„Wir bringen die Digitalisierung in der Logistik ein großes Stück weiter,“ schwärmt Invisium Geschäftsführer und Inhaber Stefan Zweigler, der aktuell vier Mitarbeiter beschäftigt und das Start-up 2020 gegründet hat. Zweigler: „Während ein manueller Erfassungsprozess mehrere Minuten dauern würde, und so die Logistikprozesse empfindlich stört, schaffen wir das in wenigen Sekunden.“
Paletten Scanner bei Netto
Bei dem Lebensmittel-Discounter Netto ziehen Lagerarbeiter deshalb seit Monaten Hubwagen durch den mannshohen Scanner VisionPort, auf denen sie diverse Paletten mit bis zu vier Stapeln von zum Beispiel 75 zusammengeklappten Obstkisten jonglieren. An dem Türrahmen-artigen Gerüst sind mehrere 2D- und 3D-Kameras seitlich und oben installiert, die bei 40A Licht in Millisekunden mehrere dutzend Aufnahmen machen und diese Bildinformationen auf drei Rechner parallel spielen. Dabei erfolgen zig Operationen, die parallel und sequentiell abgearbeitet werden und dabei Muster und Objekte erkennen, QR-Codes lesen, Abstände vermessen und Schrifttypen oder Herstellerlogos erkennen. Eine große Herausforderung sei die Durchfahrtsbewegung gewesen in der das Scannen abläuft, denn die Lagerarbeiter bewegen ihre Paletten sehr unterschiedlich, teils diagonal, in unterschiedlichen Höhen und Geschwindigkeiten oder mit schwankender Ladung. In einer sechsmonatigen Erprobungsphase hatte Invisium dies in der Praxis wahrgenommen, verarbeitet und gelöst.
Identifikationsquote bei >98%
Zweigler: „Wir kommen on-the-fly auf eine Identifikationsquote von über 98%, während die besten Mitbewerber gerade Mal 80% schaffen.“ Das hat neben dem Verfahren an sich mit der KI zu tun, die aus fehlerhaften Signalen, weil etwas zerkratzt oder unter Folie verdeckt ist, ganzheitliche Informationen rekonstruiert. Mehr noch: Wo Ladungsträger nicht identifizierbar sind, produziert der Scanner automatisch Dummies, mit denen auch Verstöße gegen die Kennzeichnungspflicht des Absenders reklamiert und neue Identitäten vorläufig gestiftet werden können. „Bisher waren die Ladungsträger im Blindflug unterwegs, weil deren Inventarisierung Zeit gekostet hätte, die in der Logistik niemand hat,“ so der Gründer. Auf kurzfristige Bedarfe wird meistens mit Überkapazitäten reagiert, was Überbestände verursacht, die sowohl auf dem Transport als auch in den Lägern viel Platz benötigen. Durch die neugewonnene Transparenz lassen sich so in vielen Bereichen der Kunden Optimierungen umsetzen, die vorher nicht möglich waren. Der neue Scanner liefert nun einen wichtigen Baustein, diese Dokumentationslücke zu schließen und damit Transparenz, Effizienz und Verfügbarkeit deutlich zu erhöhen. Der Einsatz bei der Edeka-Tochter Netto belege den Bedarf.
Ausblick
Allein Netto betreibt bundesweit 20 Logistikstandorte, von denen jeder mehrere Scanner im Ein- und Ausgang benötige, um den gesamten Prozess zu überwachen. Mit weiteren Unternehmen laufen bereits erste Gespräche und selbst andere Branchen, wie etwa Chemie, die mit Kanistern, Fässern und anderen Behältnissen hantieren, seien auf Invisium bereits aufmerksam geworden.