Taktgenau an Kunden liefern

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In der Automobilindustrie und in anderen Branchen mit komplexer Produktion und einer Vielzahl konfigurierbarer Modell- und Produktvarianten sind viele Hersteller bestrebt, ihre Fertigungstiefe so weit wie möglich zu senken. Sie lagern dazu Entwicklung und Fertigung von Bauteilen und Modulen in großem Umfang an ihre Zulieferer aus. Die Kombination aus einer hohen Anzahl von Varianten und der Größe der Bauteile erschwert zudem die Lagerhaltung an der Linie erheblich oder macht sie sogar unmöglich. Deshalb fordern Produzenten von ihren Zulieferern oftmals eine Just-in-Sequence-Belieferung (JIS), um die eigene Produktion taktgenau mit Teilen zu versorgen.

Mehrstufige JIS-Prozesse lassen sich visualisieren und steuern.
Mehrstufige JIS-Prozesse lassen sich visualisieren und steuern. Bild: WSW Software GmbH

Genaue Abfolge einhalten

Der Lieferant oder Logistikdienstleister mit JIS-Belieferung muss Vorgaben des OEM in puncto Menge, Zeit und Ort exakt einhalten und Bauteile genau in der Reihenfolge ans Band liefern, die dessen Fertigungssequenz entspricht. Zu berücksichtigen sind dabei Sequenzverschiebungen oder Sonderproduktionen aufseiten des OEM, die in eine laufende Sequenz eingesteuert werden, aber auch unterschiedliche Anforderungen an die JIS-Belieferung verschiedener Werke ein und desselben Herstellers. Das stellt Zulieferer vor große Herausforderungen in Bezug auf die Planung der Reihenfolge der Lieferungen, der Behälter, das Beladen der Lkw und die Berücksichtigung der Kundenspezifika. Erschwerend hinzu kommt der in der Regel sehr hohe Zeitdruck. Meist bleiben dem Zulieferer vom EDI-gestützten JIS-Abruf des OEM bis zur sequenzgerechten Lieferung der Teile nur wenige Stunden, oft weniger als 30 Minuten. Infolge der kurzen Steuerzeiten hält der Hersteller seinen Pufferbestand niedrig, schon geringfügige Lieferverzögerungen können seine Produktion empfindlich stören.

Sequenzprüfungen zeigen, ob ein Behälter im Versand ist und welche Positionsebene er hat.
Sequenzprüfungen zeigen, ob ein Behälter im Versand ist und welche Positionsebene er hat. Bild: WSW Software GmbH

JIS-Spezifika der OEM

Das oberste Gebot bei der JIS-Belieferung lautet daher, dass die Produktion des OEM niemals stocken oder gar stillstehen darf. Sie gilt daher als Königsdisziplin der Materialversorgung einer Fertigung. Voraussetzung für die JIS-Versorgung ist eine automatisierte Verarbeitung und Prüfung der elektronischen JIS-Lieferabrufe eines OEM oder Systemlieferanten samt aller Sequenz- und Zusatzinformationen, die sie beinhalten. Der Zulieferer muss dabei herstellerspezifische Prozesse und Sonderverfahren – zum Beispiel Audi-Perlenkette, BMW Tacho, Volvo VCCBOM oder Stellantis Corail – in seinem IT-System abbilden. Auch die Kommunikation mit den OEM in globalen Edifact-Formaten und, sofern nötig, die mit ihren Werken vor Ort in speziellen EDI-Formaten wie Ansi X12 (USA) oder Anfavea-RND (Brasilien) ist unerlässlich.

Standardsoftware verfügbar

Für die EDI-gestützte JIS-Abwicklung bietet WSW Software die Standardlösung Lojistix an, die autonom oder in Verbindung mit einer ERP-Software, als führendes System oder als Fallback-Lösung, arbeiten kann. Sie bildet den JIS-Prozess ab (One-Piece-Flow) und beginnt dabei bei der EDI-Integration (in-/outbound). Sie reicht über die Steuerung der Endmontage, die Verpackung in verschiedene Behälter und das Labeling bis zur Versandabwicklung auf Basis produktionssynchroner Abrufe und der Durchführung logistisch sortenreiner Prozesse. Erforderlich ist auch die Einbettung in den Produktionsprozess, um Rückmeldungen zu Fertigungsaufträgen und gefertigten Komponenten samt retrograder Buchung des verbrauchten Materials aus dem JIS-Prozess zu erhalten (Backflush). Arbeitet die WSW-Lösung in Verbindung mit einem ERP-System etwa mit SAP, das Material- und Kundenstammdaten sowie Stücklisten verwaltet, ist ein performanter und konsistenter bidirektionaler Datenaustausch sicherzustellen. Um darüber hinaus die JIS-Abwicklung in Lager, Montage und Produktion automatisiert zu steuern, ist auch die Kommunikation mit einem Warehouse-Management-System (WMS) und einem Manufacturing Execution Systems (MES), aber auch mit SPS-Steuerungen, ob direkt oder per OPC-UA, möglich. Monitoring-Funktionen in der Standardsoftware helfen, Fehler und Probleme bei der JIS-Abwicklung zu erkennen und zu beheben. Archivierungsfunktionen verwalten nicht mehr benötigte Daten.

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