Der Mensch kehrt zurück in die Produktionshalle

Routine stumpft ab

Bereits vor 15 Jahren stellte Toyota fest, dass mit zunehmender Automatisierung Wissen bei den Fachkräften in der Produktion verlorenging. Der Grund: „Es gab zunehmend weniger Gelegenheiten für sie, ihre Fähigkeiten und Ideen einzubringen“, sagt Kawai. Eine ähnliche Erfahrung haben die KI-Trainer in der SmartFactory-KL gemacht. „Langweilige Arbeiten schaffen abgestumpfte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“, sagt Ruskowski. Er erinnert sich an ein KI-Projekt mit dem Unternehmen Helmut Meeth. Bisher hatten dort Angestellte die Qualitätskontrolle von Glasscheiben per Inaugenscheinnahme durchgeführt. „Die waren alle ziemlich dankbar, dass wir das automatisieren konnten“, erzählt Ruskowski. „Der Projektverantwortliche war froh, die Kolleginnen und Kollegen nun für höherwertige Aufgaben einsetzen zu können.“

Alles in Einklang bringen

„Mensch, Maschine, Software, so könnte man die Welt nennen, die wir derzeit entwickeln“, sagt Ruskowski. „Wir nehmen das Beste und kombinieren es neu. IT, OT und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bilden eine Produktionseinheit, in der der Mensch der Souverän ist und bleibt.“ Auch Mitsuru Kawai denkt in diese Richtung: „Wir setzen bei der weiteren Entwicklung unseres Unternehmens nicht auf Software oder Roboter, sondern immer nur auf unsere Mitarbeiter – auf ihre Fähigkeiten und guten Ideen.“ Natürlich wird Toyota weiter automatisieren. Aber, fragt Mitsuru Kawai, seien Roboter nicht dazu da, dem Menschen zu helfen? Niemals sei die Automatisierung selbst das Ziel. „Wir müssen immer wieder den Mut haben, Dinge neu anzugehen. Dabei dürfen wir auch Fehler machen“, so Ruskowski. „Als Wissenschaftler argumentieren wir immer wieder mit Fakten gegen Vorurteile: Nein, KI wird uns nicht beherrschen, denn es liegt an uns, wie wir unsere Umwelt gestalten. Nein, Automatisierung führt nicht zu Arbeitsplatzabbau, dass zeigen die Zahlen der vergangenen Jahre eindeutig. Ja, Mensch und Maschine sind ein tolles Team, mit dem Menschen als Chef.“

Die Maschine passt sich dem Menschen an

Methoden der künstlichen Intelligenz, wie bspw. Knowledge Graphen, versuchen sich der Denkweise des Menschen anzupassen, um bessere Ergebnisse zu liefern. Der Einsatz von KI bietet viele neue Möglichkeiten, wie die Optimierung der Interaktion zwischen Werker:in und Maschine. „Zukünftig passen wir die Maschine dem Menschen an, nicht umgekehrt. Maschinenbedienung funktioniert irgendwann so simpel wie ein Smartphone“, betont Ruskowski. „Wir rücken die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit ihren einmaligen Fähigkeiten ins Zentrum unserer Betrachtungen.“ Die Implementierung von Handarbeitsplätzen in die Production Level 4-Demonstratorlandschaft hat auch die Inklusion im Blick. Lichter oder Piktogramme leiten durch Produktionsprozesse, ohne dass aufwändiges Anlernen oder Sprachkenntnisse nötig sind.

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