aus den produzierenden Ländern abzuholen und dann an die weiterverarbeitenden Betriebe und Kunden in den heimischen Märkten auszuliefern. Ganz zu schweigen von den steigenden Kosten: So ist inzwischen der Preis für den Transport eines Schiffscontainers von Shanghai nach Rotterdam um das Siebenfache angestiegen.

Bild 6 | Eine Konstante aber bleibt: Partner Rittal liefert zuverlässig.
Bild 6 | Eine Konstante aber bleibt: Partner Rittal liefert zuverlässig.Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Die Situation: Anlagenstau und Mehrkosten

Diese Situation trifft auch die Branche des Steuerungs- und Schaltanlagenbaus. Zum Beispiel die ATR Industrie-Elektronik in Krefeld. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Fertigung von Schaltanlagen, Steuerungsanlagen und Schaltschränken. Es genießt ein hohes Vertrauen in der Branche. Doch aktuell erlebt ATR wie viele andere Unternehmen auch extreme Versorgungsengpässe. Probleme bei der weltweiten Chip-Herstellung führen beispielsweise dazu, dass elementare elektronische Bauteile für den Anlagenbau auf dem Markt einfach fehlen.

„Auf Komponenten, die wir vorher innerhalb von ein bis zwei Tagen erhalten haben, müssen wir heute bis zu 200 Arbeitstage warten. Diese Situation haben wir bei ATR so noch nicht erlebt“, beschreibt Timo Amels die Lage. Und die habe enorme Auswirkungen, so der Geschäftsführer bei ATR Industrie-Elektronik: „Unsere Fertigungsabläufe sind blockiert, halb fertige Anlagen müssen zwischengelagert werden und manchmal können ganze Anlagen nicht ausgeliefert werden, weil einzelne Bauteile fehlen. Das bedeutet für uns in Summe deutliche Mehraufwände und Mehrkosten.“

Bild 2 | Damit der Anlagenbauer ATR keine Warenanlieferung mehr verpasst, steht jetzt auch samstags Personal bereit.
Bild 2 | Damit der Anlagenbauer ATR keine Warenanlieferung mehr verpasst, steht jetzt auch samstags Personal bereit. Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Die Maßnahme: flexible Planung und Fertigung

Und wie reagiert das Management darauf? „Uns bleibt nur die Möglichkeit der Eskalation. Wir führen mit allen unseren Lieferanten wöchentliche Telefonate. Nur über Eskalationsstufen und Priorisierungen erreichen wir, dass wir unser Vormaterial erhalten. Doch das bindet enorm viel Kraft und Ressourcen“, betont der Manager. Mehr als je zuvor müsse man nun in Planung und Fertigung flexibel agieren – das gelte auch für Bereiche wie die Warenannahme. Aufgrund der angespannten Liefersituation stehe jetzt jeden Samstag Personal bereit, um keine Warenanlieferung zu verpassen. „Ansonsten können wir womöglich wieder 200 Arbeitstage warten“, stellt Amels nüchtern fest.

Bild 4 | Rittal hat seine Lieferfähigkeit gesichert: Das gilt auch für Großbritannien, das Lkw direkt aus Deutschland beliefern.
Bild 4 | Rittal hat seine Lieferfähigkeit gesichert: Das gilt auch für Großbritannien, das Lkw direkt aus Deutschland beliefern.Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Die Voraussetzung: ausreichende Bestände auf Lager

So lange muss kein Kunde von Rittal warten: Die Lieferfähigkeit des Unternehmens ist in dieser Zeit eine Besonderheit im Markt. Aber wie gelingt es Rittal, in kurzer Zeit lieferfähig zu sein? Möglich machen das ein Versorgungsnetzwerk mit festen Lieferanten weltweit und die Global Distribution Center (GDC) in Haiger und Rittershausen, wo jederzeit etwa 98 Prozent der Serienartikel verfügbar sind. So kann Rittal sein Lieferversprechen nicht nur für Deutschland halten, sondern auch für seine Tochtergesellschaften wie z. B. Belgien, die Niederlande oder Österreich. Rittal kann schnell auf die Bedarfe seiner Kunden reagieren, weil beispielsweise das GDC Haiger einen großen Bestand an Produkten und Waren vorhält. Allein aus diesem GDC gehen täglich 55 Lkw auf Reisen und aus dem GDC Rittershausen nochmals 70 Lkw. An Bord haben sie Großschränke oder Klein- und Kompaktgehäuse mit Zubehör. „Was wir können, ist für einen industriellen Logistiker ungewöhnlich, schafft uns aber flexible Handlungsspielräume und einen Wettbewerbsvorteil“, sagt Christine van den Berg, die bei Rittal als Geschäftsbereichsleiterin für die globale Logistik sowie deren Planung und Disposition verantwortlich ist. Damit sich Kunden auf das Lieferversprechen verlassen können, müssen die Bestände immer ausreichend vorrätig sein. Dafür arbeiten Einkauf, Produktion und Materialplanung Hand in Hand. Vor allem auf den Einkauf kommt es an: Er muss dafür sorgen, dass die benötigten Rohstoffe für die Produktion auf Lager sind.

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