MES integrieren und modernisieren

Anhand der Kennzahlen werden Datenpunkte bestimmt: Diese referenzieren auf die Personal-, Maschinen-, Material- und Logistikdaten. So ist z.B. bei einer Darstellung der durchschnittlichen Liegezeit einer Materialmenge die Zeitscheibe zwischen zwei Bearbeitungsgängen im WIP-Prozess (Work in Process) zu erfassen. Die mit der MES-Einführung zu erwartende Transparenz hängt von den beobachteten Vorgängen ab (Monitoring). Hier ist der Grad der Aufteilung entscheidend. Ist eine Montagetätigkeit nur sehr grob gegliedert, nach dem Motto ‚Start Zusammenbau Maschine‘ und ‚Ende Zusammenbau Maschine‘, kann das MES auch keine detaillierteren Informationen zu den einzelnen Vorgängen ausgeben. Nur mit einer durchdacht gewählten Vorgangsreihenfolge kann der Ablauf sinnvoll erfasst, bewertet und somit auch in Form von Kennwerten dargestellt werden. Somit gehört das Prüfen und Anpassen der Arbeitspläne zu den entscheidenden Faktoren für eine erfolgreiche MES-Einführung und -Nutzung. Die Hauptindikatoren beim Betrachten eines Vorgangs sind die Ist-Werte. Diese sind Rüstzeit, Werkerzeit, Maschinen(lauf)zeit, Stillstandzeiten sowie auf das Material bezogen Ist-Stück, Ausschuss und Nacharbeit. Laufen die Indikatoren gegenüber den Vorgaben aus dem Ruder, sollte eine Begründung dokumentiert werden. So ist beim Überschreiten der Ist- gegenüber der Soll-Maschinenzeit in einem Vorgang der Werker verpflichtet, den Abweichungsgrund zu melden, etwa über eine Auswahlbox oder Schaltfläche. So lässt sich das Problem im Shopfloor-Meeting ansprechen und wenn nötig weitererfolgen.

Strukturiert vorgehen

Die Systemeinführung oder die Ablösung eines MES geschieht in der Regel graduell. In einem ersten Schritt wird ein Prototypen-Bereich mit einer Anzahl exemplarischer Arbeitsplätze ausgewählt. Hier erfolgt eine Präeinführung der MES-Funktionen. Bei der Entscheidung, welcher Bereich für die Einführung der ersten MES-Funktionen infrage kommt, sollten die Mitarbeiterqualifikation bedacht werden, die Komplexität der Abläufe, natürlich das Verbesserungspotential und auch der Veränderungswille bei den Bereichsleitungen. Das gilt auch für die Migration eines Legacy-MES. In der Praxis bewährt hat sich die Wahl eines anspruchsvollen Produktionsablaufs: Oft ist gerade in solch einem Umfeld bei den Mitarbeitern die Bereitschaft recht groß, etwas zu verändern. Mit einer erfolgreichen Systemeinführung wird zudem ein ernstzunehmender Benchmark für die weiteren Bereiche gesetzt. Die Interaktion mit den Mitarbeitern geschieht über einfache Dialoge, die auf den Tätigkeitsumfang abgestimmt sind und auch entsprechende Informationen wie Zeichnungen für die Tätigkeit zur Verfügung stellen. Je nach Aufgabe sind die Dialoge auf fix installierten Terminals abrufbar oder der Mitarbeiter führt ein mobiles Device mit sich. Je nach Systemauslegung kann der Werker auch weitere Funktionen anwählen – wie Materialbuchungen (Anforderungen, KanBan, Serialnummernerfassung etc.) – bis hin zur Erfassung von Qualitätsdaten. Ein weiterer Punkt umfasst die Anbindung des technischen Equipments wie Maschine oder Messgeräte. Dies ist zwar keine komplexe Raketentechnik, erfordert jedoch auch ein strukturiertes Vorgehen. Ein ausgezeichnetes Vorgangsmodell ist, die Geräte in Blackfield (keine Steuerung vorhanden), Brownfield (alte Steuerung vorhanden) und Greenfield (Steuerung mit Schnittstelle) zu klassifizieren. So kann je Klasse ein Szenario zur Anbindung gewählt werden. Des Weiteren ist in Abhängigkeit von den definierten Kennzahlen eine einheitliche Datenstruktur zu definieren. Das Motto ‚gib mir alle Daten und wir schauen dann mal‘ hat sich nicht bewährt. Sobald sich der Pilot-Bereich erfolgversprechend etabliert hat, empfiehlt sich mit dem Ausrollen auf die weiteren Produktionsbereiche zu starten. Somit ist nach einer überschaubaren Zeit die gesamte Produktion kennzahlentransparent!

Täglich am Ball bleiben

Die Einführung eines Manufacturing Execution System ist mit dem Go-live nicht abgeschlossen. Eine Optimierung der Prozesse geschieht nicht allein aufgrund der Datenerfassung. Vielmehr gilt es, mit den Daten aktiv zu arbeiten. Nichtproduktive Zeiten lassen sich nur verkürzen, wenn das Team die Ursachen aktiv angeht. Aktiv heißt in diesem Zusammenhang, dass sich eine Person um den Vorgang kümmern muss. Hier haben sich täglich stattfindende Shopfloor-Meetings bewährt, in denen die aktuellen Abweichungen besprochen und adressiert werden. Auch das Thema Stammdatenpflege von Soll-Zeiten wird durch die Kennzahlen aus dem MES automatisiert. Daraus folgt, dass ein MES eben nicht mal eben eingeführt ist. Werden allerdings ein paar Regeln beachtet, ist die Einführung durchaus zügig möglich. Als entscheidender Benefit des MES ist nicht die Einführung und das Erfassen der Produktionsdaten zu sehen. Vielmehr steht dann ein Werkzeug zur Verfügung, um Verbesserungsprozesse zu ermöglichen. Und wie mit jedem Werkzeug im professionellen Umfeld gehört es entsprechend professionell angewendet. Erst dann entfaltet ein MES seinen vollen Nutzen.

www.infotec-ag.de

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