„Der Zusammenhalt ist das A und O“

Herr Schimscha, die Firma, die Sie 36 Jahre lang geleitet haben, hat sich nach dem zweiten Weltkrieg von Südmähren im heutigen Tschechien im baden-württembergischen Erlenbach angesiedelt. Warum ausgerechnet Erlenbach?

Otto Schimscha: Die Entscheidung für Erlenbach wurde von den historischen Umständen geprägt und markiert gleichzeitig den Anfang eines neuen Kapitels in der Geschichte unserer Familie und des Unternehmens. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten wir als Heimatvertriebene die damalige Tschechoslowakei verlassen. Eine entbehrungsreiche Reise brachte uns mit 1.200 Personen in 30 Viehwaggons nach Baden-Württemberg in eine ungewisse Zukunft. Da mein Vater keiner politischen Partei angehörte, durften wir während unserer Flucht eine Kiste Werkzeug mitnehmen. Diese Kiste repräsentiert den Grundstein für den Neuanfang unserer Familie in Deutschland.

Als Sie im Jahr 1968 die Unternehmensführung von Ihrem Vater Otto übernahmen: Was waren damals die besonderen Herausforderungen, denen Sie sich stellen mussten?

Nach dem unerwarteten Tod meines Vaters im Jahr 1967 übernahm meine Mutter, Maria Schimscha, die Unternehmensführung. Sie war eine gestandene Trümmerfrau und hatte das Unternehmen bereits erfolgreich geführt, als mein Vater während des Krieges in russischer Kriegsgefangenschaft war. Ihr konservativer Führungsstil prägte die Geschäftsphilosophie in dieser Zeit. Ich war damals jung, hatte viele neue Ideen und setzte den Fokus auf technologische Fortschritte. Meine Mutter scherzte in dieser Zeit häufig, dass das Maschinenkaufen mein Hobby sei.

Die 70er Jahre waren eine Zeit des Umbruchs, nicht nur gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich. Eine der größten Herausforderungen bestand darin, das Unternehmen in einer Zeit des Wandels zu stabilisieren und gleichzeitig zukunftsorientiert auszurichten. Neue Technologien in der Blechverarbeitung mussten integriert werden, und wir mussten uns anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Gibt es Entscheidungen, die Sie getroffen haben, auf die Sie mit besonderer Zufriedenheit oder gar Stolz zurückblicken?

Mein Leitmotiv lautete stets: Gemeinsam sind wir stark. Ein besonderer Höhepunkt meiner Karriere ist aber zweifellos die erfolgreiche Übergabe des Unternehmens an meine drei Söhne Thomas, Johannes und Michael Schimscha. Die kontinuierliche Weitergabe von Wissen, Werten und der Unternehmensphilosophie an die nächste Generation ist nämlich ein zentraler Aspekt unserer Familientradition.

Mit Stolz betrachte ich auch die nächste und fünfte Schimscha-Generation, denn meine vier Enkel stehen bereits in den Startlöchern. Es erfüllt mich mit Freude und Stolz zu sehen, dass sie unsere 128-jährige Tradition fortsetzen möchten und bereit sind, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.

Wie würden Sie, mit Blick auf die Gegebenheiten Ihrer Anfangsjahre, die Herausforderungen für die heutige Geschäftsführergeneration einordnen?

Die heutige Geschäftsführergeneration steht zweifellos vor einer neuen Palette von Herausforderungen, die sich in vielerlei Hinsicht von denen meiner Anfangsjahre unterscheiden. Die Dynamik und Schnelligkeit des technologischen Fortschritts prägen die aktuelle Geschäftsumgebung. Es bleibt wichtig, das Erbe der Tradition mit den Anforderungen der Moderne in Einklang zu bringen. Die heutige Geschäftsführergeneration muss nicht nur die unternehmerische Tradition bewahren, sondern auch mutige Entscheidungen treffen, um das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Welches sind, Ihrer Erfahrung nach, die wichtigsten Faktoren für den Erfolg eines Familienunternehmens?

Der Zusammenhalt ist das A und O eines erfolgreichen Familienunternehmens. Unser familiärer Zusammenhalt bildet den Grundpfeiler für unsere langfristige und nachhaltige Unternehmensentwicklung, denn: Nur gemeinsam sind wir stark.

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