Die AR-Branche wächst zusammen

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Augmented Reality (AR) hat den Sprung vom Einsatz in Forschung und Prototypenbau in die Massenanwendung geschafft. AR-basierte Technologien werden in vielen Industriebereichen eingesetzt. Die Branche tritt gerade in eine neue Phase ein. Anfangs wurden AR-Projekte oft von den IT-Abteilungen angestoßen. Proof-of-Concept-Lösungen mit AR-Brillen oder Tablets ließen sich vergleichsweise einfach umsetzen. Die Projekte erzielten Aufmerksamkeit und schufen Effizienzen. Oft stellten sie sich jedoch auch eher als ’nice to have‘ statt als Game Changer heraus und Unternehmen haben das Potenzial von Augmented Reality damit nicht annähernd ausgeschöpft. Parallel dazu arbeiteten etwa Montageabteilungen bereits mit AR-Projektionssystemen, ohne diese bewusst als AR wahrzunehmen. Diese Technologie eröffnet der Industrie Anwendungsszenarien, wenn AR-Brillen und Tablets an ihre Grenzen stoßen. Denn ein Werker in der Montage muss in der Regel die Hände frei haben. Hier eigenen sich daher Projektionssysteme, wie Laserprojektoren.

Neue Anforderungen

Inzwischen stellen Unternehmen höhere Anforderungen an AR-Lösungen. Beispielsweise betrachten sie deren Einsatz nicht mehr nur als singuläre isolierte Projekte. Es geht vielmehr darum, holistische Datenprozesse innerhalb eines Unternehmens zu schaffen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Plattformen in der Cloud etabliert werden. Nur so können unternehmensweite Datenprozesse überhaupt erst aufgesetzt und Schnittstellen für die Datenbereitstellung auf unterschiedliche Endgeräte bereitgestellt werden. Teilweise lassen sich so auch die Limitierungen bei der Rechenleistung von Endgeräten vor Ort umgehen. Für latenzkritische Rechenoperationen wie etwa Bildverarbeitung bleibt Edge-Computing weiterhin das Maß der Dinge.

Branchenvertreter gründen Konsortien

Aufgrund dieser veränderten Anforderungen wächst die AR-Branche weiter zusammen. Um sowohl hardware- wie softwareseitig alle Bedürfnisse bedienen zu können, gehen mehr Firmen innerhalb der Branche projektbezogene Kooperationen ein, um für Anwenderunternehmen Lösungen zu schaffen. Dabei geht es nicht mehr um Einzelanwendungen. Ob Projektoren, Tablets oder AR-Brillen: Eine umfassende Datenbasis und Cloud-basierte Workloads ermöglichen es, die Technologien unternehmensweit dort einzusetzen, wo sie die größte Wirkung erzielen.

Nur so wird die Industrie den immer komplexeren Fertigungsprozessen gerecht. Denn stärkere Individualisierung und hohe Qualitätsansprüche bei gleichzeitigem Kostendruck machen fortschrittliche AR-Technologien unabdingbar. Ganz ohne Menschen werden Montage und Qualitätssicherung vermutlich nie auskommen. Damit der Mensch die gestiegenen Anforderungen an händische Tätigkeiten jedoch erfüllen kann, benötigt er digitale Unterstützung mehr denn je.

Die sogenannten Production Islands sind ein Beispiel, das die veränderten Bedürfnisse der industriellen Montage veranschaulicht. Traditionell läuft die Arbeit in der Automobilindustrie seit Jahrhunderten streng getaktet am Band ab. Einzelne Arbeitsschritte sind genau definiert und zeitlich begrenzt. Um umfangreiche Individualisierungswünsche der Kunden zu ermöglichen, müssen Hersteller die Fahrzeuge immer öfter aus der Linie nehmen. Mit AGV (Automated Guided Vehicles) werden die Teile zu den Montageinseln befördert. Dort lassen sie sich individuell und ohne Taktbindung bearbeiten, bevor sie dann wieder ins Fließband eingeschleust werden. Die Komplexität dieser flexiblen Montage können Fahrzeughersteller häufig nur mithilfe von AR-Systemen bewältigen. Auch in Luftfahrt, Schiff- oder Schienenfahrzeugbau mit per se hohem Individualisierungsgrad unterstützt AR breit.

Um der fertigenden Industrie die nötige Unterstützung zu bieten und AR-Technologien in der Breite einzusetzen, bündelt die Branche ihre Kräfte. Nur Zusammenschlüsse mehrerer Unternehmen mit unterschiedlichen Expertisen können die hohen Anforderungen an die Augmented Reality zukünftig erfüllen.

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