Abschauen? Ging nicht!

Bild: TeDo Verlag GmbH

Exor hat sich längst in der europäischen Automatisierungslandschaft etabliert. Vor allem mit seinen Panels ist das Unternehmen seit vielen Jahren erfolgreich. Heute positioniert man sich allerdings als Technologieanbieter, der nicht nur über die Hardware hinaus, sondern auch über den Tellerrand des Maschinenbaus schaut. Es geht nicht mehr nur um Visualisierung, sondern viel grundlegender um das Management von Produktions- und Prozessdaten.

Angefangen hat alles aber natürlich ganz anders. „Die Firma Exor wurde in den 1970er-Jahren ins Leben gerufen. Also zu der Zeit, als sich Industrie 3.0 gerade etablierte“, blickt Giuseppe Pace, CEO des italienischen Unternehmens, zurück. Industrie 3.0 meint die Einführung von NC- und computergesteuerten Maschinen. Der Fokus von Exor lag damals komplett auf HMIs. Allerdings ging es nicht um integrierte Module mit Display, wie man sie heute kennt, sondern vielmehr um Bedieneinheiten mit Knöpfen, Reglern, Schaltern und Tastern. Rund 20 Jahre blieb es bei dieser Ausrichtung. Man bediente hauptsächlich Kunden aus dem unmittelbaren Umkreis – mit passgenauen HMI-Lösungen für spezielle Anwendungsbereiche der produzierenden Industrie.

Bild: TeDo Verlag GmbH

Das neue HMI

Die Situation änderte sich, als erstmals ein HMI-integriertes Display angefragt wurde – also eine den heutigen Vorstellungen entsprechende Mensch/Maschine-Schnittstelle. Bei Exor wurde man hellhörig und war überzeugt, dass ein solches Produkt auch für viele weitere Anbieter in Europa und darüber hinaus spannend sein müsse. Entsprechend enthusiastisch machte man sich Anfang der 1990er-Jahre an die Entwicklung. Die Rechnung ging auf: Die neue Art von HMIs – die so genannten Universal Operator Panels (UniOP) – kam auf dem Markt ausgezeichnet an. Exor konnte die Produktion hoch skalieren und stellte sich global auf. Mit einer Vielzahl an Vertriebspartnern und eigenen Niederlassungen, z.B. in Deutschland oder den USA. „Die UniOP entwickelten sich quasi zu einem Standard im Maschinen- und Anlagenbau, denn Exor hat die HMIs als Brandlabel-Produkte auch an namhafte und international agierende Unternehmen geliefert“, erzählt Pace. Das wirkte sich nicht nur auf die Stückzahlen, sondern auch auf ein steigendes Qualitätsbewusstsein aus. Schließlich galt es, hohe Ansprüche auf Kundenseite zu erfüllen. Mit dieser neuen Ausrichtung vervielfachte sich der Umsatz bei Exor im Zeitraum zwischen 1995 und 2007 von 4 auf 18 Millionen Euro.

Das Ökosystem 
Corvina war der 
nächste logische 
Schritt in unserem Selbstverständnis.
Das Ökosystem Corvina war der nächste logische Schritt in unserem Selbstverständnis.Bild: TeDo Verlag GmbH

Der neue CEO

Im Jahr 2007 sollte es zu einem Wechsel an der Firmenspitze kommen, denn der Gründer und bisherige CEO, Gaetano Gastaldin, wollte sich voll und ganz auf den R&D-Bereich und die strategische Positionierung konzentrieren. Die CEO-Position ging an Giuseppe Pace, der sich seine Lorbeeren als Manager vorher in der Schuhindustrie verdient hatte. „Der Start bei Exor war nicht einfach für mich“, sagt der damalige neue Geschäftsführer, „Exor war noch eine recht kleine Firma mit rund 75 Mitarbeitenden. Es waren einige Jahre keine neuen Produkte mehr vorgestellt worden, weil deren Entwicklung dem Zeitplan hinterher hinkte. Unter diesen Voraussetzungen war es denkbar schwierig, dem Wettbewerb Marktanteile abzunehmen.“ Zwei Jahre später kamen weitere Herausforderungen hinzu: 2009 starb der Exor-Gründer im Alter von nur 66 Jahren. Zudem musste man als mittelständisches Unternehmen die Finanzkrise und einen Umsatzrückgang um fast 50 Prozent durchstehen.

Bild: TeDo Verlag GmbH

Die neue Visualisierung

Exor stemmte sich gegen alle Widrigkeiten und schon nach zwei Jahren wurde das vormalige Umsatzniveau wieder erreicht. Dazu trugen neu vorgestellte Produkte und das hohe Qualitätsbewusstsein bei. Wichtiger aber noch war die Vorstellung der Visualisierungs-Software JMobile. Sie wurde seit 2004 von zwei Teams parallel entwickelt und folgte einem komplett neuen Ansatz. „Ähnliche Softwarelösungen, von denen man hätte abschauen können, gab es nicht“, bekräftigt Pace. „Als wir JMobile dann endlich vorstellen konnten, war das Feedback großartig. Der immense Entwicklungsaufwand hatte sich also gelohnt.“ Zumal sich mit dem Launch der Software eine gute Gelegenheit ergab, das Unternehmen neu und fit für die Zukunft aufzustellen. „Das war sozusagen der Grundstein für unser heutiges Selbstverständnis als Technologieanbieter. Wir konnten ein etabliertes Hardware-Portfolio vorweisen und waren auf der Software-Seite dabei, eine wirkliche Innovation auf den Markt zu bringen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert