Elektrische Modifikation der Extra-Klasse

Krane 601 und 600 auf der Hilfskranbahn kurz vor dem Anheben des Kranes 601 und dem Kranpositionstausch.
Krane 601 und 600 auf der Hilfskranbahn kurz vor dem Anheben des Kranes 601 und dem Kranpositionstausch.

Die dabei zu hebende Last ist nicht mit der Last im Regelbetrieb vergleichbar – daher wurden vorab zwei Traversen unterhalb sowie seitliche Versteifungen am Kran angebracht. Diese zwei Traversen verfügen über eine Tragfähigkeit von 340t pro Traverse und sind extra von Kranbau Köthen für diesen speziellen Anhebevorgang entwickelt und gebaut worden. Denn es galt bei dieser Vier-Träger-Ausführung ungefähr 600t anzuheben. Und da wäre auch schon ein weiterer Knackpunkt – das Kraneigengewicht. Die Ungewissheit, ob das heutige Gewicht des Krans noch dem aus dem Baujahr von 1999 entspricht, stellte das Projektteam vor eine weitere Herausforderung. Das Vornehmen kleiner Anpassungen am Kran ist üblich über die Jahre hinweg- nur wurde zur damaligen Zeit vieles noch nicht so im Detail festgehalten wie es heute allgemein üblich. Daher haben sich die Kranbauer ein kleines Schlupfloch in Sachen Gewichtsreduktion gesucht – nämlich die Hilfskatze. Die Demontage der Katze machte den Chargierkran auf einen Schlag um rund 40t leichter, was dem Anhebevorgang mehr als zuträglich war. Die Katze wurde so während der Umbaumaßnahmen auf Montageböcken im Außengelände sicher zwischengeparkt. Der 40t leichtere Kran ließ sich dann problemlos mit zwei Mobilkranen anheben.

Für das Tausch-Manöver kam eine demontierbare Hilfskranbahn zum Einsatz, so dass der zu modernisierende Kran 601 mit dem Nachbarkran 600 im Außenbereich getauscht werden konnte. Die besagte Hilfskranbahn wurde für diesen Umbau als demontierbare Version errichtet, um so eine Wiederverwendung für in der Zukunft geplante ähnliche Projekte, unter anderem im Nachbarhallenschiff, sicherzustellen.

Minutiöse Projektplanung

Letztlich verlief das Anheben genau nach Plan und das ohne jedwede Zulage von etwaigen Balancegewichten o.ä. Dabei war minutiöse Vorausplanung durch die geübten Kranbauer der Schlüssel zum Erfolg. Während der besagte Kran mit Hilfe von zwei Gittermastmobilkranen LG 1750 sprichwörtlich in der Schwebe stand, wurde der Kran 600 zur Sicherstellung der Produktion im Werk unten durchgefahren. Am Kran 601 mussten dann alle Hitzeschutzbleche sowie die alte Kabine demontiert werden. Die neue Kabine bekam wie geplant eine Ortsveränderung unter dem neuen fünften Kranträger, um möglichst weit weg von der Hitze zu sein. Nachdem die Mitarbeiter vor Ort den angehobenen Kran wieder abgesetzt und die Traversen demontiert hatten, ist der neue E-Träger zur Kopplung vorbereitet worden.

Währenddessen haben weitere Monteure bereits in der Halle Vorbereitungen zur elektrischen Neu-Installation getroffen. In der ersten Montage-Woche haben die Kollegen vor Ort alles Mögliche draußen auf der Hilfskranbahn erledigt – dabei gut zu wissen: u.a. mussten auch Wasser- und Gasleitungen getrennt werden, die in der Halle verlegt und beim Herausfahren zum Störfaktor deklariert wurden. Damit waren alle mechanischen Hauptarbeiten des Kranumbaus im vorab geplanten Zeitrahmen erledigt.

Umbau im laufenden Produktionsbetrieb

Ab der zweiten Montage-Woche wurde demzufolge der komplette elektrische Umbau in der Chargierhalle bei laufendem Produktionsbetrieb fortgesetzt. Dieser erstreckte sich über drei Wochen im September 2021 und das im Zwei-Schichtbetrieb mit ungefähr zehn eingesetzten Monteuren pro Schicht in Zusammenarbeit mit der Firma KST. Viele Arbeiten konnten mit Hilfe der bauseits vorhandenen Reparatur- und E-Züge realisiert werden – darunter fällt u.a. auch der Austausch der alten Klimageräte gegen neue Klimatechnik für die neue Steuerung im fünften Kranträger. In diesem Zeitraum musste zudem die gesamte Verkabelung sowie Steuerungstechnik erneuert und die Öffnungen und Zustiege noch geschlossen werden. Die Hitzeschutzbleche wurden wieder neu montiert und alle Geber und Endschalter wurden erneuert und neu installiert. Weitere Erneuerungsmaßnahmen bestanden aus dem Aufbau neuer Beleuchtung und zwei neuen Kabelschleppanlagen mit Flammenschutz. Zusätzlich mussten weitere Klemmkästen angebracht und die Haupttrassierung vom E-Träger zum vorhandenen Kran neu ausgebildet werden.

Erfolgreicher Projektabschluss

Der mit dem Kunden gesteckte Zeitplan für dieses umfangreiche Umbauprojekt konnte zur Freude aller Beteiligten eingehalten werden. Nach erfolgreicher Inbetriebnahme und Probebetrieb läuft der Kran nach dem Ausmerzen einiger weniger Ausbesserungspunkte mittlerweile wieder im Regelbetrieb im Konverterstahlwerk bei ArcelorMittal in Eisenhüttenstadt.

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