Flexible Elektronikfertigung ermöglicht kundenspezifische Antriebslösungen

Die Vogelperspektive zeigt, dass das Fabrikgelände komplett bebaut ist. Das Nachbargrundstück wurde bereits gekauft.
Die Vogelperspektive zeigt, dass das Fabrikgelände komplett bebaut ist. Das Nachbargrundstück wurde bereits gekauft.

Parallel zu den steigenden Stückzahlen müssen sich Harms und seine Mannschaft in den letzten Jahren neuen Herausforderungen stellen. Da sind etwa die Engpässe an Elektronik- und Halbleiterbaueteilen sowie die noch immer beeinträchtigen Lieferketten. „Im Vergleich zu anderen sind wir ziemlich gut durchgekommen“, kommentiert der Werksleiter. Dennoch habe man Verzögerungen nicht immer vermeiden können – trotz zeitnaher Redesigns und Software-Anpassungen. Seit 2022 entspanne sich die Situation aber zunehmend. Besserung auf dem Arbeitsmarkt sei hingegen kaum in Sicht. „Wir spüren den Fachkräftemangel genauso wie alle Unternehmen“, konstatiert Harms. Es bleibe nichts anderes übrig, als sich der Situation anzupassen. Deswegen hat Nord die Abläufe in der Montage noch schlanker aufgesetzt und die Tätigkeiten sehr genau und anschaulich dokumentiert. „Dadurch können wir den Fokus auf dem Arbeitsmarkt erweitern. Wer zuhause mit Lego Technik zurecht kommt, der kann auch bei uns in der Fertigung arbeiten“, so Harms mit einem Augenzwinkern.

Das Lager im Zentrum

Nicht nur die einzelnen Produktionsschritte, auch die gesamte Wertschöpfung bzw. der Warenfluss sind im Auricher Werk möglichst lean gehalten. „Aus einem technologischen Blickwinkel ist die Elektronikfertigung heute überall sehr ähnlich“, erzählt der Werksleiter. „Der entscheidende Unterschied findet sich in den Prozessen.“ In Aurich werden die Bauteile vom Wareneingang zur Zwischenlagerung an ein automatisches Kleinteilelager geschickt. „Dieses AKL ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Produktionsprozesses“, erklärt Harms. Denn die eingelagerten Bauelemente gehen von dort – passend zu den jeweiligen Aufträgen – in die SMT-Fertigung. Verlötet auf der Leiterplatte, kehren die Baugruppen wieder zurück ins AKL. Das gleiche wiederholt sich bei der Durchsteckmontage weiterer Bauteile in der THT-Fertigung: Fertig bestückt, landen die Boards dann auch wieder im AKL.

Anschließend sind im Prozess die verschiedenen Montagebereiche angesiedelt: Werkbankmontage, Assembly Line und Customizing. Rund die Hälfte der verkauften Geräte wird von Nord kundenspezifisch angepasst. „Der frühere Ansatz, möglichst große Stückzahlen zu erreichen, hat sich um 180° gedreht“, hebt Harms hervor. „Heute erfüllen wir selbst bei Kleinserien oder Einzelstücken fast jeden Wunsch.“ Diese Entwicklung reicht soweit, dass der Kunde im Konfigurations-Tool Frequenzumrichter komplett nach eigenen Vorstellungen generieren kann. Allen Elektroniklösungen gemein ist der abschließende Weg ins Prüffeld. Erst vollständig inspiziert und getestet treten sie über den Warenausgang ihre Reise nach Bargteheide oder direkt zu großen Eurpäischen Kunden an.

Weitere Ausbaustufe im Blick

Die Wachstumspläne von Nord sehen vor, dass die Auricher Fertigungskapazität von fast 400.000 Geräten im Jahr 2025 komplett ausgelastet ist. „Dann wäre die Erweiterung der Fabrik eigentlich nicht mehr möglich“, führt der Werksleiter aus, „wenn wir nicht schon den nächsten Plan in der Schublade hätten.“ Im vergangenen Jahr konnte Nord das Nachbargrundstück kaufen. Dort findet sich die Basis für die künftigen Ausbaustufen des Fertigungsstandorts. „Im Fokus steht dabei der weitere Ausbau der SMD- bzw. THT-Bestückung sowie eine Lagerlösung für Elektronik- und Halbleiterbauelemente“, verrät Harms – eine Voraussetzung, um mit dem weiteren Wachstums des Marktes mithalten zu können. Mittelfristig will Nord durch den Geländezukauf die Produktionskapazität der Umrichterproduktion nochmals verdoppeln. Und so den Fortbestand des Werks in Aurich sichern.

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