Mit Co-Creation schneller zum Ziel

Für Vertrauensvoll und sicher vernetzte Medizingeräte brauchen Hersteller starke Entwicklungspartner über die gesamte Supply Chain hinweg.
Für Vertrauensvoll und sicher vernetzte Medizingeräte brauchen Hersteller starke Entwicklungspartner über die gesamte Supply Chain hinweg.

Die hohen Vorlaufzeiten von der ersten Idee bis zum ersten Prototypen oder gar fertigen Serienprodukt sind bei der Arbeitsteilung innerhalb der Embedded- und Edge-Computing-Supply-Chain jedoch immense Bottlenecks für OEM-Kunden. Um die Mauern zwischen Abteilungen und Unternehmen durchbrechen zu können, suchen sie deshalb nach ganzheitlichen Lösungen. Schlussendlich sollen alle Entwicklungsaufgaben weitestgehend parallelisiert und mit Kunden kontinuierlich synchronisiert werden, um Best-Practice-Lösungen zu schaffen. Congatec und S.I.E haben sich dieser Herausforderung gestellt und ein entsprechendes Co-Creation-Team gebildet, das in Zusammenarbeit mit Kunden (und Kunden des Kunden) gemeinsame Projekt- und Produktentwicklungen anbietet.

Der Mehrwert für den Anwender rückt in den Fokus

Der Vorteil solch ganzheitlicher Co-Creation-Angebote besteht darin, dass man in den Design-Sprints über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg denken kann. Der Entwicklungsfokus kann so präzise auf den Mehrwert für den Produkt-Endanwender gelenkt werden. Nimmt man alternativ die klassische Wertschöpfungskette in Anspruch, hätte S.I.E bei Secunet eine Anforderungserhebung machen müssen und wäre mit dieser dann mit dem Modullieferanten in Verhandlungen getreten, ohne dass dieser Kenntnis vom realen Bedarf des Endanwenders gehabt hätte.

„Klassisches Embedded-Computing-Geschäft wird oftmals vom OEM-Kunden initiiert. Er weiß in der Regel dann schon genau, was er für ein System braucht. Ob er aber alles berücksichtigt hat, was seine Lieferanten oftmals viel besser wissen, ist nicht sichergestellt. Sein Pflichtenheft führt dann infolge zu einem Lastenheft des Embedded-Computing-Lieferanten. Steigt man aber bereits in die Kommunikation ein, bevor man all dies schon weiß, kann man sich bereits in dieser eigentlich kreativen Phase auszutauschen,“ unterstreicht Josef Krojer, General Manager bei der Firma S.I.E System Industrie Electronic.

Faktisch ist der konventionelle Entwicklungsprozess wertstromaufwärts entlang der Supply Chain mit dem Kinderspiel ‚Stille Post‘ vergleichbar, bei im Grunde programmiert ist, dass Informationen verloren gehen, bzw. falsch interpretiert und dann fehlerhaft weitergegeben werden. In einem Spiel sind die Ergebnisse daraus oftmals sehr lustig. Nicht jedoch, wenn es um hunderttausende Euro schwere Produktentwicklungsprozesse geht.

Alle Mann an Bord

Im konkreten Fall wurde der Prototyp von Anfang an gemeinsam von Secunet, S.I.E und Congatec entwickelt. Nachdem dieser lauffähig war, wurden auch die Endkunden integriert. Dadurch konnten diese ebenfalls sehr früh aktiv Inputs in dieser Proof-of-Concept-Phase liefern und so die Auslegung des Produkts, das sie selbst einsetzen wollen, beeinflussen. Bei der Konzeption der Produkte Medical Connect Carna und Athene waren sowohl die Medizintechnikhersteller, die ihre Geräte sicher vernetzen wollen, als auch die Krankenhausinfrastrukturbetreiber und deren Serviceprovider – die oft als Gegenpool solcher Entwicklungen angesehen werden – mit an Bord. Deren Hauptinteresse ist es schließlich, das eigene Netzwerk vor dem Medizingerät abzusichern. Beide Fronten in einen solchen kreativen Prozess zu integrieren und all deren Anforderungen abzuholen war schließlich das Ziel des Co-Creation-Prozesses. Im Ergebnis wird eine Entwicklung verfolgt, die beiden Anspruchsgruppen vollumfänglich gerecht wird. Hierzu war es selbstverständlich erforderlich, Anwendungsszenarien zu erproben, um herauszufinden, welche Anforderungen noch zusätzlich an den Prototypen gestellt werden, um schlussendlich – nach mehreren agilen Design-Sprints – das finale Produktdesign festzulegen. Binnen acht Monaten steht man heute vor der Markteinführung der beiden Gateway-Produkte.

Der Anwender entscheidet, was er haben will

Schlussendlich ermöglicht dieser Co-Creation-Ansatz also auch ein Human-Centered-Design, wenn der Medizingerätehersteller auch seine Anwender mit ins Boot holt. Auch deren Feedback ist wichtig, um die Qualität und punktgenaue Bedarfsdeckung der Lösung zu steigern. Die Entwicklung wird durch Co-Creation also nicht mehr rein technisch getrieben und im stillen Kämmerlein fortgeführt, um danach in dem Markt gedrückt zu werden. Vielmehr entscheidet der Kunde über das, was er haben will. Die Entwicklung wird so von Push auf kundenzentriertes Pull umgestellt.

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