Was industrielle Datenräume leisten können

Bild: Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE

Jedes dritte Unternehmen in Deutschland ist überzeugt, dass der Austausch von Daten entlang der Wertschöpfungskette künftig für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Industrie entscheidend sein wird. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom, die dieser unter insgesamt 604 Unternehmen durchgeführt hat. Tatsächlich bieten industrielle Datenräume ein riesiges Potenzial, um digitale Innovationen für mehr Resilienz, Nachhaltigkeit und internationale Leistungsstärke in Deutschland und Europa zu heben.

So können etwa Störungen in Lieferketten oder der Rohstoff- und Energieversorgung jederzeit unerwartet auftreten und die fortlaufenden Fertigungsprozesse bedrohen. Auch spezifische Nachweispflichten können Unternehmen vor Herausforderungen stellen. Mit industriellen Datenräumen haben Unternehmen beispielsweise die Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck von Produkten präzise entlang der Lieferkette zu berechnen, ihre Fertigungsdokumentationen zu teilen, digitale Produktpässe zu erstellen und Störungen in Wertschöpfungsketten frühzeitig und effizient zu erkennen.

Komplexe Softwarelösungen

Ein solcher industrieller Datenraum stellt dabei natürlich nicht jegliche Daten für jede Person oder jedes Unternehmen ohne spezifischen Zweck bereit. Daten werden vielmehr nur mit einer Absicht und gegenseitiger Zustimmung für einen spezifischen Zweck zwischen autorisierten Partnern – wie etwa einem Fertigungsunternehmen und seinen Zulieferern – geteilt. Wichtig ist, dass die Daten demnach grundsätzlich bei den Nutzern selbst verbleiben und somit unter ihrer Kontrolle sind.

Was in der Theorie logisch und simpel klingen mag, ist in der Realität jedoch alles andere als trivial. Denn erstens müssen die Fertigungsprozesse überhaupt erst selbst ausreichend digital sein, um eine umfassende Vernetzung zu ermöglichen. Genau an dieser Stelle stoßen aktuell jedoch noch viele Unternehmen an ihre Grenzen. Die benötigten Softwarelösungen sind oft komplex und erfordern spezifisches Fachwissen, was die Digitalisierung der Fertigung wiederum sehr zeit- und kostenintensiv macht. Und zweitens werden für den Austausch über die Datenräume einheitliche Standards und eine sichere Plattform benötigt.

Manufacturing-X-Initiative schreitet voran

Pilotprojekte wie etwa die Manfacturing-X-Initiative erforschen derzeit die dafür notwendigen Technologien und Governance-Strukturen und treiben so die Transformation zu einer digital vernetzten Industrie in ganz Europa entscheidend voran. Manufacturing-X ist eine interoperable Datenplattform für die vierte industrielle Revolution, die von der Plattform Industrie 4.0 ins Leben gerufen wurde. Während die Initiative zwar den meisten Industrieunternehmen in Deutschland ein Begriff ist, beschäftigen sich aktuell leider jedoch nur sehr wenige von ihnen aktiv mit ihr. Laut Bitkom-Umfrage gibt derzeit lediglich ein Prozent der Unternehmen an, sich bereits an Manufacturing-X zu beteiligen.

Ein Grund dafür sind fehlende Test- und Prototypingumgebungen, in denen man Datenräume ausprobieren kann. Dieser Herausforderung hat sich entsprechend unser Team vom Fraunhofer IESE gemeinsam mit renommierten Partnerunternehmen angenommen und eine Software-as-a-Service-Lösung entwickelt, die es gerade auch kleineren und mittleren Unternehmen ermöglicht, Fertigungsprozesse zu digitalisieren, Digitale Zwillinge und Verwaltungsschalen zu erstellen und diese in Datenräume zu integrieren. Die Rede ist vom AAS Dataspace for Everybody.

AAS Dataspace for Everybody

Dahinter verbirgt sich eine Plattform, mit deren Hilfe sich Daten und vorkonfigurierte Softwarelösungen auf Grundlage der Open-Source-Middleware Eclipse BaSyx unkompliziert teilen lassen. Die Industrie-4.0-Lösung Eclipse BaSyx wurde vom Fraunhofer IESE und zahlreichen weiteren Partnern bereits seit 2016 im Rahmen des Forschungsprojekts BaSys 4.0 konzipiert und seither kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen können mit Eclipse BaSyx auch kleinere und mittlere Unternehmen standardisierte digitale Zwillinge entlang ihrer Fertigungsprozesse erstellen.

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