„Der Wandel ist in vollem Gange“

Im Rahmen seiner Logistiklösungen bietet SSI-Schäfer ein breites Portfolio an fahrerlosen Transportsystemen an.
Im Rahmen seiner Logistiklösungen bietet SSI-Schäfer ein breites Portfolio an fahrerlosen Transportsystemen an.
Im Rahmen seiner Logistiklösungen bietet SSI-Schäfer ein breites Portfolio an fahrerlosen Transportsystemen an.
Im Rahmen seiner Logistiklösungen bietet SSI-Schäfer ein breites Portfolio an fahrerlosen Transportsystemen an.Bild: ©urfinguss/istockphoto.com / SSI Schäfer Fritz Schäfer GmbH

Herr Külken, SSI Schäfer ist in der Intralogistik seit den 1940er-Jahren eine feste Größe. Seit wann sind auch Robotik und FTS ein Thema für das Unternehmen? @Interview_Grundschrift:Markus Külken: Beide Technologien haben im letzten Jahrzehnt sukzessive Einzug in unser Portfolio gehalten und bilden in unserem Selbstverständnis mittlerweile essenzielle Komponenten für den Materialfluss. Dort, wo unsere Automatisierungslösungen früher aufhörten, können wir mit der Robotik heute weitere wichtige Schritte gehen wie z.B. Waren manipulieren, greifen, sortieren, palettieren oder auch ganz flexibel transportieren. Im Ergebnis ist SSI Schäfer nicht mehr nur in der Intralogistik unterwegs, sondern auch in den angrenzenden Bereichen des Materialflusses – etwa in der Richtung Laderampe oder in die Produktion. Unser Zielmarkt wird dadurch immer dynamischer und übergreifender. Wird der Fertigungsbereich also immer wichtiger für Sie? @Interview_Grundschrift:Külken: Durchaus. Denn der moderne Materialfluss entwickelt sich nicht nur technologisch weiter, sondern auch organisatorisch. Lange Zeit hat man sehr stark in Silos gedacht: Es gab die Logistik. Es gab die Produktion. Und irgendwo dazwischen gab es einen Übergabeplatz. Diese einst klar getrennten Verantwortungsbereiche und Prozesse greifen heute oft stark ineinander. Dem muss sich auch die Logistik anpassen – jetzt und in Zukunft noch viel mehr. Denn Logistik und Produktion werden immer weiter verschmelzen. Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei dieser Fusion? @Interview_Grundschrift:Külken: Eine Bedeutende, deswegen legen wir großen Wert darauf, die nötige IT-Expertise im eigenen Haus vorzuhalten. Weil wir uns nicht nur als Lösungsanbieter, sondern auch als Integrator positionieren, binden wir unsere Softwareprodukte nahtlos in die IT-Landschaft unserer Kunden ein. Das gleiche gilt auch für die Tools unserer Partner. Nur so können wir unsere Gesamtlösungen den modernen Ansprüchen entsprechend realisieren. Und in diesen finden sich eben auch immer mehr Roboter und fahrerlose Transportsysteme.

Markus Külken ist für den Bereich Business Development FTS und Robotik bei SSI Schäfer verantwortlich.
Markus Külken ist für den Bereich Business Development FTS und Robotik bei SSI Schäfer verantwortlich.Bild: SSI Schäfer

Werden Sie dadurch zur verlängerten Werkbank in Richtung Logistik? @Interview_Grundschrift:Külken: Nun, wir wollen dem Kunden zumindest ein Rundum-Sorglos-Paket für die Logistik bieten, einschließlich Roboter- und FTS-Lösungen. Das gilt nicht nur für Installation und Inbetriebnahme, sondern auch für den Zeitraum nach der Realisierung. Sollte es irgendwo Probleme geben, dann haben wir einen zentralen Ansprechpartner, der weiterhilft. Inwieweit bieten Sie auch die Robotiklösungen komplett aus einer Hand an? @Interview_Grundschrift:Külken: Auf der Software-Seite haben wir umfangreiches Knowhow aufgebaut – bis in die Robotersteuerung oder in die 3D-Vision-Systeme hinein. Dabei arbeiten wir Hand in Hand mit Partnern, die die entsprechende Hardware beisteuern – bei Roboterzellen z.B. die Firmen Ro-Ber oder FPT Robotik. Welche Freiheit hat der Kunde bei der Wahl der Roboter? @Interview_Grundschrift:Külken: Wir versuchen, individuellen Wünschen möglichst weit Rechnung zu tragen. Gleichzeitig wollen wir aus der technischen Perspektive natürlich robuste und bewährte Robotiklösungen anbieten und integrieren, deshalb denken wir sehr modular. Jeder Kunde bekommt seine Roboterzelle in der Ausführung und Größe, die er braucht – aber eben zusammengestellt aus unserem Baukasten. So profitieren unsere Kunden von bewährten Standardkomponenten, die zu einer individuellen Robotiklösung zusammengestellt werden.

