Basis der kollaborativen Supply Chain

Bild: ©dreamnikon, ©lucadp/shutterstock.com

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, sind ganzheitliche End-to-End-Lösungen erforderlich, die die Barrieren zwischen Anbieter, Lieferant, Produzent und Kunde überwinden und die derzeitigen Modelle zu echten kollaborativen Netzwerken weiterentwickeln.

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Transparente Lieferketten sind heute wichtiger denn je

Aus der klassischen betriebswirtschaftlichen Perspektive ist es für ein Unternehmen unverzichtbar, den Weg der eingehenden Rohstoffe sowie der ausgehenden Produkte im Blick zu haben. Alle Schritte, die die zu bewegenden Waren durchlaufen, müssen nachverfolgbar sein. Auf theoretischer Ebene ist dies relativ einfach. In der Praxis ist es notwendig, dedizierte Technologien zu orchestrieren, um große Datenmengen zu erfassen und in Echtzeitinformationen zu transformieren, die die Entscheidungsfindung und Prozessoptimierung unterstützen.

Jedoch reicht die Transformation der Daten allein nicht aus, es kommt darauf an, sie richtig zu interpretieren. Dazu müssen die richtigen Daten, von den richtigen Stellen zur richtigen Zeit zielführend miteinander in Bezug gesetzt und ausgewertet werden. Der Bezug ist hierbei entscheidend, denn die Daten gewinnen ihren Sinn erst im Kontext. Das Stichwort lautet Data Fusion, also das Zusammenführen und Aufbereiten von oft bruchstückhaften Daten aus verschiedenen Systemen, Sensoren und Geräten, in ein sinnvolles und verständliches Gesamtbild. Zum Beispiel sind die GPS-Lokationsdaten eines Lieferfahrzeuges erst im Kontext der Lieferroute relevant, und erlauben angereichert mit aktuellen Verkehrsdaten und historischen Erfahrungswerten eine Vorhersage über das Eintreffen beim Endkunden. Das wird allgemein als ‚Sichtbarkeit‘ innerhalb der Lieferkette von Produktion bis zum Endverbraucher bezeichnet.

Weitere Relevanz erfährt das Thema Transparenz im Kontext des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG, kurz: Lieferkettengesetz), das im Juni 2021 vom Bundestag verabschiedet wurde. Da der zuvor angestrebten freiwilligen Selbstverpflichtung nicht einmal ein Siebtel der Unternehmen nachgekommen war, wurde die Verantwortung für die Produktionsverfahren und die Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben weltweit den in Deutschland operierenden Abnehmern der Vorprodukte gesetzlich zugeschrieben. Die Dokumentation und Nachverfolgbarkeit der gesamten Lieferkette ist für den umfassenden Schutz der Menschenrechte und der Umwelt in der globalen Wirtschaft unerlässlich.

Belastbare kollaborative Netzwerke sind notwendig

Die Verwundbarkeit globaler Wertschöpfungsketten zeigt sich besonders in Krisenzeiten: Die Vertriebsketten sind sehr komplex, verzweigt und weisen einen Mangel an Widerstandsfähigkeit auf. Aus strategischer Sicht wäre es sinnvoll, das Risiko zu diversifizieren, indem es redundante Modelle gibt, die kritische Probleme bei der Versorgung kompensieren können. Dafür müssen kollaborative Netzwerke geschaffen werden.

Während die lückenlose Nachverfolgung elementar für die Beseitigung von Schwachstellen in der Lieferkette und die Dokumentationspflicht ist, heißt Kollaboration auch, den Grundsatz der Datensparsamkeit ernst zu nehmen, um Wettbewerbsvorteile zu schützen. Das bedeutet, dass nur so wenige Daten erhoben und verarbeitet werden wie unbedingt nötig sind und möglichst mit anonymisierten Daten gearbeitet wird. Dieses Gebot ist auch auf das Stakeholder-Management zurückzuführen, ohne das die komplexen Lieferketten mit zahlreichen Akteuren nicht darstellbar wären. Ein Spediteur hat kein Interesse, 100 Prozent Transparenz seiner Abläufe zu garantieren, wenn diese Daten dazu genutzt werden könnten, dass seine Aufträge zum Beispiel im Falle einer Verspätung an die Konkurrenz vergeben werden.

In einer Initiative der Mobilitätsbranche MOBI wird dieses fundamentale Misstrauen überwunden, indem die Vernetzung der Akteure, inklusive Rückverfolgbarkeit und notwendige Sichtbarkeit über eine Blockchain verschlüsselt und gesichert werden. Auch wenn Blockchain nicht für jede Problemstellung den idealen Ansatz darstellt, macht dieser Use Case deutlich, wie wichtig es ist, nicht-technische Inhibitoren bei der Umsetzung globaler Logistikprojekte zu berücksichtigen.

Technologie als Enabler

Unternehmen aller Branchen erkennen die Notwendigkeit, ihre Lieferketten flexibler, agiler und robuster zu machen, um in Zeiten unvorhergesehener Veränderung wettbewerbsfähig zu bleiben. Konsequente Digitalisierung, Einsatz innovativer Technologien wie Cloud, IoT und Machine Learning sind die Wegbereiter der kollaborativen Supply Chain der Zukunft.

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