„Das ist für die Branche ein ziemlicher Kracher“

Bild: Hilscher Gesell. f. Systemautomation mbH

Herr Trapp, Sie verantworten bei Hilscher die Themen Strategie und Innovation. Als Komponentenhersteller dürfte Ihr Haus meist eng an Kundenanforderungen gebunden sein. Welcher Raum bleibt für Strategie und Innovation?

Niels Trapp: Natürlich ist unser Produktportfolio auf die Anforderungen des Marktes ausgerichtet. Unser Kerngeschäft liegt noch immer bei der Kommunikationstechnik, auf der OT-Ebene. Da gewinnen die Drahtlos-Themen gerade an Bedeutung. Es werden verstärkt Infrastrukturkomponenten benötigt, um mit 5G- oder Wifi6-Technologie etwa autonome mobile Roboter und AGV zu vernetzen – oder IO Link Wireless, wobei wir dafür auch schon Produkte haben. Auch mit Single Pair Ethernet, Gigabit und TSN befassen wir uns heute. Innovation entsteht, wenn sie solche Technologien so kombinieren, dass sie in Summe einen Nutzen bilden. Doch wenn sie Innovation zu produktnah verstehen, besteht die Gefahr, dass strategische Elemente hinten herunter fallen. Dagegen haben wir uns bei Hilscher strukturell abgesichert, indem wir stets Engineering-Ressourcen für das ein oder andere Innovationsprojekt vorhalten. Wobei wir schon darauf achten, dass uns diese Forschungs- und Konsortialprojekte in fünf bis zehn Jahren auch voranbringen.

Bild: Hilscher Gesell. f. Systemautomation mbH

Hilschers jüngste Geschäftseinheit ist mit NetField im IoT-Markt unterwegs. Kommen aus dieser Richtung Impulse für ihr Aufgabenfeld Strategie und Innovation?

Die sind eng miteinander verknüpft. Wobei es in den Use Cases letztlich meist wieder um vereinheitlichte Datenmodelle geht. So ist die IT-Welt eben. An dieser Stelle gewinnen die eben erwähnten Konsortialprojekte an Bedeutung: IoT-Projekte finden in einer Asset-orientierten Produktionslandschaft statt. Diese ist auf Verlässlichkeit, Verfügbarkeit und Planungssicherheit ausgerichtet. Gehen IT-Menschen mit datenzentrierter Sicht an die Systeme heran, vernetzen Maschinen, ändern womöglich etwas, wirft das bei Produktionsverantwortlichen Fragen nach Beherrschbarkeit und Systemverständnis auf. In Konsortialprojekten lassen sich Antworten auf diese Fragen entwickeln, da beide Sichtweisen zusammenkommen. Gerade die von uns 2019 mitgegründete Open Industry Alliance hat sich dabei als hilfreich erwiesen.

Wie unterscheidet sich diese Organisation von anderen?

Es soll dort kein neuer Standard entstehen, sondern clevere Kombinationen der vorhandenen. Wird im Konsortium eine Kombination in einem bestimmten Rahmen als sicher und zuverlässig eingestuft, können das mittlerweile über 100 Firmen bezeugen und als Arbeitsmodell nutzen. Dabei sind in der Organisation von Automatisierern über Kommunikationspezialisten bis hin zu IT-Firmen alle Kompetenzen vertreten, um solche Themen zu bearbeiten und für industrielle Anwender greifbar zu machen. Dabei entstehen Innovationen wie die Verwaltungsschale, an der wir gerade mitarbeiten. Dazu gehört aber auch die Frage, wie sich ganze Wertschöpfungsketten vernetzen lassen – also von Halbzeug zu Produkt, zu System und darüber hinaus.

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