Mobile Robotik in der Prozessindustrie

Autor: Jens Bunert, Project Manager Industrial Robotics Services, SpiraTec Group
Autor: Jens Bunert, Project Manager Industrial Robotics Services, SpiraTec GroupBild: SpiraTec AG

Innerhalb Europas verzeichnet Deutschland die höchste Roboterdichte und folgt dicht auf Japan, Singapur und Korea. Was in diesen Statistiken aber nicht berücksichtigt ist, ist die Nutzung mobiler Robotiksysteme im industriellen Umfeld. Trotz vorhandener Automatisierungslösungen stehen Unternehmen in der Prozessindustrie hier noch ganz am Anfang. Erste Leuchtturmprojekte mit AGVs (Automated Guided Vehicles) mit einer Nutzlast von bis zu 100 Tonnen in der Chemieindustrie und mit kleineren Fahrzeugen in der Pharmaindustrie lassen aber erahnen, was künftig möglich sein wird.

Bild: ANYbotics AG

Welche Roboter sind mobil?

Unter mobilen Robotern sind automatisierte, autonome oder teilautonome Roboter zu verstehen, die sich in einer Umgebung auf Beinen oder Rädern bewegen und verschiedene Aufgaben ausführen können. Sensoren und Kameras erlauben ihnen, ohne menschliche Intervention, Aufgaben zu erledigen und ihre Umgebung wahrzunehmen. Gängige Anwendungen sind AMRs (Autonomous Mobile Robots), AGVs, Cobots, ALRs (Autonomous Legged Robots) oder Inspektions-Roboter.

Auch für die Prozessindustrie?

Die Liste der Vorteile und Chancen mobiler Robotiksysteme ist lang, nicht zuletzt, weil diese Automaten Tätigkeiten übernehmen können, die entweder zu gefährlich, schwer zugänglich oder aufgrund der monotonen, sich wiederholenden Aufgaben für menschliche Arbeitskräfte unattraktiv geworden sind. Die Möglichkeit des Rund-um-die-Uhr-Betriebs und die Skalierbarkeit bei gleichbleibender Qualität steigern die Effizienz deutlich. Grundsätzlich sind mobile Roboter flexibel: Neben ihrer Anpassungsfähigkeit an sich ändernde Produktionsumgebungen oder Routen können mobile Roboter mit menschlichen Arbeitskräften kollaborieren und mehrere Aufgaben in einer Umgebung übernehmen. Das öffnet Spielräume bei der Materialflussgestaltung in der Produktion und kann langfristig dazu beitragen, Betriebskosten zu senken, die Produktqualität zu verbessern und die Produktionsleistung zu steigern. Darüber hinaus sind die mit Sensorik ausgestatteten Plattformen mobiler Robotik ein Weg, um die Betriebssicherheit zu erhöhen und Fehlerquellen früh zu finden. Anlagenbereiche mit erhöhtem Gefahrenpotenzial können außerdem lückenlos und revisionssicher überwacht und mit sogenannten Heat Maps visualisiert werden.

Verwaltungsschicht für mobile Roboter

Sowohl Global Player als auch Startups bieten vielfältige Robotermodelle und Softwares an. Doch der Markt ist intransparent, denn die erhältlichen Systeme unterscheiden sich oft in ihren technologischen Grundlagen und sind nur schwer oder gar nicht vergleichbar. So lassen sich Produktversprechen oft kaum kontrollieren. Hinzu kommt, dass viele Anbieter mit ihren Produkten nicht den gesamten Markt abdecken, sondern spezielle Use-Cases adressieren. Bei einer stringenten Einführung von mobiler Robotik ist der Betreiber dementsprechend schnell mit Systemen verschiedener Hersteller sowie unterschiedlichen proprietären Leitsteuerungen konfrontiert. Diese sind wie Expertensysteme zu betrachten, die in On-Premise-Installationen im Rahmen der routinemäßigen Wartung stets auf dem neuesten Stand gehalten werden müssen. Um mobile Robotik sicher zu betreiben, können Unternehmen die verschiedenen Leitsteuerungen durch eine zentrale Leitsteuerung ersetzen. Eine Möglichkeit stellt hierbei ein zentraler Robotic Orchestration Layer (ROL) dar, auf dem die Koordination, das Management und die Steuerung vieler Roboter und Automatisierungssysteme ausgeführt wird.

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