Zeit für den Wandel

Für Unternehmen heißt das umdenken. „Insbesondere die Lieferketten bergen noch erhebliche Optimierungspotenziale. Der Klimawandel und eine verbesserte Resilienz werden damit zu den wichtigsten Treibern des Lieferketten-Re-Designs“, sagt Diana Huying, Nachhaltigkeitsspezialistin beim Karlsruher Beratungsunternehmen Aflexio. Dazu sind professionelle Planungsansätze notwendig. Dennoch reagieren noch längst nicht alle Unternehmen adäquat auf diese neue Herausforderung. Eine scheinbare Erschwernis für Unternehmen: Das Problem der Allmende.

Das Problem der Allmende

Solange keine vollständige Bepreisung des CO2-Ausstoßes erfolgt, können Unternehmen die Kosten des CO2-Ausstoßes zumindest zum Teil externalisieren. Trotz politischer Bemühungen gibt es derzeit aber keine weltweit einheitliche Lösung für dieses Problem, beispielsweise einen global aufeinander abgestimmten CO2-Zertifikatehandel. Damit scheinen Unternehmen im Vorteil, die die Problematik des Klimawandels ignorieren. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit. Die Coronakrise hat gezeigt, wie abhängig europäische Unternehmen von chinesischen Exporten sind. Auch die Havarie der ‚Ever Given‘ im Suezkanal zeigt die Empfindlichkeit der Lieferketten. Havarien mögen zwar die Ausnahme sein. Mit steigendem Transportaufkommen wird der Suezkanal aber prinzipiell zu einem immer empfindlicheren Nadelöhr für den asiatisch-europäischen Schiffsverkehr. Die Transportkosten via Containerschiff sind zudem nur aufgrund der hohen Kostendegression günstig. Prinzipiell ist der Transport sehr energieintensiv. Die Kosten verteilen sich aber auf sehr große Transportmengen. Kleinere Losgrößen durch individuellere Fertigung gehen aber häufig auch mit kleineren Einkaufsmengen und kürzeren Wiederbeschaffungszyklen einher – dadurch steigen auch die Kosten beim Schiffstransport. Das Problem ließe sich prinzipiell durch gesammelte Transporte mehrerer Unternehmen lösen – allerdings oft nur durch Inkaufnahme längerer Wartezeiten. Betriebswirtschaftlich spricht in diesen Fällen also viel für eine Re-Lokalisierung des Einkaufs, zumindest aber für flexiblere Beschaffungsplanungsverfahren – beispielsweise das bekannte Demand-Driven Material Requirement Planning.

Öffentlicher Druck

Das wohl beste Argument für mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen dürfte aber ein stärkeres Bewusstsein in der Öffentlichkeit für das Thema sein. Dies zeigt sich bereits heute im Konsumverhalten. Im Jahre 2020 gaben 53 Prozent der Befragten einer einschlägigen Umfrage an, aus Umweltschutzgründen Ökostrom zu beziehen. Weitere 35 Prozent der Befragten erwähnten, beim Kauf von Haushaltsgeräten besonders auf Energieeffizienz zu achten und 27 Prozent leisteten sogar freiwillige Kompensationszahlungen für Flugreisen – entweder direkt oder vermittelt durch Fluggesellschaften oder Reiseveranstalter. „Klimaschutz wird zu einem immer wichtigeren Verkaufsargument in vielen Marktsegmenten“, bestätigt auch Martin Pesch von Aflexio.

Klimaschutz – aber wie?

Klimaschutz kann also durchaus betriebswirtschaftlich sinnvoll sein. Stellt sich die Frage, wie er praktisch in das unternehmerische Handeln eingebunden wird. Grundsätzlich gibt es für Unternehmen mehrere Hebel, ihre Klimabilanzen zu optimieren. Beispielsweise, in dem sie Kreisläufe in ihre Lieferketten implementieren und Teile ihrer bereits verkauften Produkte recyclen, um sie als neue Rohstoffe zu verwenden. Auch die Produktpolitik kann zum Klimaschutz beitragen, indem sie von Maßnahmen wie geplanter Obsoleszenz von Produkten absieht und wieder stärker auf die Reparaturfähigkeit setzt. Über das Konzept der ‚Total Cost of Ownership‘ ließe sich dabei eine höhere Preisbereitschaft bei der Produktanschaffung verargumentieren. Dennoch bleibt einer der besten Hebel ein schon bekanntes Konzept – allerdings nur dann, wenn es auch richtig umgesetzt wird: Der C02-Fußabdruck.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert