Bier brauen in Krisenzeiten

 Durch die kontrollierte Verbrennung entsteht Prozesswärme als Dampf, der über ein spezielles Leitungssystem zu den verschiedenen Prozessstationen auf dem Brauergelände geführt wird.
Durch die kontrollierte Verbrennung entsteht Prozesswärme als Dampf, der über ein spezielles Leitungssystem zu den verschiedenen Prozessstationen auf dem Brauergelände geführt wird.Bild: Gammel Engineering GmbH

Noch bis 2007 hatte die Brauerei Schneider Wärme aus Öl gewonnen – einer endlichen und preisvariablen Ressource. Um sich von dieser unsicheren Versorgung zu lösen, suchte die Geschäftsführung nach einer Alternative. „Die bequemere Methode wäre die technisch weniger aufwändige Umstellung auf Gas gewesen“, erklärt Braumeister Josef Lechner die Suche. Allerdings hätte man sich so erneut abhängig gemacht. Mit dem Umstieg auf die nachhaltige Ressource Hackschnitzel wurde die Brauerei dann zum Vorreiter in der Branche, war ein vergleichbares Vorgehen doch bisher nicht üblich.

Obwohl der Gaspreis zur damaligen Zeit niedrig war, standen für Georg Schneider und sein Team nicht nur der Energiepreis im Vordergrund: „Wir haben uns bewusst für Nachhaltigkeit und ihre langfristigen Vorteile entschieden.“ Im Gegensatz zu Gas, Öl und Kohle, die neben schlechter Klimabilanz erst noch aufwändig ans Ziel transportiert werden müssen, stammt der nun genutzte nachwachsende Energieträger aus der unmittelbaren Nachbarschaft: Die Hackschnitzel werden von Waldbauern in der Nähe von Kelheim produziert. „Wir lassen also die Wertschöpfung in der Region“, hebt Lechner hervor.

Bild: Gammel Engineering GmbH

Neue Energiezentrale

Die Gammel-Ingenieure mit ihrem Knowhow im Bereich nachhaltige Energiekonzepte berieten die Brauerei während der gesamten Planungs- und Umsetzungsphase. Herzstück des neuen Konzepts bilden eine moderne Energiezentrale und ein Biomasse-Heizwerk zur Verarbeitung der Hackschnitzel. Durch die kontrollierte Verbrennung entsteht Prozesswärme als Heißwasser mit 160°C, das über ein spezielles Leitungssystem zu den verschiedenen Prozessstationen auf dem Brauergelände geführt wird. „Durch unser Holzheizsystem konnten wir ca. 720.000l Heizöl pro Jahr ersetzen, was einer Einsparung von 2.000t CO2 jährlich entspricht. Stattdessen werden im selben Zeitraum etwa 2.600t Hackschnitzel aus der Region verwertet“, so Dieter Lichtenberger, Prokurist bei Gammel Engineering.

Gammel Engineering ist mit der Betreuung und Umsetzung von Projekten dieser Größenordnung vertraut. So gehörten neben der Auslegung und Installation des Kraftwerks auch der Anschluss der Kälteerzeugung und CIP-Anlagen an die Energiezentrale zu den Aufgaben der Ingenieure. Dabei legte das Team Wert auf die Verwendung moderner Werkstoffe und Technik sowie auf eine wartungsfreundliche Umsetzung. Seither kann die Brauerei ihre gesamten Betriebsprozesse – einschließlich Abfüllung, Sudhaus sowie Gebäude- und Gaststättenheizung – zu fast 95% mit Wärme aus dem nachwachsenden Rohstoff Waldholz versorgen.

Energiekonzept als Vorlage

Die Umsetzung des Projekts dauerte von Mai 2007 bis März 2008 und umfasste ein Technik-Investitionsvolumen von etwa 1.3Mio.€. Dabei konnte die Anlage ihre Kosten durch die anschließend energieeffiziente Versorgung und Einsparung preisinstabiler Ressourcen schnell wieder einbringen. Zudem hat die Brauerei durch eine Entscheidung vor 15 Jahren heute einige Vorteile: „Wir sind dem globalen Energiemarkt so gut wie nicht mehr unterworfen, vor allem, weil wir nicht von Gaslieferungen abhängig sind“, argumentiert Brauereichef Georg IV. Schneider. Der Geschäftsführer denkt konkret an einen möglichen Engpass: Vielen seiner meist mittelständischen Mitbewerber drohe ohne Gas der Produktionsausfall. Ein Energiekonzept, wie es Gammel Engineering umgesetzt hat, könnte anderen Brauereien und Getränkeherstellern ein Vorbild sein. Denn eine unabhängige Energieversorgung auf Basis regenerativer Energien sorgt dafür, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt.

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