Ein ERP-System baut Brücken

Bild: Donges Steeltec GmbH

Seit 150 Jahren plant, entwickelt, konstruiert, fertigt und montiert Donges Steeltec Projekte im Stahlbrückenbau, Stahlhochbau sowie Industriefassaden- und Schlüsselfertigbau. Die Geschichte des Unternehmens, das seit 2017 Teil der Münchner Mutares-Gruppe ist, bringt neben zahlreichen Bauwerken auch eine gewachsene IT-Landschaft hervor, in der Daten in den diversen Abteilungen lange in unterschiedlichster Form erzeugt und abgelegt wurden. „In 150 Jahren ist viel zusammengewachsen. Daten kamen erst vor etwa 35 Jahren in rasantem Tempo hinzu. Schnittstellen zwischen den einzelnen IT-Systemen und Abteilungen haben dabei die fehlenden Verbindungen in der heterogenen Systemlandschaft hergestellt“, sagt Dr. Peter Schäfer, Produktionsleiter und Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung bei Donges. Die Pflege dieses Flickenteppichs hat sich bald als extrem aufwändig erwiesen: „Immer wenn sich in einer Abteilung durch ein Update etwas am System änderte, musste man prüfen, inwieweit es sich auf die Prozesse in anderen Abteilungen auswirkt. Dabei ist die IT und die technische Entwicklung extrem schnelllebig. Deswegen war dieses Vorgehen nicht zukunftsfähig“, sagt Schäfer.

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FotografBild: Donges Steeltec GmbH

Die Suche nach einem System

Also begab sich das Unternehmen auf die Suche nach einer ERP-Software. Gesucht war ein durchgängiges System, auf dessen Daten alle Mitarbeitenden unternehmensweit zugreifen können. Dabei sollten alle den gleichen Blick auf die Daten haben und Prozesse papierlos optimiert werden. Auch war das Zusammenspiel mit einer neu einzuführenden Finanzbuchhaltungs-Software ein Kriterium. Für Stahlbau-Unternehmen ergeben sich jedoch weitere spezifische Anforderungen. So braucht es einerseits Elemente aus dem Bauwesen, wie etwa GAEB(Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen)-konforme Leistungsverzeichnisse, die in gängigen ERP-Systemen nicht vorgesehen sind. Zudem muss die Abrechnung entsprechenden Anforderungen genügen und es bedarf einer spezifischen Werks- und Maschinensteuerung, etwa hinsichtlich der Geometriedaten, die aus CAD-Zeichnungen in Form von Stücklisten und NC-Daten abgeleitet und den Maschinen zugeführt werden müssen.

Abbruch und Neustart

Nach einer mehrjährigen Marktbeobachtung kamen zwei Lösungen in die engere Auswahl. Dabei entschied sich der Stahlbauer zunächst für das größere Softwarehaus: „Nach kurzer Zeit haben wir aber schon gemerkt, dass unsere Anforderungen nicht richtig verstanden wurden. Deshalb haben wir entschieden, das Projekt zu stoppen und die Alternative zu wählen“, sagt Schäfer. Also kam die auf Stahlbauunternehmen spezialisierte IQSoftware zum Zug. Deren System IQSteel.ERP integriert die Module Angebots- und Auftragsverwaltung, Betriebsdatenerfassung, Lager- und Stücklistenverwaltung, Fertigung und Arbeitsvorbereitung, einen Formularmanager sowie die Module Einkauf und Materialwirtschaft. Im Zuge der Einführung wurde die Software an die spezifischen Gegebenheiten im Unternehmen angepasst. Dabei wurde auch eine neue Finanzbuchhaltungs-Software eingeführt und angedockt. Weiterhin bildet das System nun die hohen Anforderungen an die Verarbeitung der Geometriedaten in der Blechbearbeitung des Brückenbauers ab. „Der Teufel steckt bei der Einführung einer neuen Software im Detail. Denn alle Prozesse sind unternehmensweit eng verzahnt und müssen reibungslos und fehlerfrei ineinandergreifen“, sagt Alfredo Lemke, Geschäftsführer bei IQSoftware. Dabei sei auch eine klare Kommunikation und interne Analyse zentral.

Modularer Aufbau

IQSteel.ERP ist modular aufgebaut und verfügt über eine DSTV(Deutscher Stahlbau Verband)-Schnittstelle, die den Datentransfer aus gängigen Konstruktionslösungen ermöglicht. Über eine flexible und lernfähige Stücklistenverwaltung können Daten direkt aus CAD-Anwendungen übernommen und in korrekte DSTV-Artikel mit genormter Bezeichnung überführt werden. Das Modul übernimmt außerdem alle Geometriedaten eines Bauteils in Form von NC-Daten. Diese können ebenso über den integrierten NC-Editor erstellt und anschließend direkt an die Maschinen in der Fertigung weitergeleitet werden. „Über eine Schnittstelle konnten wir dabei auch den Einleseprozess von Stücklisten und NC-Daten von externen technischen Büros optimieren“, sagt Schäfer. So sei der Import von Fremdstücklisten nur einen Mausklick entfernt. Das ERP-System verfügt über eine Materialdatenbank, die alle nach DSTV genormten Stahlprofile in unterschiedlichen Güten und DINs sowie Ausprägungen enthält. So können alle benötigten Listen, etwa für den Einkauf und die Produktion, mit wenigen Klicks zusammengestellt werden. Verfügbarkeiten der benötigten Materialien können anhand von Wareneingängen oder der bereits im Lager vorhandenen Produkte direkt im System geprüft werden. Im Anschluss an die Arbeitsvorbereitung unterstützt das System bei der Erstellung der Fertigungspapiere. Das System aktualisiert nach Zuschnitten automatisiert alle Bestände. Im Projektcontrolling verortet Peter Schäfer dabei einen besonderen Vorteil der Lösung: „Da alle Daten gebündelt, individuell und transparent zusammengestellt werden können, sehen wir jederzeit auf einen Blick, ob die Entwicklung des Projekts dem Plan folgt.“

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