Wie Branchen-Apps Industriebetriebe effizienter machen

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Fast 90 Prozent der deutschen Unternehmen nutzen Cloud-Ressourcen und annähernd jeder zweite Betrieb setzt bereits umfassend auf die Cloud und verfolgt eine klare Strategie beim Provider-Management. Zu diesen Ergebnissen kommen die Marktforscher von IDC. Ihrer Ansicht nach entwickeln sich Cloud-Lösungen zunehmend zum integralen Bestandteil von IT-Landschaften. Doch in der Cloud sind nicht alle gleich: Unternehmen suchen nach Anwendungen, mit denen sie den Anforderungen ihrer Branche gerecht werden. So wollen beispielsweise stark regulierte Sektoren mittels Cloud-Funktionen ihre Compliance-Belastungen verringern. Branchen wie die Automobilindustrie hingegen, die unter starkem Veränderungs- sowie Kosten- und Innovationsdruck stehen, wollen neue Geschäftsmodelle umsetzen und sich flexibler aufstellen. Um digitale Prozesse und Geschäftsmodelle schneller umsetzen zu können, bietet SAP mit der Industry Cloud eine offene Innovationsplattform für verschiedene Branchen, beispielsweise für die Automobilindustrie, den Anlagen-, Maschinen-, Geräte- oder Komponentenbau aber auch die Konsumgüterbranche. Gemeinsam mit Partnern werden Geschäftsprozesse und Geschäftsnetzwerke entwickelt, damit Kunden schneller auf die neuen Anforderungen in ihrer Branche reagieren können. Erste Anwendungen gibt es bereits: z.B. eine umfassende Cloudlösung, um branchenspezifische Fertigungs- und Herstellungsprozesse abzudecken. Oder eine Applikation, mit der sich prediktive Wartungsstrategien von Anlagen und Maschinen abbilden lassen.

Schnell implementiert

Die mit der Industry Cloud entwickelten Branchen-Apps können Ende-zu-Ende-Prozesse unterstützen und lassen sich nahtlos in vorhandene SAP-Landschaften einbinden. Die Integration ins Kernsystem sorgt auch für eine schnellere Implementierung beim Kunden. Als Entwicklungsumgebung dient die SAP Business Technology Platform mit einem offenen API-Framework, einem offenen Prozess- und Domänenmodell sowie offenen Business-Services. Es müssen also keine speziellen Schnittstellen entwickelt und gemanagt werden und die APIs benötigen keinen direkten Zugriff auf den Softwarecode der Kernsysteme. So können Unternehmen ihre Apps unabhängig von Releases und Updates nutzen und weiterentwickeln. Außerdem können die Entwickler künstliche Intelligenz oder Machine-Learning-Lösungen nutzen, um neue Geschäftsmodelle umzusetzen.

Cloud-Apps als Innovationstreiber

Eine Branche, die sich momentan stark wandelt, ist die Automobilindustrie. Hersteller und Zulieferer stehen unter Druck, ihre Geschäftsmodelle befinden sich im Umbruch. Hinsichtlich der Antriebstechnik verdrängt E-Mobilität zunehmend die klassischen Verbrennungsmotoren. Zeitgleich entstehen neue Mobilitätsservices wie Carsharing oder Online-Plattformen wie Uber und autonome Fahrzeuge verändern die Art und Weise wie Menschen zukünftig von A nach B gelangen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die Anbieter stets neu erfinden und mit Innovationen aufwarten, während sie gleichzeitig einem starken Kosten- und Produktivitätsdruck standhalten müssen. Branchenspezifische Anwendungen können helfen, traditionelle Kernprozesse, beispielsweise in der Produktentwicklung, der Produktion, beim Qualitätsmanagement oder auch im After Sales, zu optimieren und damit Zeit sowie Kosten einzusparen. Gleichzeitig eröffnen sie die Chance, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu etablieren. Autonome Fahrzeuge etwa erzeugen große Datenmengen, die als Basis für Prozess- und Geschäftsmodellinnovationen dienen. Sie ermöglichen beispielsweise das Sammeln von Teile- und Komponentendaten aus Fahrzeugen, um daraus einen Closed-Loop zurück in das eigene Ingeniersbüro, aber auch das von Zulieferern und Lieferanten zu schaffen. Hierdurch lassen sich langfristig signifikante Qualitätsverbesserungen erzielen. Auch neue Produktionsverfahren finden vermehrt den Einsatz in der Automobilbranche aber auch im Anlagenbau. Produktionsprozesse wandeln sich von einer klassische Linienfertigung, hin zu modularer Produktion. Vorteile sind eine höhere Produktivität und damit Kostensenkungspotentiale liegen klar auf der Hand. Auch für Fertigungs-, Qualitäts- und Montageverfahren stehen Applikationen in der Industry Cloud zur Verfügung.

Catena-X

Auch entlang der Lieferkette gibt es Optimierungspotenzial. Um die Wertschöpfungskette produktiver zu machen, hat SAP im Dezember 2020 gemeinsam mit BMW, der Deutschen Telekom, Robert Bosch, Siemens und der ZF Friedrichshafen AG die Gründung einer neuen Cloud-Plattform angekündigt: Catena-X. Die Partner wollen komplexe Aufgaben lösen, die die Automobilindustrie im Zuge ihrer digitalen Transformation meistern muss. Die wichtigsten Ziele: die Produktion optimieren, Innovationen schneller umsetzen und die Supply Chain widerstandsfähiger machen. Durch die offenen Architektur der Cloud-Plattform können dafür einheitliche Branchenstandards etabliert werden. Anwendungsfälle reichen entlang der gesamten Lieferkette, vom Rohstofflieferanten und Kleinstbetrieben für Teile, bis hin zu großen Komponentenherstellern, Automobilproduzenten und Mobilitäts- sowie Flottenanbietern. Ein Beispiel ist die Nutzung von Fahrzeugdaten, um prediktive Serviceangebote für Fahrzeugbesitzer anzubieten. Dieser Anwendungsfall, bei dem beispielsweise die Nutzungsdaten von batteriebetriebenen Fahrzeugen gesammelt werden, um Kunden bereits vor einem Ausfall, einen Termin in der nächstgelegenen Vertragswerkstatt anzubieten

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