Deutschland fehlen über 240.000 Fachkräfte in MINT-Berufen

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Die Arbeitskräftelücke in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) bleibt trotz der starken konjunkturellen Abkühlung auf hohem Niveau. Laut einer Untersuchgung des Instituts der deutschen Wirtschaft lagen im März 2024 rund 449.300 zu besetzende Stellen in den MINT-Berufen vor. Auf der anderen Seite waren in diesem Bereich bundesweit 213.900 Personen arbeitslos gemeldet. Daraus ergibt sich eine Lücke von mindestens 235.400 offene Stellen. Unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches kommt das IW über sämtliche 36 MINT-Berufskategorien auf eine aggregierte Arbeitskräftelücke in Höhe von 244.400 Personen. Die größten Engpässe zeigen sich in den Energie-/Elektroberufen mit 77.900, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit 45.400, in den Bauberufen mit 36.700, in den Berufen der Metallverarbeitung mit 30.900 und in den IT-Berufen mit 29.500 offenen Stellen. Im Vergleich zum Vorjahreswert aus dem März 2023 ist die MINT-Lücke um 20,4 Prozent gesunken.

Die Befragung von Unternehmen hat ergeben, dass für die Transformation in den Bereichen Digitalisierung und Klimaschutz der Bedarf an Fachkräften in MINT-Berufen in den kommenden Jahren stark zunehmen wird. Zugleich führt der demografische Wandel zu steigenden Ersatzbedarfen (aktuell scheiden jährlich 64.800 MINT-Akademikerinnen und MINT-Akademiker aus), während es am Nachwuchs in Ausbildung und Studium mangelt. Mittelfristig droht der inländische Nachwuchs weiter abzunehmen, da die Leistungen von Schülerinnen und Schülern in den PISA-Erhebungen in Mathematik stark sinken. Aus Sicht der Unternehmen sind Investitionen des Staates in das Bildungssystem der wichtigste Faktor (Wert 98 auf einer Skala von 0 (völlig unwichtig) bis 100 (unbedingt erforderlich), um die Transformation erfolgreich zu meistern.

Prof. Dr. Axel Plünnecke, Leiter Themencluster Bildung, Innovation und Migration am Institut der deutschen Wirtschaft Köln: „Die MINT-Lücke wäre heute noch deutlich höher, wenn in den letzten zehn Jahren nicht erste Erfolge zur MINT-Fachkräftesicherung bei Frauen, Älteren, Zugewanderten und bei der MINT-Bildung erreicht worden wären. Unter Zugewanderten ist die Beschäftigungsdynamik besonders groß – ohne Erfolge bei der Zuwanderung würden heute rund 442.000 MINT-Fachkräfte zusätzlich fehlen. Für die kommenden Jahre ist jedoch mit Rückgängen beim MINT-Nachwuchs zu rechnen. Die Erstsemesterquoten in MINT-Studiengängen sind von 2016 bis heute um 10 Prozent gesunken, der Anteil der leistungsstarken PISA-Schülerinnen und Schüler hat sich in den letzten 10 Jahren in Mathematik halbiert.“

Über den MINT-Report: Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag folgender Mitglieder des Nationalen MINT Forums: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Arbeitgeberverband Gesamtmetall und MINT Zukunft schaffen.

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