So beschleunigen produzierende Unternehmen ihre digitale Transformation

Die Fertigungsindustrie sucht nach schnelleren und effizienteren Produktionswegen, vom Einsatz von Fließbändern bis hin zu Industrierobotern. Aber in einer Welt, die von zunehmender Produktkomplexität, Konnektivität und Automatisierung geprägt ist, reicht dies nicht mehr aus. Neuer Wettbewerb, Kundenanforderungen und Produktherausforderungen zwingen Unternehmen, bestehende Ansätze zu überdenken und auf Industrie 4.0 umzustellen. Durch den digitalen Wandel wird eine engere Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen sowie die Entwicklung von der Massenproduktion hin zur Massenpersonalisierung möglich. Die Studie ‚The New Champions of Digital Disruption: Incumbent Organizations‘ zeigt, dass etablierte Unternehmen – im Gegensatz zu den Digital Natives – in drei Cluster eingeteilt werden können. Die Cluster bestimmen jeweils den Fortschritt der digitalen Transformation:

  • Visionaries – erkennen das Potential einer vollständigen Transformation ihrer Geschäfte.
  • Explorers – führen digitale Initiativen durch, die hauptsächlich der Verbesserung des Kundenerlebnisses dienen.
  • Watchers – nutzen die digitale Transformation aus Effizienzgründen.

Die Studie klassifiziert Unternehmen basierend auf dem Digital Maturity Index, wobei Unternehmen mit dem höchsten Indexwert (Visionaries) die stärkste Fähigkeit zur Beschleunigung der digitalen Transformation aufweisen. Der Bericht identifiziert darüber hinaus fünf Schlüsselkompetenzen, die produzierende Unternehmen dabei unterstützen, ihre Fortschritte zu beschleunigen.

Agile und DevOps

Diejenigen, die bei ihrer digitalen Transformation am weitesten fortgeschritten sind, haben die stärkste Fähigkeit, großangelegte Agile-Programme umzusetzen. Sie übernehmen sowohl eine Agile-Denkweise als auch Agile-Praktiken. Dabei arbeiten IT-Entwickler und Betriebsmannschaft eng zusammen, um die Geschäftsziele zu erreichen. Ein technologischer branchenspezifischer Ansatz wird verwirklicht, um die Produktionsausrüstung mit Computersystemen zu vernetzen, die bisher von den Fabriken isoliert waren. Technologieteams können auf diese Weise schnelle Ergebnisse liefern – somit können diese Legacy-Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben und sich gegen die Konkurrenz der Digital Natives behaupten. Visionaries verfügen darüber hinaus oftmals über eine robuste, stabile DevOps-Plattform, die ihr gesamtes Unternehmen bedient. Es gibt zwei wesentliche Hürden, die Hersteller daran hindern, weitere Fortschritte bei Agile und DevOps zu erzielen: Zum einen ist die Veränderung der Unternehmenskultur eine große organisatorische Herausforderung – alle Abteilungen und Mitarbeiter sollten involviert sein und mit der IT zusammenarbeiten. Zum anderen müssen die Mitarbeiter in neuen Arbeitsweisen geschult werden. Während die Umfrage zeigt, dass viele Unternehmen ihrer Fähigkeit zur schnellen, flexiblen und agilen Umsetzung gegenüber zuversichtlich eingestellt sind, zeigt die Realität jedoch, dass Agile und DevOps-Techniken schwer zu beherrschen sind. Dabei gibt es praktische Schritte, mit denen Agile- und DevOps-Kompetenzen verbessert werden können. Unternehmen können beispielsweise schneller arbeiten und skalieren sowie gleichzeitig die Anforderungen der globalen Märkte erfüllen, indem sie Agile dezentral einsetzen. Wenn Firmen ihre Kultur und Denkweise ändern können, um eine frühzeitige Geschäfts- und IT-Zusammenarbeit zu gewährleisten, steigen auch die Erfolgschancen für Agile und DevOps.

Automatisierung und künstliche Intelligenz

KI und Automatisierung können bestehende Geschäftsmodelle radikal verändern und neue Möglichkeiten in der Fertigung erschließen. Die KI-basierte vorausschauende Instandhaltung bietet beispielsweise eine Lösung oder reduziert zumindest den Produktivitätsverlust. Visionäre Unternehmen entwickeln dabei durchdachte Strategien und Initiativen für KI, RPA und IT-Automatisierung und setzen diese um. Sie tendieren auch dazu, Automatisierung und KI als Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten und Kompetenzen zu betrachten, anstatt als reine Methode, Personal und Kosten zu reduzieren. Ihre Mitarbeiter sind in der Lage, Automatisierungs- und KI-Technologien so zu implementieren, dass die strategischen Ziele des Unternehmens erreicht werden. Allerdings kämpfen die Hersteller in allen Phasen ihrer digitalen Transformation mit den ethischen Implikationen und der Undurchsichtigkeit der KI. Um maximalen Nutzen aus der Automatisierung und der KI zu ziehen, müssen viele etablierte Unternehmen ihre Mitarbeiter von der Technologie überzeugen und entsprechend umschulen.

Design

Design als Funktion beschränkt sich nicht mehr nur auf leistungsfähige, effiziente Produkte, die mit kostengünstigen Fertigungsmethoden und Materialien hergestellt werden. Der Denkansatz eines Systems wird zunehmend von den OEMs übernommen, um einen umfassenden Überblick zu erhalten. Der CO2-Fußabdruck von Produkten und Prozessen ist wichtig für eine umweltfreundliche Produktion. Und auch Ethik spielt eine Schlüsselrolle bei verschiedenen Entscheidungen innerhalb des Lebenszyklus eines Produkts. Design-Skills ermöglichen es Unternehmen, jeden Aspekt ihres Geschäfts zu überdenken – von der internen Abwicklung bis hin zum externen Kundenservice. Industrielle Hersteller mit entsprechenden Design-Kompetenzen nutzen Technologie, um neue Lösungen für die Bedürfnisse der Menschen zu finden. Die Studie zeigt, dass Unternehmen mit Stärken beim Design Chancen zur Steigerung der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit besser nutzen können. Sie setzen oftmals auf Technologien in Form von digitaler Produktentwicklung, Content-Personalisierung und Augmented Reality (AR). Design-orientierte Hersteller verfügen über effektive Prozesse, um ihren Kunden zuzuhören. Sie sind bestrebt, Ideen zu testen und zu wiederholen, um diese im Laufe der Zeit zu verbessern. Sie messen Design-Leistung und -Ergebnisse ebenso gründlich wie Einnahmen und Kosten. Wenn es darum geht, Design-orientierte Lösungen zu verfolgen, sollten sich Unternehmen gegen übermäßiges Prototyping entscheiden. In Zeiten eines disruptiven Wandels müssen Unternehmen auch Risiken eingehen. Auf praktischer, operativer Ebene zeigt die Forschung, dass es oftmals sinnvoller ist, große Projekte in kleine Teams bestehend aus qualifizierten Programmierern aufzuteilen, die die schwierigsten und wichtigsten Herausforderungen adressieren. Diese Programmierer sind praxisnah, arbeiten iterativ in physischen und virtuellen Whiteboard-Umgebungen, nutzen wiederverwendbare Code-Bibliotheken und schreiben jeden Tag ihren eigenen Code. Dieser Ansatz verkürzt die Entwicklungszeit. Zudem können Unternehmen eine effektivere Programmierung liefern, schwierige Probleme schneller lösen und die technischen Mängel reduzieren, die sich durch Legacy-Programmierung und -prozesse angesammelt haben.

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