Wenn Holzexperten automatisieren

In der Holzverarbeitung arbeiten viele Maschinen Hand in Hand. Hier die Hobelanlage in der Gesamtansicht, Detailansicht und die Steuerung.
In der Holzverarbeitung arbeiten viele Maschinen Hand in Hand. Hier die Hobelanlage in der Gesamtansicht, Detailansicht und die Steuerung.
 In der Holzverarbeitung arbeiten viele Maschinen Hand in Hand. Hier die Hobelanlage in der Gesamtansicht, Detailansicht und die Steuerung.
In der Holzverarbeitung arbeiten viele Maschinen Hand in Hand. Hier die Hobelanlage in der Gesamtansicht, Detailansicht und die Steuerung.Bild: Mocopinus

Holz ist ein Baustoff, der nicht zuletzt wegen seiner ausgezeichneten Umweltbilanz sowie ästhetischen und technischen Eigenschaften zunehmend im Trend ist. Die Mocopinus GmbH bietet seit 1865 Lösungen aus Holz für die Außenverschalung, den Innenausbau, Fußböden und den Garten. Selbstverständlich setzen die Experten für Holzverarbeitung seit Jahrzehnten auf automatisierte Produktion.

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Anlage immer auf neuem Stand

Für eine hohe Produktqualität und zuverlässige Fertigungsprozesse muss eine Produktion konsequent auf aktuellem Stand gehalten werden. Am Karlsruher Werk – dem größeren der beiden deutschen Mocopinus-Werke – ist dafür die hausinterne Instandhaltungsabteilung zuständig. Sie entscheidet, welche neue Anlagen angeschafft oder welche bewährten Anlagenteile durch Retrofit angepasst werden sollen. Bei Fragen rund um Elektro- und Steuerungstechnik wenden sich die Karlsruher Holzexperten an Rösberg. Die wiederum haben sich auf Automatisierungstechnik spezialisiert, vorzugsweise für große Prozesstechnikprojekte auf der ganzen Welt. In diesem Fall zeigen die Automatisierungsexperten aber, dass sie auch klassische Industrieanlagen verstehen. Und die reiseerprobten Mitarbeiter sind dankbar, einen Kunden quasi direkt vor der Haustür betreuen zu können.

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Neukauf oder Retrofit?

In der Holzbe- und verarbeitung arbeiten viele Maschinen Hand in Hand. Oft werden in solchen Produktionen nicht alle Anlagenteile zum gleichen Zeitpunkt angeschafft, sondern passend zum wachsenden Produktportfolio sukzessive ergänzt. Generell sind die Maschinen aus mechanischer Sicht sehr robust und extrem langlebig, während Sensorik, Aktorik und auch Steuerungen über die Zeit in die Jahre kommen und ausgetauscht werden müssen. Oft stellt sich dann die Frage: Soll eine komplett neue Maschine angeschafft werden oder ist ein Retrofit sinnvoller? Zwar bringt die Anschaffung neuer (Teil-)Anlagen neue Produktionsmöglichkeiten, das erkauft man sich aber mit längeren Stillstandszeiten bzw. Produktionsflächen, die während der Inbetriebnahme einer neuen Maschine oft über Monate nicht produktiv genutzt werden. Es muss also genau abgewogen werden, was in der jeweiligen Situation die sinnvollste Lösung ist. Um das zu entscheiden, braucht es nicht nur Kompetenz in Sachen Holzverarbeitung, sondern auch bei der Automatisierungstechnik.

