Das bewegte Holz

Michael Mohr verantwortet seit September 2020 den weltweiten Vertrieb in der Schmalz Gruppe.
Michael Mohr verantwortet seit September 2020 den weltweiten Vertrieb in der Schmalz Gruppe.

Welche Handling-Aufgaben ergeben sich konkret beim Holz?

Mohr: Holz ist äußerst vielseitig und verlangt je nach Bearbeitungsschritt unterschiedliche Handhabungslösungen. Ein Beispiel ist die Fertighausbranche, die immer mehr Marktanteile erobert. Hier fällt das automatisierte Handling langer Holzbretter und Plattenwerkstoffe wie MDF ebenso an wie die manuelle Handhabung von fertigen Wandkomponenten oder Fenstern. Dabei kommen auch Spezialprodukte zum Einsatz: Mit unserem Nadelgreifer können Anwender die für den Fertighausbau typischen Holzweichfaserplatten ergonomisch und sicher heben und bewegen. Allgemein gilt, dass Flexibilität und eine gewisse Schmutztoleranz beim Handling in der Holzbearbeitung Pflicht sind. Anwender wollen die Greifsysteme variabel auf unterschiedliche Formate oder Oberflächen anpassen können und erwarten einen zuverlässigen Betrieb auch in sägestaubiger Umgebung.

 Mobiles Vakuum für Cobots: Elektrischer Vakuum-Erzeuger ECBPMi
Mobiles Vakuum für Cobots: Elektrischer Vakuum-Erzeuger ECBPMiBild: J. Schmalz GmbH

Inwieweit haben sich die Trends in den Industriebranchen in den vergangenen Jahren geändert? Was fordern die Anwender jetzt verstärkt? Wie wirkt sich das auf das Handhaben von Holzteilen aus?

Mohr: Die großen Trends – Digitalisierung, Vernetzung, smarte Fabriken – sind unverändert. Neue Forderungen entstehen durch andere Möglichkeiten und Richtlinien in der Fertigung und das eben erwähnte veränderte Beziehungsverhältnis zwischen dem Kunden und uns: Er erwartet einen Gesprächspartner auf Augenhöhe. Unsere Vertriebsmitarbeiter haben fundierte Kenntnisse über seine Prozesse, Aufgaben und Herausforderungen. Dazu zählen neben der Technologie neue Auflagen, z.B. für den Arbeitsschutz. Werkstücke, die eine Person früher noch alleine heben durften, müssen heute entweder von zwei Mitarbeitern oder mit einer Hebehilfe bewegt werden. Diese Vorgabe hat z.B. die Entwicklung des kleinen Vakuum-Schlauchhebers JumboFlex vorangetrieben. Dazu kommt: Seit Industrie 4.0 erwarten Anwender Komponenten und Systeme, die sie einfach in ihre digitale Fertigungsumgebung integrieren können. IO-Link- und NFC-Schnittstellen finden sie bei uns daher in nahezu jeder Produktgruppe der Vakuum-Automation – natürlich auch beim Holzhandling. Für die manuelle Hebetechnik beschreiten wir erste digitale Wege mit der digitalen Produktakte. Über Identifikations-Tags an Vakuumhebern und Kransystemen kann der Holzverarbeiter gerätespezifische Informationen sowie relevante Service- und Kontaktdaten direkt mit seinem Smartphone abrufen. Hier geht es um eine sinnvolle Nutzung moderner Medien im analogen Handhabungsalltag. Über all dem schwebt das Thema ‚Internationalisierung‘. Unsere Kunden wollen die Vakuum-Lösungen in all ihren weltweiten Produktionsstandorten einsetzen können.

Haben sich durch die dynamische Entwicklung der Märkte weitere Themen für die Handhabung mit Vakuum ergeben?

Mohr: Ursache für die Dynamik am Markt ist unter anderem die Digitalisierung. Sie verbessert die Fertigungsmethoden, beschleunigt den Innovationsprozess und bringt neue Produkte und Dienstleistungen hervor. Das merken wir auch bei den Nachfragen unserer Kunden: Roboter können schnell und einfach angelernt werden, entsprechend intuitiv muss auch die Implementierung und Inbetriebnahme unserer Greifer sein. Oder: Je schnelllebiger und variantenreicher die Produktwelt ist, desto flexibler müssen unsere Sauggreifer werden. Hierbei geht es vor allem darum, die Automatisierung zu ermöglichen. Ein weiteres Beispiel ist die Elektromobilität: Die Politik treibt die Batterieherstellung in Deutschland weiter voran. Wir bieten dafür Lösungen entlang der gesamten Prozesskette, ob einzelne Komponenten wie Elektroden oder Pouches gehandhabt oder Module in Fahrzeuge gesetzt werden müssen. Die dynamische Entwicklung fordert auch eine effizientere Distributionslogistik, damit die Ware schnell beim Endkunden ist. In Kombination mit dem wachsenden Online-Handel bemerken wir eine höhere Nachfrage in der manuellen Handhabungstechnik. Hauptthemen sind hier Ergonomie, Flexibilität und einfache Bedienbarkeit. So können Kommissionierer mit dem Multigreifer verschiedene Kartongrößen und -qualitäten handhaben, ohne den Greifer wechseln zu müssen.

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