In fünf Schritten zum No-Code/Low-Code-Projekt

Ein erfolgversprechender Ansatz, digitale Vorhaben unter Ressourcenmangel zu beschleunigen, ist der Einsatz sogenannter No-Code/Low-Code (NCLC)-Plattformen. Mit diesen können Fachanwender Applikationen erstellen, ohne dafür gängigen Programmcode schreiben zu müssen. Dabei kann dies gänzlich ohne (No-Code) oder mit geringen Programmierkenntnissen (Low-Code) erfolgen. NCLC-Plattformen arbeiten mit visuellen Werkzeugen. Die Elemente einer Anwendung lassen sich per Drag&Drop in einer Benutzeroberfläche zusammenziehen. Die Anwendenden stellen die vorgefertigten Bausteine samt Logik intuitiv zusammen – ohne eine Zeile Programmcode zu schreiben.

Chance für Unternehmen

Die Tools haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, sodass mittlerweile technisch anspruchsvolle mobile und webbasierte Anwendungen realisiert werden können. Für Unternehmen, die nur über wenig Expertise im eigenen Haus verfügen, ergibt sich damit eine Chance auf digitale Prozessverbesserungen, neue digitale Services sowie Geschäftsmodelle. Dies kann entweder durch die Befähigung der bestehenden Belegschaft erfolgen, die selbst digitale Produkte mittels NCLC erstellt oder durch externe Partner, die durch den Einsatz der Tools Lösungen schneller ausliefern können.

Verwenden Mitarbeiter, die nicht der IT-Abteilung angehören, NCLC-Plattformen, besteht die Gefahr, dass die eigenständig entwickelten Anwendungen den Sicherheitsvorgaben der IT widersprechen. Zudem kann sich so eine eine ‚Schatten-IT‘ bilden. IT-Verantwortliche sollten daher in die NCLC-Vorhaben eingebunden werden. Zudem sollten sie in die Auswahl der Fachkollegen eingebunden werden, um sicherzustellen, dass diese über die notwendigen Fähigkeiten und das Verständnis für IT-Sicherheitsanforderungen verfügen. Weiterhin bedarf es der Einbindung der Abteilungen, auf deren Bereich die spätere Anwendung einen Einfluss hat, damit alle Anforderungen und Erwartungen geklärt sind.

Alternativ zur vollständig internen Umsetzung können NCLC-Anwendungen mit externer Hilfe eingeführt werden. Hier entwickeln Dienstleister das gewünschte Produkt initial mittels NCLC-Tools und ein internes Team übernimmt schrittweise den Betrieb sowie die Erweiterung.

In fünf Schritten

zum Pilotprojekt

Zunächst gilt es, Erfahrungen zu sammeln und in einem Pilotprojekt ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich Anwendungen mittels NCLC umsetzen lassen. Erste Schritte können Sie bereits mit geringem Invest machen.

Schritt 1 – Projektteam und Rahmenbedingungen: Ein Pilotprojekt sollte mit Personen aus der IT und technisch affinen Mitarbeitern aus den Fachabteilungen besetzt sein und gegebenenfalls durch einen externen Dienstleister begleitet werden. Dieses Team legt zunächst die Rahmenbedingungen (z.B. Rollen, Verantwortlichkeiten, IT-Betrieb) fest und gestaltet die weitere Umsetzung.

Schritt 2 – Pilotanwendung und Scope definieren: Eine erste Herausforderung ist oft, betrieblichen Anwendungsfälle für den Einstieg zu identifizieren. Oft eignen sich hier administrative (nicht-wertschöpfende) Prozesse für einen Einstieg in NCLC. In der Produktion bieten Prozesse wie etwa die Erfassung der Wareneingänge ein Umfeld für den NCLC-Einsatz. Ein Beispiel wäre eine Anwendung, die auf einem mobilen Endgerät per Foto erfasste Lieferscheine analysiert, den Lieferanten, die Kunden- und Bestellnummer ausliest, darauf aufbauend zugehörige Bestellungen aus dem ERP-System abruft und dann bei der Überprüfung der Lieferung, bei Qualitätsdokumentation und Weiterverarbeitung unterstützt.

Schritt 3 – Minimal benötigte Funktionen bestimmen: Ist der Anwendungsfall identifiziert, definiert das Projektteam die minimal benötigten Kernfunktionen, die bereits einen deutlichen Mehrwert bieten würden. Hierbei sollten Unternehmen hinterfragen, ob Abläufe gegebenenfalls anders gestaltet werden können als in der bestehenden analogen Welt. Ein ineffizienter analoger Prozess wird nicht besser, wenn er 1:1 digital abgebildet wird.

Schritt 4 – Eine Tool-Auswahl treffen: Es kann eine Herausforderung sein, die Vielzahl an NCLC-Anbietern zu sondieren. Für den Einstieg eignen sich etwa Tools wie Airtable (Datenhaltung), Softr (Interface und Programmlogik) oder Make (Workflow Automation). Diese lassen sich miteinander integrieren und erfüllen die gängigen IT-Sicherheitsvorschriften (z.B. ISO27001) und EU-Datenschutzanforderungen (z.B. DSGVO). Des Weiteren bieten sie jeweils eine kostenlose Basisversion an.

Schritt 5 – Die Umsetzung schaffen: Vor der eigentlichen technischen Umsetzung sollten Unternehmen die in Schritt drei festgelegten Kernfunktionen in kleinere Aufgaben herunterbrechen. Ausgehend von der gewünschten Kernfunktionalität wird definiert, welche Teilfunktionen die Anwendung benötigt. Soll die App beispielsweise verschiedene Nutzerrollen mit unterschiedlichen Rechten unterscheiden können, benötigt die Anwendung eine Benutzer- und Rollenverwaltung.

Weiter professionalisieren

Entscheidend ist, dass Unternehmen Erfahrungen sammeln. Es soll ein Pilotprojekt bleiben, das schnelle Erfolge liefert, auf denen aufbebaut werden kann. Ist die erste NCLC-App umgesetzt, sollten Unternehmen das weitere Vorgehen professionalisieren. Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt helfen, einen iterativen Prozess zur schrittweisen Verbesserung und Ausweitung der Anwendungsfälle zu etablieren. Externe Spezialisten können hier unterstützen, um beispielsweise die passende Toolauswahl, die Geschwindigkeit und eine effektive Skalierung sicherzustellen.

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