David Kopf, E&I Specialist bei Rösberg, erläutert: „Wir unterstützen Mocopinus seit über 15 Jahren nicht nur bei der technischen Umsetzung neuer Projekte, sondern stehen auch mit Rat und Tat zur Seite, z.B. wenn die Frage Retrofit oder Neuanschaffung zu klären ist. Es geht dabei nicht nur um Anpassungen bei den produzierenden Maschinen, sondern auch um Anbauten für die Förder- und Verpackungstechnik.“ In der Vergangenheit haben die Automatisierungsexperten beim Anbinden neuer Anlagen unterstützt sowie für einige Retrofits die Elektro- und Automatisierungstechnik geplant und umgesetzt. Dazu gehört beispielsweise auch das Übertragen von vorhandenem Programmcode auf neue Steuerungen. Retrofit bei älteren Produktionsanlagen heißt aber oft nicht nur Austausch der Steuerungstechnik, sondern auch Überarbeitung und Ergänzung des Sicherheitskonzepts, da viele langlebige Produktionsanlagen noch aus einer Zeit vor der Maschinenrichtlinie stammen. Die Automatisierungsexperten beraten aber auch beim Festlegen von Anforderungsspezifikationen. Wird beispielsweise eine neue Anlage bestellt, helfen sie beim Erstellen des Lastenhefts und später beim Prüfen des Angebots aus elektrotechnischer und automatisierungstechnischer Sicht: Sind alle notwendigen Schnittstellen vorhanden? Wo ist die Anlage überdimensioniert?

Thierry Roehrig ist Werkstattleiter bei Mocopinus und zuständig für die Instandhaltung im elektrischen Bereich der Produktionsanlagen. Er erzählt: „Vor über 15 Jahren haben wir noch ganz viel selbst gemacht. Aber da sich die Elektro- und Steuerungstechnik kontinuierlich weiterentwickelt hat, sind wir mit der Zeit mit unseren Kompetenzen an Grenzen gestoßen, gerade auch, was die Programmierung der Steuerungen anging. Wir haben einen Partner in der Nähe gesucht und Rösberg gefunden. Seither haben wir in vielen Projekten zusammengearbeitet.“

Herausforderungen in der Holzindustrie

Schwerpunktmäßig sind die Karlsruher Automatisierungsexperten in der Prozesstechnik zu Hause. „Da geht es in der Regel um Automatisierungsprozesse für Flüssigkeiten oder Gase“ sagt Kopf. „Ventile müssen angesteuert und Durchflüsse überwacht werden. Ganz anders sieht es in der Holzindustrie aus.“ In der Holzverarbeitung hat man mit klassischem Stückgut zu tun, das transportiert, in verschiedenen Schritten bearbeitet und abschließend verpackt werden muss. Vorlauf und Geschwindigkeiten überwachen, Produkte auf Anwesenheit kontrollieren und Längen messen sind hier einige der typischen Aufgaben. Dabei gibt es vielerlei Herausforderungen wie zum Beispiel: Holz als Naturprodukt unterliegt Schwankungen, das führt auch bei optimaler Verarbeitung unter anderem zu Wölbungen oder Rissen. Die Qualitätskontrolle lässt sich in vielen Fällen nur sehr aufwendig automatisieren. Daher setzt die Holzindustrie in der Qualitätssicherung oft nach wie vor auf den Menschen. Ein reibungsloses und sicheres Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine ist dann natürlich wichtig. Eine weitere Herausforderung bildet der Holzstaub, der Sensorik und Aktorik belastet. Sensoren werden deshalb zum Beispiel meist in Kombination mit Druckluftdüsen zur Reinigung verbaut. Auch die gewachsenen Softwarestrukturen sind eine Herausforderung. Oft wurden Programme über die Jahre weiterentwickelt und an neue Anforderungen angepasst. Vorhandenen Code auf neue Steuerungen so zu übertragen, dass die Anlage anschließend wieder reibungslos läuft, ist ebenfalls anspruchsvoll. Gleichzeitig ist auch in der holzverarbeitenden Industrie der Trend zu kleinen Losgrößen zu beobachten. Am Karlsruher Mocopinus-Werk wird ab circa 50 Stück Holz pro Charge gewechselt, das sind dann nicht selten zwei bis vier Wechsel am Tag. Daher muss Soft- und Hardware leicht umzustellen und zu konfigurieren sein. Kopf resümiert: „Zwar sind die Anforderung an die Automatisierungstechnik im Maschinenbau andere als in der Prozesstechnik, aber die Erfahrungen aus beiden Branchen bereichern sich gegenseitig.“

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Kategorisiert in Holzbau

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