„Cloudsysteme werden sich durchsetzen“

Setzt solch eine Entwicklung Sie unter Zugzwang?

Lisse: Nein, denn der Markt teilt sich aus meiner Sicht in zwei Bereiche: Large Enterprises, das sind die Großkunden, die sich aufwändige Lösungen programmieren lassen, um komplexe bestehende Prozesse abzubilden. Diese Programmierungen werden entweder von den Systemherstellern selbst oder von den internen IT-Abteilungen der Large Enterprises durchgeführt. Daneben gibt es den Mittelstand. Hier sind vor allem unsere Kunden angesiedelt und die verlangen von uns – wie bereits erwähnt – die Integration ihrer Systeme als Komplettlösung. Da ist viel Analyse gefragt, das Identifizieren der Anforderung, Aufbauen oder Anpassen von Prozessen und schließlich die Umsetzung. Diese Kunden haben weder die Ressourcen noch ein Interesse daran, umfangreiche Anpassungen selbst zu programmieren. Da werden eher mal ganz pragmatisch die Prozesse angepasst – und bei dieser Abwägung brauchen Unternehmen unsere Erfahrung und unser Know-how.

Bild: CIDEON Software &Services GmbH &

Welche Trends sehen Sie im Markt?

Lisse: Der ganz große Trend ist der zur Cloud. Gerade die Coronakrise hat den Unternehmen noch einmal klargemacht, wie abhängig wir alle von der Bereitstellung von Daten und Software sind. Viele Unternehmen haben schnell reagiert und ihre Konstrukteure samt CAD-Lizenz ins Homeoffice geschickt. Doch was nützt mir die lokal installierte CAD-Software, wenn ich vor Arbeitsbeginn erst einmal anderthalb Gigabyte Daten herunterladen muss? Wenn man auf ein Cloud-CAD-System wie Onshape oder Fusion 360 umsteigt, müssen nur noch die Ansichtsdaten über die Internetleitung gehen. Die eigentlichen, großen CAD-Daten bleiben in der Cloud. Und man bekommt Echtzeitzusammenarbeit quasi kostenlos obendrauf. Ein anderer Gesichtspunkt: Ein Kunde sagte mir kürzlich, dass das Onboarding eines neuen Konstrukteurs – also die Zeit, bis er wirklich arbeitsfähig ist – ihn aktuell etwa drei Wochen kostet. Hardware muss besorgt, eine CAD-Lizenz, die Software muss installiert werden und so weiter. Arbeitet man mit Konstruktionsdienstleistern zusammen, ist das nicht machbar. In einem Cloud CAD-System erstellt der Administrator für den neuen Mitarbeiter einen Account, setzt ihn an irgendeinen Rechner, dieser öffnet den Browser, loggt sich ein und kann loslegen. Deshalb sind wir den Schritt gegangen, die Verbindung von Cloud-CAD zu ERP anzubieten – unabhängig davon, ob das ERP-System in der Cloud oder On-Premise, also beim Anwender, läuft.

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Wie schwer ist heute das Verbinden zweier entfernter Systeme?

Lisse: Die Systeme, die sozusagen Cloud-nativ entwickelt wurden, bieten APIs und Webservices zur Anbindung anderer Systeme und Prozesse. Es sind eher die älteren, traditionellen Systeme, die noch nicht so offen sind, wie man es sich wünscht. Aber auch deren Anbieter ziehen nach, weil sie wissen, dass kein Weg an der Cloud-Integration vorbeigeht. Cideon hat gerade in diesem Bereich sehr viel Erfahrung und kennt aus der täglichen Consulting-Praxis Arbeitsweisen und Firmen gut. So finden wir Wege, die richtigen Daten an den richtigen Ort zu bringen.

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