Domänen- und Datenexpertise zusammenbringen

  • Supervised Learning (beaufsichtigtes Lernen) – Darunter fallen Input-Output-Paare, z.B. die Nutzungsart einer Maschine (Input) und die dazugehörige Temperaturentwicklung einer Maschinenkomponente (Output). Die KI beobachtet über einen längeren Zeitraum, wie Nutzungsart und Temperaturentwicklung zusammenhängen, und ist anschließend in der Lage, Temperaturentwicklungen vorherzusagen und darauf basierend auffällige Temperaturabweichungen zu erkennen.
  • Unsupervised Learning (unbeaufsichtigtes Lernen) – Hier untersucht eine KI ohne Vorwissen einen Datensatz dahingehend, ob Zusammenhänge erkennbar sind. Eine solche KI könnte beispielsweise einen bunt gemischten Haufen aus Dreiecken, Vierecken und Kreisen in verschiedene Cluster sortieren (Anzahl der Ecken, Größe, Farbe etc.). Spannend ist eine KI dieser Art für Daten, die ein Mensch aufgrund ihrer Komplexität nicht mehr analysieren kann.
  • Reinforcement Learning (bestärkendes Lernen) – Das KI-Modell trainiert sich selbst und wird im Erfolgsfall belohnt. Eine selbstlernende KI für das Spiel ‚Vier gewinnt‘ probiert unterschiedliche Vorgehensweisen und lernt aus Gewinnen und Verlieren. Das funktioniert im Zusammenspiel mit einem Menschen und bei manchen Konstellationen auch im Training gegen sich selbst. Auf diese Weise kann KI beispielsweise die Stromaufnahme von Maschinenparks optimieren.

Data-Science-Projektablauf

Doch wie funktioniert in der Praxis der Weg vom Datenhaufen zur KI? „Schritt für Schritt“, lautet die Antwort von Frank Müller, „obgleich das große Ziel stets die Richtung vorgibt.“ Ein Ziel könnte beispielsweise eine Software sein, die den Ausfall von Gerätekomponenten vorhersagt, automatisiert Ersatzteile bestellt und den Technikereinsatz koordiniert. Im ersten Schritt beschäftigen sich die Datenwissenschaftler mit einer rein deskriptiven Bestandsaufnahme der verfügbaren Daten. Zusammenhänge zwischen Daten und eine Analyse, warum ein Ereignis eingetreten ist, entstehen im zweiten Schritt. Sobald die Ursachen bekannt sind, können die Datenwissenschaftler Modelle erstellen, die im dritten Schritt Vorhersagen ermöglichen. Darauf baut Schritt vier auf, der Handlungsempfehlungen anhand der Vorhersage ermöglicht. Diese Empfehlungen lassen sich im fünften Schritt automatisieren. Die Software bestellt beispielsweise das Ersatzteil und informiert den Service-Techniker. Ebenso ist auch eine automatisierte Abschätzung dahingehend möglich, ob der Techniker kurzfristig eine Wartung durchführen muss oder ob es ausreicht, wenn er die Reparatur im Zuge einer ohnehin geplanten Wartung in zwei Wochen durchführt. „Das Schöne an Data-Science-Projekten ist“, so Frank Müller, „dass wir jederzeit in Projekte einsteigen und sie anschieben können – ganz gleich auf welcher Stufe sie sich derzeit befinden.“ Ein Pluspunkt, den sich vor Jahrzehnten auch die US Navy in der Zusammenarbeit mit Adam Wald zu eigen machte. Die Militärexperten waren damals auf eine kognitive Verzerrung hereingefallen, die Statistiker heute als Survivorship Bias beziehungsweise Überlebenden-Verzerrung bezeichnen. Auch heute ist sie allgegenwärtig, beispielsweise wenn uns die Existenz alter Gebäude glauben lässt, früher sei die Bauqualität vergleichsweise höher gewesen. Tatsächlich handelt es sich jedoch lediglich um qualitativ oder ästhetisch hochwertige Gebäude, die seltener abgerissen und zugleich intensiver gepflegt werden als andere längst verschwundene Gebäude aus dieser Zeit.

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