„Das Marktpotenzial für smarte Komponenten ist riesig.“

Links: Dr. Michael Strohmayr, rechts: Daniel Strohmayr
Links: Dr. Michael Strohmayr, rechts: Daniel Strohmayr

Was ist die Strategie und worin liegt das Potenzial der Partnerschaft mit TE?

Daniel Strohmayr: Tacterion ist ein kleines, aber agiles junges Technologie-Unternehmen. Wir hatten TE aufgrund seiner Stellung im Markt und seiner Produkte schon länger als potenziellen Kooperationspartner im Fokus. TE ist führend in vielen Produktbereichen und verfügt über einen großen Kundenstamm in verschiedensten Branchen. Tacterion wiederum bietet mit Plyon eine Sensor-Plattform-Technologie, die in vielen Bereichen eingesetzt werden kann. Wir haben die Synergiepotenziale einer engen Partnerschaft erkannt und wollten die Stärken der beiden Unternehmen kombinieren: Markterfahrung und globalen Footprint auf der einen Seite, neue Technologien und agile Lösungsentwicklung auf der anderen Seite.

Was verspricht sich Tacterion von der Entwicklungspartnerschaft?

Daniel Strohmayr: Die Tacterion-Sensorik wird innerhalb einer gemeinsamen Produktentwicklung mechanisch und elektrisch in ein Stecker-Design von TE integriert. Neben der reinen Entwicklung smarter Produkte im zukünftigen TE-Portfolio haben wir aber auch eine Kooperation zur Vermarktung unserer Sensorik vereinbart. Davon erhoffen wir uns besseren Zugang zu mehr Kunden, Industrien aber auch Distributionskanälen.

Warum ist TE an Tacterion interessiert?

Dr. Michael Strohmayr: Die meisten Sensor-Anbieter kümmern sich entweder ausschließlich um Hardware oder um Software. Tacterion hingegen liefert im Grunde genommen alles aus einer Hand. TE muss nicht mit verschiedenen Unternehmen zusammenarbeiten, um Design, Engineering, Produktion und die Datenauswertung mit Machine Learning sowie die nötige IIoT-Konnektivität zu erhalten. Außerdem war schon sehr früh klar, dass für uns im Vergleich zu anderen jungen Technologie-Unternehmen die hochvolumige Produktion kein Problem darstellen wird, da wir in die Skalierung der Sensorproduktion bereits viel Zeit und Ressourcen investiert hatten.

Um welche Art von Sensoren geht es?

Dr. Michael Strohmayr: Tacterion besitzt Patente für Technologien für biegbare und dehnbare Näherungs-, Berührungs- und Kraftsensoren mit der Markenbezeichnung Plyon. Die Sensoren zeichnen sich auf gebogenen oder gekrümmten Oberflächen durch ihre Flexibilität, Robustheit und hohe Signalintegrität aus. Eine äußerst dünne und flexible Hybrid-Sensorik mit kombiniertem kapazitiven und resistiven Messprinzip kann Kräfte und Berührungen, aber auch schon Annäherungen erfassen. Kurz gesagt: Unsere Sensorik macht Oberflächen intelligent.

Was bringt das bei der Entwicklung smarter Stecker?

Dr. Michael Strohmayr: Dank der Sensorschicht kann ein intelligenter Stecker erstmals bislang nicht erfassbare Daten über Zustand und Interaktion erheben und daraus wertvolle Informationen ableiten – z.B. ob ein fehlerhafter Steckvorgang stattgefunden hat. Die einfache Installation wird bei Anwendern die Zurückhaltung senken, den Digitalisierungsgrad in der Produktion zu erhöhen. Plug-and-Play erlaubt das nachträgliche Digitalisieren von Maschinen und Anlagen im Rahmen von Retrofit-Maßnahmen. Das Marktpotenzial für solche smarten Komponenten ist riesig.

Wie werden die Sensordaten in der industriellen Praxis genutzt?