Roboterzellen - etwa zum Palettieren - halten immer stärker Einzug in die Intralogistik.
Roboterzellen – etwa zum Palettieren – halten immer stärker Einzug in die Intralogistik.Bild: SSI Schäfer Fritz Schäfer GmbH

Aber dennoch halten Sie ein breites Angebot an verschiedenen Robotertypen und -fabrikaten vor? @Interview_Grundschrift:Külken: Ja, das ist so. Gleiches gilt auch für die FTS-Seite. Auch hier können wir durch Partner wie DS Automotion sowohl die Technologie als auch die Schnittstellenintegration im Haus komplett abbilden – exakt nach den aktuellen Markttrends oder den Anforderungen des jeweiligen Kunden. Und werden solche Robotiklösungen schon flächendeckend eingesetzt? @Interview_Grundschrift:Külken: Der Wandel zu mehr Robotik in der Intralogistik ist in vollem Gange. Dabei werden wir als Anbieter stark von den Anwendern getrieben. Aufgrund der Weiterentwicklung der Technologien in diesen Bereichen steht anspruchsvollen FTS-Projekten immer weniger Initialaufwand gegenüber. Auf Seite der Roboter ist es ähnlich: Der Anwender muss nicht mehr zwingend einen sechsstelligen Betrag für eine Pallettierzelle ausgeben. Je mehr Marktsegmente Sie auf diese Weise bedienen wollen, umso mehr Applikations- und Branchen-Knowhow müssen Sie doch bereithalten. @Interview_Grundschrift:Külken: Richtig – und auch hier sind wir aus der Historie und durch die enge Zusammenarbeit mit unseren Partnern sehr gut positioniert. Hinzu kommt, dass wir uns in Vertrieb und Applikationsentwicklung nach Marktsektoren organisieren – das heißt, unsere Experten sprechen die Sprache unserer Kunden, kennen die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Branche und entwickeln individuell angepasste Lösungen.

Bild: SSI SCHÄFER FRITZ SCHÄFER GMBH

Verändert sich auch ihr Kundenklientel?

Külken: Sicherlich müssen wir einem Trend folgen, der sich schon seit Jahren fortsetzt. Automatisierung ist längst nicht mehr nur für die ganz Großen. Auch beim Mittelstand und kleineren Unternehmen wachsen die Forderungen nach automatisierten Logistikprozessen. Auf diesen Trend haben wir heute bereits die passenden Antworten – inklusive Roboterlösungen und FTS.

Wie sieht es mit den sinkenden Losgrößen aus? @Interview_Grundschrift:Külken: Wir sind zwar noch nicht bei Stückzahl eins, doch der Trend zu immer kleineren Losen macht sich eindeutig bemerkbar. Und je schneller die Produktwechsel, desto zuverlässiger muss der Materialfluss sein. Sobald er nur leicht ins Stocken gerät, sind die Probleme groß. Deshalb werden z.B. klassische Routenzüge zunehmend von flexibleren Einheiten abgelöst, die sich automatisiert und autonom zwischen der Fertigung und den Lagersystemen bewegen. In wie weit gelingt es, die steigende Komplexität der Technik im Sinne von Easy-to-Use-Ansätzen zu kaschieren? @Interview_Grundschrift:Külken: Dort wo man im FTS- oder Robotikbereich schnell auf Veränderungen reagieren muss – etwa bei der Routenplanung oder Palettengröße – legen wir großen Wert darauf, dass der Kunde Anpassungen selbst durchführen kann. Das ist aber gar nicht immer so leicht. Denn je nachdem, muss man noch tief in die Systeme eingreifen. Zwar werben erste Anbieter damit, dass sich ihre FTS-Flotten schnell konfigurieren und einfach in Betrieb nehmen lassen, sobald die Prozessabläufe aber doch etwas komplizierter werden – was in der Praxis meist der Fall ist – geht diese Rechnung nicht mehr auf. Dass sich solche Logistikprozesse in Art einer Smartphone-App editieren lassen, sehen wir noch nicht. Aber so weit es das Umfeld zulässt, helfen wir unseren Kunden natürlich, sich selbst zu helfen – z.B. mit entsprechenden Inbetriebnahme- und Wartungs-Tools. Ist das Robotik-Knowhow bei SSI Schäfer ein Punkt, um sich von Marktbegleitern abzuheben? @Interview_Grundschrift:Külken: Egal ob Kinematik oder autonomes Fahrzeug, die Robotiklösungen in unserem Portfolio tragen heute unserem USP als Gesamtintegrator Rechnung. Wir bieten eben nicht nur einen begrenzten Umfang an Logistik- und Materialflusslösungen an, sondern haben stets das exakt Passende für unsere Kunden im Programm. Entsprechend ist die Robotik ein wichtiger Teil unseres Angebots.

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