Mobile Prozesse im Sonderfahrzeugbau

Lars Barnewold, IT-Leiter bei GHH Fahrzeugbau.
Lars Barnewold, IT-Leiter bei GHH Fahrzeugbau.
Lars Barnewold, IT-Leiter bei GHH Fahrzeugbau.
Lars Barnewold, IT-Leiter bei GHH Fahrzeugbau.Bild: PSI Automotive & Industry GmbH

Bis zu 60 Tonnen schwer, stets ein Unikat und rund um die Uhr im Einsatz: Seit über 50 Jahren entwickelt und fertigt GHH Fahrzeuge GmbH (GHH) aus Gelsenkirchen Sonderfahrzeuge für den untertägigen Berg- und Tunnelbau. Die Auftraggeber kommen aus der ganzen Welt, vor allem aus Indien, Deutschland, Südafrika, Südamerika und aus den USA. Jeder Fahrlader, Muldenkipper und Berauber wird an die jeweiligen Anforderungen im Bergwerk angepasst, etwa an eine harte oder weiche Gesteinsart oder an die Höhen und Breiten der befahrbaren Wege. „In Bezug auf Funktionalität und Leistungsklasse sind unsere Produkte zwar einheitlich, der Rest ist aber individuell“, beschreibt Lars Barnewold, Head of Digital Operations & IT bei GHH, die eigenen Produkte. Dass sich Barnewold auch und gerade für die Maschinen interessiert, ist kein Zufall. Denn als Bergbauingenieur kommt er aus der Welt, in der die GHH-Fahrzeuge eingesetzt werden und versteht genau, was diese Maschinen aushalten müssen.

Die Fahrzeuge werden über und unter Tage eingesetzt, müssen aber in jedem Fall an die Umweltbedingungen angepasst werden.
Die Fahrzeuge werden über und unter Tage eingesetzt, müssen aber in jedem Fall an die Umweltbedingungen angepasst werden. Bild: PSI Automotive & Industry GmbH

3.000 Stücklistenpositionen pro Fahrzeug

Lars Barnewold startete bei GHH mit der Aufgabe, die Einführung eines neuen ERP-Systems zu leiten. Ein Grundsatz der Implementierung zielte auf die Erhöhung der Datenqualität vor allem durch eine verbesserte Erfassung ab. Dabei geht es um ein vielschichtiges System, wie allein ein Blick auf einige Kennzahlen zeigt: So pflegt das Unternehmen circa 90.000 aktive Artikel, führt 40.000 Stücklisten und entwickelt Fahrzeuge mit bis zu 3.500 Stücklistenpositionen, inzwischen verteilt auf bis zu sechs Stücklistenebenen und die drei Stücklistenarten Engineering, Grunddaten sowie Fertigung. „Als klassischer Assembly-Betrieb verfügen wir zwar nur über eine geringe Fertigungstiefe. Die Orchestrierung von Entwicklung, Steuerung der Zulieferer, Logistik und Montage in unserem Haus stellt aber umso größere Ansprüche an unsere Prozesse und Datenhaltung“, sagt IT-Leiter Barnewold.

Entnommenes Material wird mithilfe der ERP-Software und ihrer mobilen Apps direkt an den Montagestationen gebucht.
Entnommenes Material wird mithilfe der ERP-Software und ihrer mobilen Apps direkt an den Montagestationen gebucht.Bild: PSI Automotive & Industry GmbH

Komponenten vorsteuern

Die Software der Wahl war das ERP-System PSIpenta der Berliner Firma PSI Automotive & Industry. Die Software überzeugte laut Lars Barnewold vor allem mit ihrem Standardsystem für den Sondermaschinenbau sowie den integrierbaren PSIpenta/Industrial Apps (PIA). Wesentlich im ERP-Standardsystem ist für GHH die Abbildung von wachsenden Stücklisten. Der IT-Leiter: „Sie ermöglichen uns, mit der Bestellung, Produktion und Montage zu starten, während in der Entwicklung noch an Stellschrauben gedreht und Änderungen vorgenommen werden.“ Angesichts von Lieferzeiten der Fahrzeuge von bis zu 14 Monaten ist das Vorsteuern von zentralen Komponenten im Sondermaschinenbau essenziell. Für die Sonderfahrzeuge von GHH zählen vor allem der Motor, die Achsen oder Getriebe dazu, aber auch Stahlteile und einige Ventile.

Bild: PSI Automotive & Industry GmbH

Scanner-basiert Informationen durchbuchen

Um schließlich alle benötigten Teile für ein Fahrzeug sauber gepackt am Montageplatz abstellen zu können, braucht es präzise gepflegte Stücklisten ebenso wie ein exakt geführtes und im ERP-System lückenlos abgebildetes Lager. Dazu müssen Informationen sauber durchgebucht werden. „Genau hier mussten wir besser werden. Gerade bei der Warenannahme und im Lager gab es im Zusammenspiel mit der Produktion noch viele Papierformulare und daraus resultierende Verzögerungen und Ungenauigkeiten im System. Ähnliches galt für den Versand“, beschreibt Barnewold. Mit den Apps des ERP-Anbieters konnte GHH diese Lücken schließen: „Heute erfassen die jeweils verantwortlichen Personen sämtliche Daten zeitgleich mit dem physischen Prozess.“ Früher wurden etwa Lieferscheine händisch ausgefüllt, gesammelt und erst nach einiger Zeit an den Lagerinnendienst übergeben. Erst nachträglich buchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Informationen folglich ins System. Heute scannen die Lageristen alle Wareneingänge und erfassen Lagerbewegungen und Materialausbuchungen inklusive Plausibilitätsprüfung ohne Zeitversatz im System. Gerade der manuelle Übertrag von Fertigungsnummern und Warenannahmebelegen war zuvor mit dem Risiko von Eingabefehlern behaftet. Manchmal waren es Zahlendreher, oftmals war die Schrift verschmiert oder nicht lesbar. „Durch unseren Scanner-basierten Ansatz sind derartige Fehler heute ausgeschlossen“, so Lars Barnewold.

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