Klappbrücken lassen sich nicht nur hydraulisch antreiben. Hinsichtlich Systemkosten, Energie- und Wartungsaufwand kann ein elektromechanischer Antrieb durchaus die günstigere, zuverlässigere und platzsparende Alternative sein. Im vorliegenden Anwendungsfall konzipierte Nord einen elektromechanischen Antrieb auf Basis von zwei Maxxdrive-Industriegetrieben mit motormontierten Frequenzumrichtern. Sie treiben ein Ritzel an, das in einen Zahnkranz eingreift und einen Hebelmechanismus bewegt. Die beiden Frequenzumrichter realisieren eine Regelung der Antriebe. Die Prozesssteuerung synchronisiert die Geschwindigkeit der zwei Antriebe über einen Drehmomentabgleich.
Mit Engineering zur Komplettlösung
Ein solches Antriebskonzept entsteht natürlich nicht automatisch. Das Applikations-Engineering von Nord unterstützt den Anwender nach seinen Bedürfnissen und Vorgaben auf dem Weg zu einer einbau- und inbetriebnahmefertige Antriebslösung. Der Brückenantrieb sollte natürlich wartungsarm sein und eine möglichst hohe Lebensdauer erreichen. Schließlich öffnet und schließt er die Brücke mehrmals am Tag – bei allen Witterungsbedingungen. Sollte ein Bauteil ausfallen, muss ein Notbetrieb möglich sein und im Reparaturfall ein schneller Wechsel der defekten Antriebsteile. In den Endlagen, speziell bei geöffneter Brücke, muss das Antriebssystem zudem verriegelt werden. Anhand der erforderlichen physikalischen Parameter wurde aus dem Portfolio der passende Elektromotor, das geeignete Industriegetriebe und der Frequenzumrichter ausgewählt. Hinzu kam eine separate Bremse zum sicheren Halten in jeder Position sowie ein Hilfsgetriebe für sehr langsame Schleichfahrt, Not- und Revisionsbetrieb. Das Hilfsgetriebe sollte notfalls auch manuell bedienbar sein. Alle Komponenten benötigen außerdem einen hohen Korrosionsschutz. Nord hat für solche Fälle eigene Programme zur Berechnung und Auswahl geeigneter Antriebssysteme entwickelt. Aber auch wenn die passende Getriebegröße ermittelt ist, gibt es im Baukasten noch eine große Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten. Hier kommt vor allem das anwendungsspezifische Wissen bei Nord zum Einsatz, um aus den Optionen die bestmögliche auszuwählen.
Industriegetriebe für harte Einsätze
Durch die hohen Abtriebsdrehmomente eignen sich die Maxxdrive-Industriegetriebe gut für Heavy-Duty-Anwendungen wie dem beschriebenen Klappbrückenbeispiel oder auch für Rührwerke, Bandantriebe, Mischer, Mühlen, Trommeln oder Brecher. Aufgrund des verwindungssteifen, einteiligen Blockgehäuses erreichen sie eine höhere Lagerlebensdauer als Teilfugengetriebe und gewährleisten eine effiziente Kraftumsetzung sowie hohe Toleranz gegenüber Lastspitzen und Schlägen. Große reibungsarme Wälzlager sorgen für eine sehr hohe Radial- und Axial-Belastbarkeit sowie Langlebigkeit. Die Achsgenauigkeit führt zu einen geräuscharmen Lauf. Die Getriebe werden in zwei- bzw. dreistufigen Stirnrad- oder drei- bzw. vierstufigen Kegelstirnrad-Ausführungen angeboten und decken einen Übersetzungsbereich von 5,60:1 bis 400:1 ab (mit Vorgetriebe bis 30.000:1). Für die Integration stehen Montageflächen auf allen sechs Getriebeseiten zur Verfügung, so dass flexible Wellenanordnungen und Einbaulagen möglich sind.
Zusatzoptionen für Individualisierung
Die Industriegetriebe werden in elf Baugrößen gefertigt. Speziell für Anwendungen, in denen geringe Übersetzungen in Kombination mit hohen Leistungen gefragt sind, hat Nord zusätzlich die zweistufigen Kegelstirnradgetriebe der Maxxdrive-XT-Baureihe entwickelt. Diese Serie besteht aus sieben Baugrößen, ist standardmäßig mit einem stark verrippten Blockgehäuse und einem integrierten Axiallüfter ausgerüstet. Durch die vergrößerte Oberfläche und die Luftführungshauben wird die Luftkühlströmung verbessert und eine hohe thermische Grenzleistung erreicht. So kann in vielen Fällen auf zusätzliche Kühloptionen verzichtet werden. Auf Basis des modularen Baukastensystems projektiert Nord komplette, kundenindividuelle Antriebssysteme für den Schwerlastbetrieb mit kurzen Lieferzeiten. Grundlage ist das Portfolio an Frequenzumrichtern, Motoren, Getrieben und Anbaukomponenten wie Kupplungen, Bremsen, Kühloptionen, Schwingenrahmen sowie weiteren Optionen. So stehen etwa viele verschiedene Ausführungen für An- und Abtriebswellen, Befestigungen, Dichtungssysteme, Rücklaufsperren, Hilfsantriebe, Kühlausrüstungen sowie Sensorik zur Überwachung des Betriebszustandes zur Verfügung.