Den Überblick behalten in komplexen Zeiten

Nissan Ariya
Nissan Ariya

Alle Softwarevarianten im Blick

Elektronik und Software werden nicht für jedes Automodell von Grund auf neu entwickelt. Oft werden lediglich neue Funktionalitäten integriert. Dieses Auffrischen der Software ist auch deshalb nützlich, weil die einzelnen Softwarefunktionen bereits hinsichtlich der ursprünglichen Anforderungen verifiziert wurden. Die Wiederverwendung von Software verkürzt die Entwicklungszeit und senkt die Kosten bei gleichzeitiger Einhaltung der Sicherheitsanforderungen.

Bei Nissan gibt es zu diesem Zweck einen Softwarevarianten-Konfigurator. Vor der PLM-Software nutzte das Unternehmen dafür ein internes SOR auf Basis von Microsoft Access. Darin wurden mehr als 20.000 Software-Assets verwaltet. Aufgrund der manuellen Eingabe sogenannter ‚Tag Values‘, der visuellen Überprüfung der Datenkonsistenz und der manuellen Zuordnung von Attributen zu jedem Software-Asset erwies sich dieser Prozess jedoch als zeitaufwändig und fehleranfällig. Nach der System-Umstellung auf Aras Innovator verwaltet Nissan die Tags über hierarchische Listen. Dieser Ansatz reduziert die Definition neuer Tags auf die Auswahl aus einer vordefinierten Dropdown-Liste, wodurch menschliche Fehler reduziert werden. Die Funktion basiert auf einer 3-stufigen hierarchischen Struktur: Softwareserie, gefolgt von Gerätespezifikation, gefolgt von Fahrzeugspezifikation.

Alles rückverfolgbar

Die funktionale Sicherheit der Fahrzeugsoftware wird durch die verbindliche Norm ISO26262 gewährleistet. Automobilhersteller müssen für jede Fahrzeugfunktion ein offizielles Protokoll über die Risikobewertung des Fahrzeugs, der einzelnen Funktionen und über den Entwicklungsprozess erstellen. Dazu gehört auch die Rückverfolgbarkeit von Einzelfunktionen, Entwicklungsprozessen und Systemvarianten. Durch die Verknüpfung des PLM-Systems mit dem vorgelagerten Anforderungsmanagement-Tool, dem nachgelagerten Problemverfolgungssystem und den Beziehungen zu den vom PLM-System verwalteten Software-Assets erfüllt Nissan diese Anforderungen. Die Verbindung zwischen den verschiedenen Systemen stellt den digitalen Faden (Digital Thread) dar, der mit allen erforderlichen vor- und nachgelagerten Tools verbunden werden kann.

Um die Anforderungen der ISO26262 noch besser zu erfüllen, haben Nissan und Aras eine Integration mit Matlab/Simulink entwickelt, einem Simulationswerkzeug für die Entwicklung von Elektronik- und Software-Steuerungssystemen. Die offene API von Aras ermöglicht die Suche und den Download von Software-Assets aus dem PLM-System in Matlab sowie die automatische Registrierung neu entwickelter Software aus Matlab in Aras Innovator. Dieser Datenaustausch fördert auch die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit – beispielsweise zwischen Konstruktion und Vertrieb. Geschäftsprozesse und die Systemspezifikationen können nun gleichzeitig entwickelt werden.

Langfristiges Projekt

Die PLM-Einführung ist ein langfristiges Projekt, und wird kontinuierlich angepasst. Derzeit wird an neuen Lösungen im Datenmanagement gearbeitet, um unterschiedliche Technologien schneller integrieren zu können. Denn vor allem Komponenten wie Antriebsstrang, Fahrwerksysteme oder autonome Fahrsysteme erfordern immer komplexere Softwaresysteme. In diesen Systemen müssen zunehmend domänenübergreifende Funktionen entwickelt werden, die einen domänenübergreifenden Datenaustausch erfordern. Die gemeinsame PLM-Plattform ermöglicht es Ingenieuren aus allen Domänen, Informationen nach Bedarf zu extrahieren. Und zwar so, dass sie mit den verschiedenen Werkzeugen und Anwendungen kompatibel sind.

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