Stabilere automobile Lieferketten weiter im Wandel

Bild: Capgemini

Die Lieferketten in der Automobilindustrie stabilisieren sich weiter, heißt es in der gerade zur Automobilmesse IAA Mobility 2023 veröffentlichten Umfrage von Capgemini Research Institute. Heute setzen die automobilen Lieferketten weniger auf die Beschaffung von Offshore-Standorten. In Deutschland fällt dieser Trend mit 27 Prozent am höchsten aus.

Die Unternehmen der Automobilbranche fühlen sich heute sicherer im Umgang mit zukünftigen Störungen in der Lieferkette. Zuletzt waren die Automobilhersteller gezwungen, ihr Supply Chain Management zu überdenken, umzustrukturieren und zu refinanzieren. So heißt es in der Studie des Capgemini Research Institute ‚The Automotive Supply Chain: Pursuing long-term Resilience‘, die am 4. September 2023 im Rahmen der IAA Mobility in München veröffentlicht wurde und für die mehr als 1.000 Führungskräfte von Automobilunternehmen aus zehn Ländern befragt wurden. Demnach haben sich die Probleme zwar kurzfristig lösen lassen, aber die Lieferketten wandeln sich aufgrund ihrer Komplexität und sich verändernder Faktoren weiter. Dazu zählen die Beschleunigung der Produktion von Elektrofahrzeugen (EV), neue regulatorische Maßnahmen und die Einführung von mehr softwarebasierten Funktionen wie ADAS (Advanced Driver Assistance Systems), die die Nachfrage nach Halbleitern erhöhen.

Die Branche stellt sich um

Eine globale Neuausrichtung ist im Gange, da die Beschaffung an Offshore-Standorten in den letzten zwei Jahren um 22 Prozent zurückgegangen ist. Europa führt diesen Trend an und hat die Offshore-Beschaffung seit 2021 um ein Viertel (25 Prozent) reduziert. In Deutschland fällt der Rückgang mit 27 Prozent am höchsten aus. Dahinter folgen die Region Asien-Pazifik und die USA, die die Offshore-Beschaffung um 20 Prozent bzw. 18 Prozent reduziert haben. Der Studie zufolge erwarten die Automobilunternehmen, dass die Beschaffung aus Offshoring-Standorten bis 2025 um weitere 19 Prozent zurückgehen wird, da die Produktion von Elektrofahrzeugen steigt und die Herstellung von wichtigen Elektronikkomponenten verlagert wird.

Nachhaltige Lieferketten wenig im Fokus

Mehrere aufeinanderfolgende Krisen in der Lieferkette haben die Automobilhersteller Zeit gekostet und die Aufmerksamkeit und Investitionen von Nachhaltigkeitsinitiativen abgelenkt. Infolgedessen wird Nachhaltigkeit derzeit von vielen nicht als Priorität angesehen. Nur 37 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass Themen wie das Management des CO2-Fußabdrucks und Umweltrisiken die Entscheidungsfindung in der Lieferkette beeinflussen. Das rückläufige Investitionsverhalten in der gesamten Branche spiegelt diesen Trend wider: Während die Gesamtinvestitionen der OEMs in die Nachhaltigkeit der Lieferkette auf dem Niveau des Vorjahres liegen, sind die jährlichen Investitionen der Zulieferer mit 17 Prozent deutlich zurückgegangen. Obwohl Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft Schlüsselkomponenten für den Aufbau einer widerstandsfähigeren Lieferkette und zukunftssicherer Unternehmen sind, hat sich die Ausweitung von Initiativen zur Kreislaufwirtschaft aufgrund eines Mangels an Lieferanten von Recyclingmaterialien (und den Materialien selbst) verzögert.

Investitionen in Versorgungssicherheit

Aufgrund der Nachfrage nach softwarebasierten Funktionen und Dienstleistungen ist der durchschnittliche Anteil von Halbleitern und Sensoren am Fahrzeugwert in den letzten zwei Jahren um 51 Prozent gestiegen. Es wird erwartet, dass dieser Anteil zwischen 2023 und 2025 um weitere 46 Prozent steigen wird. Allerdings sieht nur die Hälfte der OEMs die derzeitige Versorgung mit Halbleiterkomponenten als gesichert an. Von diesen gaben 70 Prozent an, dass der Großteil der Lieferungen derzeit aus China, Taiwan, Japan und Korea kommt. Um eine höhere Versorgungssicherheit zu erreichen, investieren die OEMs in alternative Beschaffungsmethoden und entfernen sich von den Tier-1- und Tier-2-Lieferanten. Außerdem haben sich die OEMs die Rohstoffe für EV-Batterien im Durchschnitt nur für drei Jahre gesichert.

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Mechanik

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert