Jetzt die Weichen für morgen stellen

Alexander und Marcus Groß führen den Ditzinger Schaltschrankbauer in zweiter Generation. In den 1960ern hatte ihr Vater das Unternehmen im Stuttgarter ‚Speckgürtel‘ gegründet, in den 90ern an sie übergeben, demnächst steht der Einstieg der dritten Generation bevor. Als die beiden Brüder das Unternehmen übernommen hatten, waren es vielleicht drei Dutzend Mitarbeiter, erinnert sich Alexander Groß. „Zu der Zeit haben wir noch sehr handwerklich gearbeitet, aber es war immer mein Anspruch, dass wir industrieller arbeiten müssen. Neue Technologien einführen.“ Inzwischen sind es mehr als 160 Angestellte an mehreren Standorten in Ditzingen und Wissembourg, gleich hinter der Grenze in Frankreich. In den bald 30 Jahren ihrer Unternehmensleitung gab es so einige Krisen. Dotcom-Blase, Finanzkrise, Eurokrise, Corona, Ukraine-Krieg, Energie bis hin zum Fachkräftemangel. Für E+H Gross ging es in der Zeit immer weiter, denn mit jeder Krise kommen schlaue Köpfe daher und suchen nach neuen Technologien.

Das Herzstück einer Anlage

Alexander Groß erklärt, dass seine Kunden im Maschinen- und Anlagenbau in der heutigen Zeit gerne Aufgaben abgeben, die nicht zu ihrer Kernkompetenz gehören. Zwar gehöre der Schaltschrank zur Maschine dazu, aber ihnen fehle die Expertise. Wenn alle von KI und Digitalisierung sprechen, vergesse man gerne, dass Schaltschränke das Herzstück einer ganzen Anlage sind. „Genau hier können wir ansetzen. Der Schaltschrank ist für die Energieversorgung, Steuerung oder Datenanbindung notwendig und für die Automatisierung oder Digitalisierung einer Anlage bedeutsam“. Automatisierung bedeutet die Übertragung von Aufgaben von Menschen auf die Maschine. Dies kann mehrere Gründe haben, wie z.B. eine schnellere Aufgabenumsetzung, höhere Stückzahlen, weniger Fehler, wiederkehrende Aufgaben, oder wenn ein ganztägiger Betrieb stattfinden soll. Viele kennen zwar die großen Maschinen- und Anlagenbauer, aber die ‚Kleinen‘, die wichtige Komponenten liefern, seien nicht ersichtlich und kaum bekannt. Während die ‚Großen‘ Stellen abbauten, suchte der Schaltschrankbauer weiter nach Personal. In Ditzingen ist man Stolz darauf, dass der Betrieb trotz der Krisen immer weiter wachsen konnte. Vorsichtig wählt Marcus Groß seine Worte als er erklärt: „Klar wünscht man sich manchmal, dass die Politik auch uns kleinere Unternehmen mehr sieht. Während der Corona-Pandemie hatte man das Gefühl, dass die Erwartungshaltung der Behörden nicht immer zur Realität gepasst haben, wie wir sie hier erlebt haben. Aber wir sind stolz, dass wir es auch so hinbekommen haben.“

Schaltschränke weltweit im Einsatz

Auf der Weltkarte in der Fertigungshalle stecken in vielen Ländern und auch in großen bekannten Städten Fähnchen. Jedes Fähnchen steht für einen Schaltschrank, der dort aufgestellt wurde. Natürlich hat E+H Gross nicht überall Kunden auf der Welt. „Die kommen schon noch aus der Region“, gibt sich Alexander Groß bescheiden. „Unsere Kunden sitzen in Stuttgart, Karlsruhe, Ulm oder auch mal in Frankreich oder der Schweiz. Aber die Maschinen gehen überall hin. Wir sind stolz darauf, dass wir bei tollen Projekten dabei sein dürfen. Ob es jetzt eine große Brauerei ist, ein neues Solarkraftwerk oder einfach die Ausstattung einer Fabrikhalle in der Halbleiterindustrie.“ Als technischer Geschäftsführer schwärmt Alexander Groß für neue Technologien. Natürlich denke man bei Halbleitern schnell an die Tech-Giganten in den USA und Übersee. Allerdings werde oftmals vergessen, dass für deren Fertigungsstätten in Europa nicht selten viele wichtige Lieferanten angesiedelt sind. Auch hierüber ist man bei E+H Gross sehr stolz, dass man mitmachen darf.

Fachkräftemangel kompensieren

In der Produktion schließt gerade ein Mitarbeiter eine Leitung an, ohne auf einen Schaltplan zu gucken. In der Materialkiste liegt ein kompletter Drahtsatz. Alexander Groß nimmt ihn aus der Kiste heraus und zeigt auf das Ende der Leitung. „Mit unserer Kabelkonfektionsmaschine können wir auch direkt Quelle-Ziel angeben. So weiß der Mitarbeiter ganz ohne Plan, wo er die Leitung anschließen kann.“ Die maßgeschneiderten Drahtsätze helfen dem Ditzinger Schaltschrankbauer schneller ihre Schränke fertigzustellen. Vor allem können hierdurch einfacher Quereinsteiger ohne viel Knowhow eingesetzt werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen mittlerweile aus 21 Ländern. Marcus Groß bemerkt hierzu: „Wir merken sehr, dass sich der Arbeitsmarkt verändert hat hier im Raum Stuttgart.“

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