Daniel Strohmayr: Die gewonnenen Informationen können in Shopfloor- oder übergeordnete Monitoring-Systeme eingebunden werden und somit helfen, die Prozesseffizienz zu optimieren. Das von TE und Tacterion entwickelte Produkt wird somit ein Bestandteil zur Überwachung der Aktivitäten zentraler Assets. Die Daten können bei der Visualisierung von Prozessen genutzt werden.

Was bringen diese Stecker den Anwendern?

Dr. Michael Strohmayr: Die Anwender sind 24/7 über den Status ihrer mechanischen und elektrischen Verbindungen informiert, ohne selbst kosten- und zeitintensive Lösungen entwickeln zu müssen. Neben den erwartbaren Zustandsgrößen wie Spannung, Ausgangsstrom, Energiebedarf werden auch taktile Signale erfasst, die viel über die Handhabung und den Zustand der Steckverbindung verraten. Wir arbeiten derzeit auch an einer Retrofit-Lösung für die nachträgliche Digitalisierung.

Welche Rolle spielen die Sensordaten bei der vorausschauenden Wartung?

Dr. Michael Strohmayr: Mit einer zustandsbasierten Instandhaltung kann der optimale Zeitpunkt für Wartungsarbeiten bestimmt werden. Obwohl die TE-Produkte äußerst robust sind, ist es hilfreich, den Produktlebenszyklus zu überwachen. Ein intelligenter Stecker kann helfen, die korrekte Verriegelung sicherzustellen und Informationen darüber zu liefern, ob ein Produkt in jeder Phase des Produktlebenszyklus immer die gewünschte Leistung und Sicherheit erbringt. Das ist speziell bei hochflexiblen Produktionsanlagen, bei denen die Anzahl der Steckzyklen immer mehr zunimmt, ein immenser Vorteil.

Wie verläuft die Entwicklung der Stecker?

Dr. Michael Strohmayr: Natürlich ist es eine Herausforderung, so viel High-Tech auf kleinstem Raum unterzubringen. Die Kernfunktionalität der sicheren Übertragung von Daten-, Steuer-, Mess- oder Regelsignalen bzw. der Leistungsversorgung muss auch bei zusätzlichen Sensor- und Digitalisierungskomponenten sichergestellt sein. Derzeit arbeiten wir mit Anwendern und Kunden von TE an der Detaillierung und der Optimierung der Spezifikation. Es gibt sehr viele Anwendungsbereiche und Einsatzszenarien für smarte Stecker. Daher ist es entscheidend, frühzeitig ein Feedback aus realen Produktionsumgebungen zu bekommen, um maßgeschneiderte Produkte für die jeweilige Herausforderung entwickeln zu können. Spannend wird es, wenn nicht nur ein einzelner Stecker, sondern eine ganze Flotte von smarten Komponenten eingesetzt wird.

Wie geht es jetzt weiter?

Daniel Strohmayr: Im ersten Schritt arbeiten wir an praktisch werkzeugfreien Gerätesteckverbindungen für die modulare Maschinenkonstruktion, die in Smart Factories eine Rolle spielt. Basierend auf den ersten Kundenfeedbacks soll das Portfolio kontinuierlich ausgebaut werden, sowohl auf der Hardwareseite als auch bei den Diensten – hier wollen wir gezielt auf die spezifischen Bedürfnisse der Anwender eingehen. Im breiten Produktportfolio von TE sehen wir ein immenses Potenzial durch die sukzessive Erweiterung der Anwendungsfelder, z.B. in der Robotik oder der Automatisierung und langfristig auch im Transportwesen und in der Medizintechnik. Wir haben einen Auftritt zusammen mit TE auf der SPS 2023, um potenziellen Anwendern und Interessierten einen ersten Einblick in die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung zu geben.

Dr. Michael Strohmayr und Daniel Strohmayr, vielen Dank für das Gespräch.

www.tacterion.com

www.te.com

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