Rohöl aus problematischen Kunststoffen

Im sächsischen Böhlen sollen bis zu 120.000t Kunststoffabfall pro Jahr wieder zu Rohöl recycelt werden.
Im sächsischen Böhlen sollen bis zu 120.000t Kunststoffabfall pro Jahr wieder zu Rohöl recycelt werden.
 Im sächsischen Böhlen sollen bis zu 120.000t Kunststoffabfall pro Jahr wieder zu Rohöl recycelt werden.
Im sächsischen Böhlen sollen bis zu 120.000t Kunststoffabfall pro Jahr wieder zu Rohöl recycelt werden.Bild: igus GmbH

Zwar sind die Deutschen Weltmeister im Recyceln, doch jedes Jahr landen laut WWF immer noch 1,6Mio.t Kunststoffabfall im Wert von 3,8Mrd.€ in der Verbrennung. Der Grund: Ein sortenreines Recycling ist bislang kaum möglich. Denn viele Produkte – etwa Folien von Lebensmittelverpackungen – bestehen aus mehreren Kunststoffen, die sich mechanisch nicht trennen lassen. Ändern soll das eine neuartige Recyclinganlage, die das britische Recyclingunternehmen Mura Technology errichten will – gemeinsam mit dem US-Chemiekonzern und Kunststoffhersteller Dow an dessen Standort in Böhlen im Landkreis Leipzig. Sie wird die erste Anlage ihrer Art in Deutschland sein.

Bild: ©anna k./stock.adobe.com

HydroPRS verwandelt Kunststoff zurück in Rohöl

Das Besondere der Anlage in Böhlen ist ein neuartiges chemisches Recycling namens Hydrothermal Plastic Recycling Solution, kurz HydroPRS. Allein mit Wasser, Hitze und Druck verwandelt HydroPRS in nur 30min Kunststoffe in Rohöl. Aus diesem Öl lässt sich dann wieder qualitativ hochwertiges Kunststoffgranulat für die Herstellung fabrikneuer Kunststoffprodukte herstellen. Dasselbe Material lässt sich sogar wiederholt recyceln. „Die Erfindung von Mura geht über die Grenzen des bekannten chemischen Recyclings hinaus“, sagt Igus-Geschäftsführer Frank Blase. „Die HydroPRS-Technologie eröffnet neue Möglichkeiten, Kunststoffabfälle energieschonend und mit hohem Ertrag in Rohöl umzuwandeln.“ Igus hatte Anfang 2020 als erster Investor aus der Industrie rund 5Mio.€ in das Startup investiert. Rund anderthalb Jahre später kam KBR als weiterer Partner hinzu. Inzwischen sind weitere Partner wie Dow, Chevron Phillips Chemical und LG Chemical hinzugekommen. Erst kürzlich erhielt Mura zudem ein Investment von Dow, um die Entwicklung weiterer HydroPRS-Anlagen in den USA und Europa weiter voranzutreiben. Ziel der Partnerschaft ist es, bis 2030 zusätzlich 600.000t Recyclingkapazität zu schaffen.

Kapazität von 120.000t pro Jahr

2023 soll der Bau der Kunststoffrecycling-Anlage in Böhlen beginnen, 2025 in Betrieb genommen werden. Ihre Recyclingkapazität: rund 120.000t Kunststoff pro Jahr. Weitere Anlagen sind weltweit geplant – in Asien, den USA und in England. In Teesside, England errichtet Mura derzeit die erste kommerzielle HydroPRS-Anlage, die in der ersten Jahreshälfte 2023 in Betrieb gehen soll. Sie soll jährlich über 24.000t Kunststoff recyceln. Alle Anlagen weltweit sollen bis 2030 eine Jahreskapazität von mehr als 100.000.000t erreichen.

Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe

Igus unterstützt die Recycling-Idee von Mura bereits seit der Anfangsphase, denn erklärtes Ziel des Unternehmens ist, eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe voranzutreiben. Das mechanische Recycling ist bereits seit über 50 Jahren etabliert. So nutzt das Unternehmen 99% des in der Produktion anfallenden Kunststoffabfalls als neues Granulat für die Spritzgussmaschinen. 2019 hat Igus zudem Chainge ins Leben gerufen – ein Recyclingprogramm für ausgediente Energieketten. 2022 ist die erste Energiekette aus 100% recyceltem Material entstanden sowie ein Gleitlagerprogramm aus regranulierten Produktionsabfällen. So verwandeln sich Plastikabfälle in eine wertvolle Ressource.

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