Seit 2020 laufen die ersten Piece Picking Zellen von SSI Schäfer zur vollautomatischen Einzelstückkommissionierung bei einem Pharmagroßhändler in Nordamerika, die über Behälterfördertechnik an das Lager angebunden sind. Dabei handelt es sich um Multi-Order-Ausführungen, bei denen der Roboter zeitgleich mehrere Aufträge aus zwei Quellbehältern in drei Zielbehälter kommissioniert. Die erste Installation der Zelle kommissioniert vorrangig Drogerieprodukte. Zudem sind bereits sieben weitere Zellen für die Kommissionierung von Medikamenten im Betrieb.
Obwohl die Zellen auf den ersten Blick ähnliche Aufgaben zu erfüllen scheinen, haben die Roboter aufgrund des breiten Produktspektrums unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen. Die Verpackungen von Drogerieprodukten sind so gestaltet, dass sie die Aufmerksamkeit des Verbrauchers auf sich ziehen – was für so manches System eine nicht zu unterschätzende Hürde mit sich bringt. Im Gegensatz zu den Drogerieartikeln werden Medikamente üblicherweise in weniger aufwendigen Verpackungen angeboten. Diese können zwar auch optische Fallstricke mit sich bringen, doch die Schwierigkeit bei Medikamenten ist eine ganz andere – nämlich die Null-Fehler-Toleranz beim Picken.
Höchstleistung bewerkstelligen
Die manuelle Einzelstückkommissionierung gilt als einer der kostenintensivsten Prozesse im Lagerbetrieb, da sie eine äußerst effiziente und zugleich fehlerfreie Abwicklung erfordert. Dabei stehen insbesondere zwei Herausforderungen im Fokus: die Gewährleistung eines reibungslosen Prozessablaufs und die schonende Handhabung der Produkte.
SSI Schäfer setzt bei der Einzelstückkommissionierung auf Portalroboter und den Einsatz intelligenter Softwaretechnologien. Diese sogenannte SSI Piece Picking Zelle kommissioniert von sequenziert zugeführten Lagerbehältern direkt in die Auftragsbehälter. Zentrales Element der Lösung ist das Software-Modul WAMAS Piece Picking aus dem umfangreichen WAMAS Portfolio von SSI Schäfer. Die darin integrierte WAMAS Vision Technologie hat die Aufgabe, die Artikel in einem Behälter zu detektieren und den idealen Greifbereich zu identifizieren. Die „Augen“ der Software in die „reale Welt“ sind 3D-Kamerasysteme, die den Inhalt des Lagerbehälters abbilden. Um mit der „realen Welt“ interagieren zu können, übermittelt WAMAS Vision die Daten an die Steuerung des Roboters. Dieser verarbeitet die Daten, berücksichtigt die Bewegungsfähigkeit als auch die physikalischen Eigenschaften seines Greifers. Mittels kompakter Saugnäpfe kann jeder Winkel des Behälters erreicht werden und auch das kleinste Teil zuverlässig gegriffen werden. Die patentierte Pickpunktoptimierung ermöglicht die Verlagerung des Greifpunkts und stellt sicher, dass der Barcode nicht verdeckt wird und sich unmittelbar scannen lässt. Während dieses Vorgangs werden parallel Serien- und Chargennummer sowie das Verfallsdatum verifiziert. Der Scan-Prozess zwecks Einhaltung der EU-weit geltenden Vorgaben an das Tracking & Tracing verläuft dabei analog und ist gerade im Bereich des Gesundheitssektors rund um das Thema des Qualitätsmanagements zur Gewährleistung der Arzneimittelsicherheit unumgänglich.
Per Pick and Place legt der Kommissionierroboter jeden Artikel so knapp wie möglich über dem Behälterboden oder dem Ablageplatz über den schon im Behälter befindlichen Artikeln ab. Das garantiert nicht nur ein besonders schonendes Produkthandling, sondern ermöglicht durch das exakte Platzieren auch eine optimale Ausnutzung des Füllgrads.
Platz für die künstliche Intelligenz
Die KI-basierte Objekterkennung garantiert zusammen mit der integrierten Scan- und Verwiegefunktion eine fehlerfreie Produktverifizierung. Und wenn doch einmal etwas Unerwartetes passiert, weiß die smarte Lösung, was zu tun ist: Herausforderungen wie zum Beispiel unlesbare Barcodes werden direkt in der Roboterzelle durch automatische Fehlerkorrektur gelöst. Manuelle Eingriffe reduzieren sich damit auf das Nötigste.
Unabhängig davon, ob es sich um kubische, zylindrische, tubenförmige oder Blister-Verpackungen handelt – die Applikation ist branchenübergreifend für vielfältige Warensortimente einsetzbar und verbessert sich mit jedem Pick. Durch Machine Learning sammelt SSI Piece Picking Erfahrungen, um die Prozesse noch stabiler, sicherer und optimierter zu gestalten.
Ein intelligentes Gesamtsystem
Die Software ist somit in ein hochkomplexes System aus Sensor- und Roboter-Technologie eingebunden. Dieses einzigartige Know-how im technologischen Kern des automatisierten Pickens stärkt SSI Schäfer zusätzlich durch seine hohe Prozesskompetenz – also das Wissen über die umliegenden Prozesse, in die die automatisierte Pickzelle einzubinden ist. Die vorassemblierte Einheit lässt sich leicht installieren und innerhalb verschiedenster Fördersystemen nahtlos in ein intelligentes Gesamtsystem integrieren. Sie funktioniert perfekt als Ergänzung zu ergonomischen Kommissionierarbeitsplätzen und ist kombinierbar mit Fahrerlosen Transportsystemen, Shuttle-Systemen, Karton- und Behälterfördertechnik, Stückgut-Sortern oder Taschensortersystemen.