„Der Weg zur Smart Factory ist ein Mannschaftsspiel!“

Bild: Perfect Production GmbH

Viele produzierenden Unternehmen haben noch keine Digitalisierungsprojekte gestartet, woran liegt das? Jochen Schumacher: Manchmal sind das technische Gründe, wenn zum Beispiel die bestehende IT-Infrastruktur erst einmal auf einen aktuellen Stand gebracht werden muss. Manchmal sind es aber auch die Prozesse in Produktion oder Administration, die vor der Digitalisierung noch verbessert werden sollen. Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass es meistens am notwendigen Wissen fehlt – bei Mitarbeitern und insbesondere auch beim Management. Das Management benötigt erst einmal selbst Orientierung bevor es in der Lage ist, zusammen mit den Mitarbeitern eine geeignete Digitalisierungsstrategie und eine Roadmap 4.0 für das eigene Unternehmen zu entwickeln. Thomas Knoch: Auch die Unternehmenskultur ist ein entscheidender Faktor. Der gesellschaftliche Wandel durch die Digitalisierung ist tiefgreifend. Verständlicherweise führt das bei vielen Menschen zur Zurückhaltung.

Wie hängen die Faktoren Unternehmenskultur und Technik beziehungsweise Organisation voneinander ab?

Knoch: Betrachtet man die Unternehmensbereiche Mensch, Technik und Organisation, haben diese in Digitalisierungsprojekten häufig unterschiedliche Reifegrade. Nachhaltig erfolgreiche Digitalisierung ist jedoch nur möglich, wenn alle Bereiche eine ähnlich ausgereifte Entwicklungsstufe haben. Es muss sozusagen eine Balance geben. In der Praxis ist das häufig nicht der Fall. Ein Beispiel, das uns immer wieder begegnet: Viele Unternehmen starten die Digitalisierung, indem sie enorm in neue Technologien investieren. Vereinfacht gesagt: Sie entwickeln die Unternehmensbereiche IT und Technik stark weiter. Wird allerdings nur in diesen Unternehmensbereich investiert, entsteht ein Ungleichgewicht. Die Menschen im Unternehmen können gegebenenfalls nicht mit der Technik umgehen oder stehen nicht hinter der Entwicklung. Die innovative Technik wird nicht von den Menschen getragen, die Investition verläuft im Sand.

Schumacher: Stellen Sie sich vor, die Produktionsprozesse wären noch geprägt von hoher Komplexität, hohen Umlaufbeständen, vielen Lagerorten und langen Transportwegen, dann würden diese Dinge im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts noch einmal in der digitalen Welt abgebildet werden. Sie hätten dann die Probleme nicht nur in der realen Welt, sondern zusätzlich in der digitalen Welt. Ein Nutzen für das Unternehmen oder dessen Kunden wird sich dadurch kaum ergeben. Aber selbst wenn die Prozesse reif sind für die Digitalisierung und auch die Digitalisierung gut läuft, dann bedarf es noch einer entsprechenden Akzeptanz bei den Mitarbeitern, damit die Veränderungen auch den geplanten Nutzen bringen.

Wie gelangen Unternehmen trotzdem zu einer unternehmensspezifischen Roadmap?

Schumacher: Vor der Entwicklung einer unternehmensspezifischen Roadmap zur Smart Factory muss unbedingt erst einmal der Status-Quo ermittelt werden. In dieser Analysephase muss geklärt werden, welche Verbesserungspotenziale noch in den Prozessen stecken, wie sich die aktuelle IT-Landschaft darstellt inklusive aller für das operative Geschäft wichtigen Insellösungen, Altsystemen, Excel-Sheets und so weiter. Zu ermitteln ist auch, wie zielführend die Organisationskultur im Unternehmen ist und wie kompetent und veränderungsbereit der Erfolgsfaktor Mensch ist. Eine solche Status-Quo Analyse hat darüber hinaus den großen Nutzen, dass die Mitarbeiter für die Veränderungen sensibilisiert werden. Sie erkennen selbst den Handlungsbedarf.

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