Komplexe FTS-Projekte im Griff

FTS-Anwendung in der Intralogistik
FTS-Anwendung in der Intralogistik
  • Das FTS wird ganzheitlich als Intralogistik-Lösung vom FTS-Hersteller geliefert und verantwortet.
  • Die FTS-Kompetenz liegt beim FTS-Hersteller. Die Rollenverteilung in der Projektorganisation ist anspruchsvoller.
  • 2020 – Proprietäre vorgegebene FTS-Leitsteuerung

    • Der AG gibt eine FTS-Leitsteuerung vor und bestellt beim FTS-Hersteller lediglich Fahrzeuge, die der Datenschnittstelle VDA 5050 entsprechen.
    • Die FTS-Kompetenz liegt nicht mehr beim FTS-Hersteller, sondern muss von einem oder mehreren Projekt-Teilnehmern (Spielern) übernommen werden.
    • Problematisch ist die Planung und technische Auslegung eines solchen Systems, weil zum Projektstart die Leistungsfähigkeit der Komponenten sowie die Schnittstellen nicht allen Beteiligten gleich klar ist.
    • Solche Projekte können sehr komplex werden und bergen die Gefahr, dass Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten nicht allen Beteiligten gleich bekannt sind – mit technischen und vertraglichen Konsequenzen.

    Rollen

    Das FTS-Projekt gliedert sich in die Phasen Planung, Inbetriebnahme, Abnahme und Betrieb. Grundsätzlich gibt es eine Reihe von Aufgaben, die erledigt werden müssen, bzw. die als Rolle zu bedenken und ggf. zu besetzen sind. Diese Rollen nennt Tabelle 4.

    • Von entscheidender Wichtigkeit ist es, alle notwendigen Rollen im Projekt zu besetzen, und zwar entsprechend des vorliegenden Szenarios. Bisher gab es einen FTS-Lieferanten, der die FTS-Kompetenz in den Bereichen IT und Intralogistik in punkto Technologie, Schnittstellen und Organisation mitbrachte. Wenn es diesen FTS-Lieferanten, also den Know-how-Träger in Sachen FTS im Projekt nicht mehr gibt, müssen trotzdem Spieler ins Projekt involviert werden, die als Projektpartner folgende Kompetenzen mitbringen:
    • IT-Schnittstellen (zum ERP, zur Infrastruktur und den Fahrzeugen) und ITIntegration
    • Logistikprozesse und -integration
    • FTS-Planung, technische Auslegung (Verkehrskonzept, Anzahl, Typ und technische Vorgaben FTF), Ablaufplanung (Layout mit Quellen und Senken, Lade-Infrastruktur, Raum für Reparatur, Wartung und Instandhaltung, Notstrategien, …)
    • Technologische Vorgaben im Lastenheft (das Basisdokument für Ausschreibung, Angebotsvergleich und Abnahme) bzgl. Leistungsfähigkeit von Leitsteuerung und FTF, Energiekonzept, Navigation und Sicherheit
    • Risikoanalyse durch den Hersteller, Gefährdungsbeurteilung durch den Betreiber
    • Inbetriebnahme und Abnahme (Leistungs- u. Verfügbarkeitstests)
    • Garantie und Gewährleistung hinsichtlich der geplanten Eigenschaften inklusive der CE-Zertifizierung

    Die Vorteile, die sich durch standardisierte Datenschnittstellen wie die VDA 5050 und die resultierende neue Art der FTS-Projekte ergeben, werden also erkauft mit noch anspruchsvolleren Projekten, als das bisher schon der Fall war. Die Projektorganisation wird anspruchsvoll, will man alle Vorteile einer Standardisierung nutzen. Es gibt bereits Beispiele für schlecht laufende FTS-Projekte, weil die Projektverantwortlichen erst zu spät erkannt haben, dass entscheidende FTS-Kompetenzen im Projektteam fehlten.

    Zwingend notwendig ist die Standardisierung in vielen Szenarien übrigens nicht: Es gibt sicher Branchen, Anwendungen und Komplexitätsgrade, die für eine einfache Projektorganisation sprechen, bei der z.B. die VDA 5050 keine Rolle spielen muss. Gerade für Unternehmen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema FTS beschäftigen, ist eine einfache Projektorganisation und ein kompetenter FTS-Lieferant, der das komplette System liefert, empfehlenswert, weil so ein erfolgreiches FTS-Projekt wahrscheinlicher wird. Also hat auch das Thema Standardisierung zwei Seiten, und jeder FTS-Anwender muss für sich entscheiden, welchen Weg er gehen will.

    Fazit

    Es braucht das Verständnis bei den Projektverantwortlichen, dass die Standardisierung von Datenschnittstellen nicht nur Vorteile hat, sondern auch Komplexität ins FTS-Projekt bringt, mit der die Projektrisiken zunehmen. Wenn früher der FTS-Hersteller komplette Anlagen/Lösungen lieferte, brachte er automatisch die notwendige FTS-Kompetenz bzgl. Technik, Abläufe und Sicherheit mit. Wenn er heute nur noch Fahrzeuge liefern soll, müssen andere Projektbeteiligte einspringen, was nicht immer einfach und selbstverständlich ist.

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert