Data-driven oftmals noch Zukunftsmusik

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Daten geschäftlich und gesellschaftlich zu nutzen ist ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor: Für Unternehmen gilt es, Kundinnen und Kunden mit Produkten und Prozessen zu begeistern, die auf Datenanalysen basieren und sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Für Behörden geht es darum, schnellen Service zu bieten und Bürokratie abzubauen. Drei Viertel der 230 für eine Sopra Steria befragten Führungskräfte spüren diesbezüglich einen starken bis außerordentlich starken Handlungsdruck – von Seiten der Kunden, neuer Wettbewerber und im Falle der Verwaltung durch das Onlinezugangsgesetz. 42 Prozent der Befragten halten die Nutzung von Daten zu wirtschaftlichen oder öffentlichen Zwecken langfristig für überlebenswichtig. Bei Banken und Versicherern sind es 53 Prozent.

Mit Basisarbeit beschäftigt

Die Mehrheit der befragten Unternehmen und Verwaltungen steckt noch in der Basisarbeit. Daten liegen oftmals noch in Papierform vor und lassen sich damit nicht zu vertretbaren Kosten weiterverarbeiten. 64 Prozent scheitern zumindest teilweise daran, Daten in ihre IT-Systeme und Geschäftsabläufe zu integrieren, so die Studie. „Banken, Industrieunternehmen und Behörden werden Kundendaten nur dann in Mehrwerte verwandeln, wenn sie sie richtig aufbereiten, verknüpfen und mit der nötigen fachlichen Kompetenz analysieren. Diese Basics stellen viele Unternehmen und Verwaltungen gerade erst flächendeckend her“, sagt Lars Schlömer, Head of Data & Analytics bei Sopra Steria.

Teams zusammenbringen

Mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen und Verwaltungen tut sich laut Befragung zudem schwer damit, die passenden Daten für neue Geschäftsmodelle oder Leistungen zu finden oder zu definieren. Ein unterschätzter Faktor ist die fehlende Fachlichkeit bei der Zusammensetzung der Teams. Ein Großteil der Unternehmen und Behörden rekrutiere zwar Spezialisten wie Data Scientists und Data Engineers, würden dieses Knowhow jedoch nicht mit der fachlichen Expertise zusammenbringen, so die Studienautoren. „Es werden Teams benötigt, die die fachlichen Zusammenhänge der Geschäftsprozesse verstehen und die richtigen Fragen stellen können. Fachwissen ist essenziell, geeignete Daten für neue Geschäftsmodelle und datenbasierte Dienstleistungen zu identifizieren“, sagt Lisa Schiborr, Expertin für Data & Analytics bei Sopra Steria.

Recht auf Datennutzung geplant

Angesichts der Hürden, die Unternehmen und öffentliche Verwaltung überwinden müssen, seien die Prognosen für die kommenden fünf Jahre noch optimistisch zu bewerten, schreiben die Autoren: Die Mehrheit Befragten geht von einem Anteil datenbasierter Dienstleistungen am gesamten Leistungsangebot von bis zu 50 Prozent aus. Bis die Hausaufgaben nicht erledigt seien, blieben datenbasierte As-a-Service-Geschäftsmodelle jedoch für viele Unternehmen mehr ein Zubrot als Wachstumssäule, so die Studienautoren. Bessere Rahmenbedingungen sollen dem Aufbau einer Datenökonomie in Deutschland mehr Schwung verleihen. Die Bundesregierung möchte u.a. einen Rechtsanspruch auf den Zugriff auf öffentliche Daten einführen. Ein geplantes Dateninstitut soll darüber hinaus die Datenverfügbarkeit und die Standardisierung von Daten vorantreiben und Datentreuhändermodelle sowie Lizenzen etablieren. So können etwa Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes Einzelhändlern bereits heute bei der Planung helfen. Bauherren und Immobilienhändler profitieren von topographischen Karten, Katasterinformationen sowie dreidimensionalen Gebäudemodellen. „Sobald Unternehmen die Voraussetzungen in puncto Dateninfrastruktur, Datenqualität, Datenkultur und Datenkompetenz geschaffen haben und Verwaltungen mehr Open-Data-Plattformen errichten, können Daten volkswirtschaftlich zu einem Konjunkturmotor werden. Aktuell sind sie eher ein Hilfsmotor“, so Lars Schlömer von Sopra Steria.

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