Auf Unvorhersehbares vorbereitet sein

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Der Logistik und Beschaffung kam in der Pandemie-Ausnahmesituation eine zentrale Bedeutung zu, sei es zur Bereitstellung lebenswichtiger Güter oder zur Verhinderung von Produktionsausfällen. Und auch wenn die Pandemie in vielen Industrieländern inzwischen einigermaßen unter Kontrolle ist und viele Prozesse wieder in normalen Bahnen laufen, hat sich das Stresslevel in den Beschaffungs- und Logistikabteilungen vieler Unternehmen kaum reduziert. Somit müssen vor diesem Hintergrund die Beschaffungsstrategien der einzukaufenden Materialien und Dienstleistungen z.T. neu definiert oder zumindest warengruppenspezifisch nachjustiert werden.

Aus dem Gleichgewicht

Das ehemals System der weltweit agierenden Zulieferer ist aus dem Gleichgewicht geraten und wird nicht mehr in die ursprüngliche Ausgangslage zurückfinden. Im Bereich Beschaffung zeigt sich, dass ehemalige Lieferanten zwar wieder produzieren, aber inzwischen andere Branchen als Abnehmer gefunden haben. Dies wird z.B. in der Automobilindustrie deutlich, die nach wie vor Probleme hat, benötigte Elektronikbauteile einzukaufen, weil die Bauteile im Zuge des Corona-Lockdowns vermehrt in anderen Branchen, wie z.B. der Unterhaltungselektronik, Abnehmer fanden. Auch hat sich nun bei vielen chinesischen Lieferanten gezeigt, dass der Fokus mittlerweile nicht mehr auf dem Export von Gütern liegt, sondern der eigene Markt mit Priorität bedient wird. Es gilt also, neue verlässliche Lieferanten mit stabilen Lieferketten zu finden.

Logistiker unter Druck

Auch die Logistiker stehen unter Druck. Angesichts der Verknappung des globalen Frachtraums haben sich die Transportkosten derart erhöht, dass sie zu einer entscheidenden Größe in der gesamten Produktionskalkulation geworden sind. So haben sich etwa die Preise für die Luftfracht seit 2019 z.T. verzehnfacht und der Frachtraum in Schiffscontainern wird tagesaktuell zum Höchstgebot vergeben. In diesen globalen, mittlerweile sehr komplexen Logistiknetzwerken kann es immer wieder zu unkalkulierbaren Engpässen kommen, wie kürzlich die temporäre Schließung des weltweit viertgrößten chinesischen Containerhafens in Yantian/Shenzhen aufgrund eines erneuten Corona-Ausbruches zeigte. Gleichzeitig werden auch Straßentransporte und so genannte KEP-Dienste (Kurier-, Express-, Paketdienste) teurer: Das liegt zum einen an der neuen CO2-Bepreisung, der digitalen Dokumentation von Fahrt- und Ruhezeiten, Personalmangel sowie an der damit verbundenen höheren Personalkosten bei den Fahrern und zum anderen an der gestiegenen Nachfrage nach Frachtraum aufgrund des immer schneller wachsenden Online-Handels. Wirtschaftlich tragfähige Transportlösungen von der Beschaffung bis zur Distribution zu finden, bedeutet für die unternehmenseigenen Logistikabteilungen deshalb täglich eine große Herausforderung. Dabei geht es nicht nur darum, den CO2-Verbrauch massiv zu reduzieren, sondern auch die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten und Beschaffungsregionen zu verringern und natürlich wirtschaftlich sinnvolle und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, greifen viele Unternehmen auf die Unterstützung durch unabhängige Experten zurück.

Status Quo prüfen

Um neue Strategien zu entwickeln, gilt es zunächst, den Status Quo sorgfältig und objektiv zu analysieren und die relevanten Risikopositionen zu bewerten. Logistikberater können dabei unterstützen. In der Regel können sie Optimierungspotenziale schneller identifizieren und die Fachleute aus dem eigenen Unternehmen entlasten.

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